Am Freitag hatte Tesla mit der Nachricht aufhorchen lassen, dass der Elektroautobauer eine potenzielle Förderung in der Höhe von über einer Milliarde Euro für die Batteriezellenfertigung im brandenburgischen Grünheide ausgeschlagen hat. Da scheint eine E-Mail, die Konzernchef Elon Musk an seine Mitarbeiter:innen geschrieben hat, nicht so recht ins Bild zu passen. Denn Musk will, dass sich Tesla in den verbleibenden Wochen darauf konzentriert, die Kosten für die Auslieferungen so gering wie möglich zu halten.
Tesla: Bei Auslieferungen nichts überstürzen
Entsprechend sollen – anders als normalerweise in Richtung Quartalsende – nicht alle Ressourcen ausgeschöpft werden, um die Quartalsziele zu erreichen. Die Mitarbeiter:innen sollten es bei Herstellung und Auslieferung nicht überstürzen. Im Klartext: keine Überstunden und keine zusätzlich eingestellten befristeten Leiharbeiter:innen im großen Stil. Musk forderte die Tesla-Mitarbeiter:innen in der CNBC vorliegenden E-Mail auf, sich stattdessen vorzustellen, der Begriff Quartalsende würde nicht existieren.
Bisher, so Musk, habe Tesla zum Ende jedes Quartals hin „wie verrückt“ versucht, die Zahl der Auslieferungen zu maximieren – mit dem Ergebnis, dass diese zu Beginn des nächsten Quartals regelmäßig einbrachen. Über einen längeren Zeitraum hin bedeute dies entsprechend keine dauerhaft gestiegenen Auslieferungen. Stattdessen habe Tesla unnütz viel Geld ausgegeben, und die Mitarbeiter:innen seien ausgebrannt. Darüber hinaus würden aktuell ohnehin noch jede Menge Teslas auf dem Schiffsweg von China aus in die USA und Europa sowie von Kalifornien aus an die US-Ostküste unterwegs sein, sodass zum Quartalsende hin noch einmal höhere Auslieferungen zu erwarten seien.
Davon, dass der Mangel an Chips und anderen Zubehörteilen die Produktion hemme, schrieb Musk in der aktuellen E-Mail nichts. Dabei leidet die Autoindustrie seit Monaten unter entsprechenden Einschränkungen. Zuletzt hatte VW-Chef Herbert Diess zwar erklärt, dass die schlimmste Phase des Chipmangels vorbei sei. VW werde aber auch 2022 nicht jedes Auto bauen können, das es wolle. Tesla-Chef Musk hatte wiederholt wissen lassen, dass die Nachfrage die Produktion übersteige.
Rekordverkäufe: Sprudelnde Gewinne bei Tesla
Kein Wunder also, dass es bei Tesla zuletzt überaus gut lief – auch wenn manch Kund:in etwas länger als erwartet auf das gekaufte Fahrzeug warten muss. Im dritten Quartal fuhr Tesla zum zweiten Mal überhaupt einen Gewinn von über einer Milliarde US-Dollar (1,62 Milliarden Dollar) ein – nach 333 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Der Umsatz belief sich auf 13,76 Milliarden Dollar. Bei den Auslieferungen gibt es kein klares Ziel für das laufende Jahr.
In den ersten neun Monaten hatte Tesla 627.350 E-Autos ausgeliefert und damit mehr als im gesamten Jahr 2020 (knapp 500.000). Geht man von den 50 Prozent jährlichem Wachstum aus, die Tesla zuletzt mittelfristig in Aussicht gestellt hat, müssten am Jahresende unter dem Strich insgesamt 750.000 ausgelieferte Fahrzeuge stehen. Vielleicht ist dieses Ziel schon ganz nahe und Musk hat deshalb entschieden, dieses Mal nicht noch einmal extra aufs Gas zu drücken.