Nasa: „Fliegende Untertasse“ soll Menschen auf den Mars bringen
Am Donnerstagmorgen hat die Nasa einen aufblasbaren XXL-Hitzeschutzschild in den Orbit gesandt und ihn im Anschluss im Ozean in der Nähe von Hawaii wieder landen lassen. Man könnte ihn auch „Hüpfburg aus dem Weltraum“ nennen – allerdings haben die Verantwortlichen der Mission ein Problem mit diesem Begriff.
93-Millionen-Dollar-Projekt mit faszinierender Technologie
„Ich würde sagen, das wäre ungenau“, sagte Neil Cheatwood, Hauptforscher des Loftid-Projekts, in einem Interview mit der New York Times über den nicht ganz passenden Vergleich. Eine Untertasse, die im aufgeblasenen Zustand etwa sechs Meter breit ist, würde das Gerät besser beschreiben. Es bestehe aus Stoffschichten, die einen Sturz in die Atmosphäre mit knapp 29.000 Kilometern pro Stunde und Temperaturen mit bis zu 1.650 Grad Celsius überleben können.
Für Marslandungen und den Wiedereintritt schwerer Nutzlasten in die Erdatmosphäre braucht die Nasa größere Hitzeschutzschilde, die dabei helfen, die Fläche zu vergrößern, sodass Raumschiffe abgebremst werden. Und hier kommt Loftid (kurz für Low Earth Orbit Flight Test of an Inflatable Decelerator) ins Spiel, ein aufblasbarer Hitzeschutzschild in einem 93-Millionen-US-Dollar-Projekt, ausgestattet mit einer faszinierenden Technologie, der die Nasa dem Ziel näher bringt, Menschen eines Tages sicher auf die Marsoberfläche zu transportieren.
Die Weltraumagentur hat in seinen jüngsten Versuchen eine Reihe von Roboterfahrzeugen auf dem Mars landen lassen – allerdings nur für Nutzlasten mit einem Gewicht von bis zu 1,5 Tonnen. Das reicht nicht für die größeren Lander von 20 Tonnen oder mehr, die für Menschen und Vorräte zum Überleben auf dem roten Planeten benötigt würden. Das würde einen Hitzeschild mit einem Durchmesser von etwa neun Metern erfordern, sagte Cheatwood.
Test der Nasa verläuft erfolgreich
Der Test des sechs Meter großen Schildes wurde live auf Nasa-TV übertragen. Loftid wurde an Bord der Centaur-Oberstufe einer Atlas-V-Rakete zusammen mit dem Wettersatelliten JPSS-2 in den Orbit geschossen. Der Wiedereintritt aus dem Erdorbit fand in voller Geschwindigkeit statt.
„Das ist eine der entscheidendsten Technologien, die wir derzeit mit dieser Mission und auch mit diesem ersten erfolgreichen Orbitalflug und der Landung etablieren“, sagte Jim Reuter, stellvertretender Administrator der Nasa für die Missionsdirektion für Weltraumtechnologie, während des Nasa-TV-Livestreams kurz nach der Landung von Loftid im Wasser.
Die Rückkehrkapsel landete mit einem Fallschirm um 13:03 Uhr (MEZ) im Pazifischen Ozean, etwa 800 Kilometer von Hawaii entfernt. Wann Loftid eingesetzt werden kann, um Raumschiffe mit Menschen an Bord abzufangen, ist nicht bekannt. Doch die Nasa ist sicher: „Die Technologie könnte weiterentwickelt werden, um bemannte und große Robotermissionen zu Zielen wie Mars, Venus und Titan zu unterstützen und schwerere Nutzlasten zur Erde zurückzubringen.“