Nasa will keine 2. Challenger-Katastrophe: Wann kommt die Starliner-Crew zurück?

Am 28. Januar 1986 explodierte die Raumfähre Challenger kurz nach dem Start. Die Besatzung kam dabei ums Leben. Mit der Columbia brach 17 Jahre später ein weiteres Space-Shuttle der Nasa beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinander. Alle sieben Besatzungsmitglieder starben.
Starliner-Entscheidung: Nasa will genau abwägen
Auf diese beiden Katastrophen beruft sich die Nasa derzeit, wenn es darum geht, die weiter andauernde Entscheidung über Art und Zeitpunkt der Rückkehr der Starliner-Crew zu erklären. Damals seien warnende Stimmen ignoriert worden, so Russ DeLoach, Sicherheitschef der Nasa.
Dieses Mal sollen alle Meinungen gehört und abgewogen werden, so DeLoach. „Wir verfügen nicht über genügend Erkenntnisse und Daten, um eine einfache, eindeutige Berechnung durchzuführen“, zitiert Fastcompany den Nasa-Ingenieur. Man habe aber noch genügend Zeit, um Starliner-Kapsel und -Astronaut:innen zur Erde zurückzubringen und werde diese Zeit weise nutzen.
Triebwerke der Kapsel im Visier
Laut Nasa soll die Entscheidung Ende nächster oder Anfang der übernächsten Woche getroffen werden. Noch analysiere man Daten. Insbesondere die Triebwerke bereiten den Expert:innen offenbar Sorgen. Denn diese sind entscheidend dafür, dass die Kapsel sich vor dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre in die richtige Position begeben kann.
Mit ihrem vorsichtigen Vorgehen stellt sich die Nasa gegen Starliner-Hersteller Boeing. Dem krisengeschüttelten Unternehmen zufolge sei die Kapsel jederzeit in der Lage, die Crew sicher zur Erde zurückzubringen.
Anfang August hatte Boeing eine Liste mit Tests veröffentlicht, die in den vergangenen Wochen an den Triebwerken im Weltraum sowie bei einem Schwestermodell auf der Erde durchgeführt worden waren. Die Nasa scheint dem Ganzen aber nicht so recht zu trauen.
SpaceX-Rettung als Alternative
Eine mögliche Alternative ist, dass die Starliner-Crew mit der kommenden Crew-9-Mission von Boeings Erzrivalen SpaceX zur Erde zurückgebracht wird. Das würde allerdings bedeuten, dass die Starliner-Crew, die eigentlich nur ein paar Tage auf der ISS zubringen sollte, dort bis Anfang 2025 festhängen würde. Außerdem könnten dann nur zwei statt der geplanten vier Crew-Mitglieder zur ISS mitkommen.
Und ein weiteres Problem scheint der Nasa Sorgen zu bereiten: Die Starliner-Kapsel kann wohl nicht ohne ein Softwareupdate autonom von der ISS abdocken und zur Erde zurückkehren, wenn keine menschliche Crew an Bord ist. Anderenfalls droht eine Beschädigung der Andockstation.
Boeing: Langwieriges Softwareupdate
Das Softwareupdate wiederum soll nicht nur wichtig, sondern auch sehr kompliziert sein. Es könnte vier Wochen dauern, bis das Ganze komplett ist. Die eigentlich für Mitte August geplante Crew-9-Mission ist entsprechend schon einmal um über einen Monat verschoben worden und soll jetzt frühestens am 24. September zur ISS starten.