Apple hat die App „Smart Voting“, die von Anhängern des prominenten Putin-Kritikers Alexej Nawalny betrieben wird, wieder in den russischen App-Store eingestellt. Das berichtet die Washington Post. Auch Nawalnys Kampagnenchef Leonid Wolkow bestätigt den Vorgang.
Smart Voting wollte unabhängige Parlaments-Kandidaten unterstützen
Die App war sowohl durch Apple als auch Google im vergangenen Herbst entfernt worden, nachdem der Kreml gedroht hatte, führende Unternehmensvertreter in Russland strafrechtlich zu verfolgen und in Haft zu nehmen, sollte die App nicht offline genommen werden. Die russische Regierung wollte die App unbedingt vor den Parlamentswahlen in Russland entfernt sehen.
Das liegt daran, dass die Smart-Voting-App darauf ausgerichtet ist, Bürgerinnen und Bürgern in Russland dabei zu helfen, Stimmen gegen die regierende Partei „Einiges Russland“ zu sammeln, die de facto von Wladimir Putin geführt wird. Dazu sollen in der App mehr als Tausend Kandidatinnen und Kandidaten gelistet gewesen sein, die man hätte unterstützen können.
Google hatte die App schon kurz nach der Wahl wieder in den App-Store zurückgebracht, Apple ließ sie bis jetzt außen vor. Wieso Apple Smart Voting ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt wieder zum Download bereitstellt, ist unklar. Allgemein gilt Apple indes als durchaus bereit, Apps auf Wunsch von Regierungen offline zu nehmen. Der kalifornische iPhone-Hersteller hatte etwa in China schon häufiger Protest- und Medien-Apps auf Verlangen der Regierung entfernt und war dafür in die Kritik geraten. Apple hatte stets betont, sich an „lokale Gesetze“ zu halten.
Aktivisten rufen dazu auf, Apps auch in Russland weiterzuverbreiten
Apples Kehrtwende erfolgt nun inmitten steigender Spannungen zwischen Russland und vornehmlich westlichen Unternehmen, die sich seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zunehmend aus dem russischen Markt zurückziehen oder wenigstens ihre Aktivitäten einschränken. Das gefällt nicht nur in Russland nicht jedem.
So argumentieren etwa Bürgerrechtsgruppen, dass Apple und andere Tech-Unternehmen dem russischen Volk durch einen Rückzug die letzten Möglichkeiten nehmen würden, unabhängige Nachrichtenquellen zu finden oder mit Aktivisten und gemeinnützigen Organisationen in Verbindung zu treten, um etwas gegen den Krieg in der Ukraine zu unternehmen.
Anders als Websites, die verhältnismäßig leicht blockiert werden können, sind Apps in Russland derzeit besonders wichtig. Denn der Zensurapparat des Landes ist nicht in der Lage, Inhalte zu blockieren, die innerhalb installierter Apps auf die Smartphones ihrer Nutzenden gelangen. Verschiedene Websites versuchen sich ähnlich unzerstörbar zu positionieren. So haben etwa die BBC und Twitter Versionen ihrer Websites veröffentlicht, die für den zensurresistenten Tor-Browser ausgelegt sind.