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Kolumne

Nein sagen im Job: Ablehnung ist okay, Runtermachen jedoch nicht

Du hast Nein gesagt? Gut so! Doch überbordende Rechtfertigung zerstört die Beziehung. Jetzt wäre ein guter Moment, um die Klappe zu halten.

5 Min.
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Nein zu sagen ist wichtig. Doch wie? (Foto: Shutterstock/Reezky Pradata)

Neulich bin ich mit einer Idee gescheitert. Und wie das mit dem Scheitern so ist, habe ich etwas dabei gelernt. In diesem Fall über das Neinsagen. Nein sagen fällt keinem von uns leicht, aber das Leben bringt es und zwangsläufig irgendwann bei. Ein gutes Nein stärkt jede Beziehung, doch man sollte einen Fehler danach nicht machen: weiterreden. Denn das Risiko ist groß, der Beziehung damit nachhaltig zu schaden.

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Hier ist die Geschichte: Ich wollte ein kleines Projekt starten und trug es an geeigneter Stelle vor. Zu dem Konzern hätte mein Projekt passen können (fand ich). Meine Ansprechpartnerin fand die Idee toll, trug sie in ihr Team und richtete mir wenige Tage später die Absage aus. Begründung: Zweifel an den Fakten, die ich zugrunde gelegt hatte.

Das wunderte mich zwar, kommt aber vor und ist in Ordnung. Ich stellte meine Idee woanders vor und bekam sofort das Go. Später am Tag dankte ich ihr für die schnelle Rückmeldung und erwähnte, dass ich mein Projekt nun an anderer Stelle starten würde.

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Und genau bis zu diesem Moment war alles in Ordnung. Etwas später hüpfte das Icon meines Mailclients erneut. Sie erklärte mir ausführlich, warum die Absage ihres Teams richtig war – und meine Idee, mein Projekt und meine ganze Anfrage ein Fehler.

Ich so: 😳

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Ablehnung schmerzt – ablehnen schmerzt mehr

Nein sagen ist unglaublich wichtig. Und vielen Menschen fällt es schwer. Ungeplante Überstunden, Hilfe bei einem Projekt, Teamarbeit, Schokolade nach dem Zähneputzen – manchmal geht’s nicht, manchmal will man nicht. Gelernt haben wir: Sag Nein, begründe es und es wird schon passen. Fühlt sich der sachliche Weg zu hart an, ist die Sandwich-Methode ein Ausweg:

  1. Ich hab dich lieb.
  2. Nein.
    (2,5. weil …)
  3. Ich finde dich toll.

Doch Nein sagen belastet die Psyche. Wer eine Bitte oder einen Vorschlag ablehnt, beeinträchtigt potenziell die Zusammenarbeit, das Zusammenleben oder die Freundschaft.

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Auf einer rationalen Ebene können wir sagen: Was ein Nein mit einer Beziehung macht, hängt von der Person ab, die es hört. Wer Nein sagt, übergibt die Verantwortung für das weitere Verhältnis an das Gegenüber – damit aber auch die Kontrolle.

Je besser man einander kennt, desto sicherer ist diese Situation. Es gibt ein soziales Kapital, das die Verbindung auch in Momenten der Ablehnung stärkt. Ist dieses soziale Kapital gering oder ist sich die absagende Person in ihrer Rolle unsicher, dann ist die Lage anders. Eine solche Situation fühlt sich dann an wie eiskalter Wind auf weiter Fläche. Nein sagen kann Ängste erzeugen, manchmal nur unterschwellig.

Angriff ist die schädlichste Form der Verteidigung

Und nun passiert unter Umständen etwas sehr Absurdes: Die Person, die Nein gesagt hat und die Beziehung schützen will, tut dies, indem sie sich über die sachliche Begründung hinaus rechtfertigt. Sie schützt sich selbst auf Kosten der anderen Person. Die Erläuterung wird so zum Angriff: Ich musste ablehnen – und eigentlich hättest du gar nicht fragen dürfen. Wenn die Absage als alternativlos dargestellt wird, dann wird die Frage zum Problem. Und wenn die Verteidigung zum Angriff wird, dann leidet die Beziehung. Wer wäre so blöd, noch einmal zu fragen?

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Wir sehen hier eine Form der Selbstvalidierung. Validierung ist eine Methode aus der Psychotherapie: Eine Person erzählt, die andere nutzt verschiedene Techniken, um Gefühle anzuerkennen. So entsteht die Einsicht: Was ich gesagt, getan oder gefühlt habe, war aus meiner Perspektive berechtigt. In dieser Validierung liegt die Chance auf Entspannung. Das Selbst muss nicht mehr hinterfragt werden.

Die Psychotherapie würde jetzt eigentlich damit weitermachen, Alternativen aufzuzeigen. Wer aber sein Nein schützen will, der blendet Alternativen bewusst aus. Das ist in Ordnung, solang es nur im eigenen Kopf passiert. Ein Nein muss nicht für alle nachvollziehbar sein.

The Subtle Art of Klappehalten

Das Nein wird zum Problem, wenn die andere Person die Gründe übernehmen soll. Denn das wird sie in der Regel nicht tun. Warum auch? Er oder sie hatte Gründe für die Frage. Ablehnung tut weh, gehört aber zum Leben dazu. Das Gleiche gilt für das Neinsagen.

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Im Arbeitskontext gilt: Hast du es in eine Position gebracht, die es dir erlaubt und von dir verlangt, gelegentlich Nein zu sagen, dann musst du das aushalten. Fehlt dir die Fähigkeit, deine Emotionen zu regulieren, dann eigne sie dir an. „Das verstehst du doch, oder?“, ist die Bitte um Trost an jemanden, der für deine Gefühle keine Verantwortung trägt.

Ebenso lernen Menschen, ein Nein zu akzeptieren. Sie entscheiden täglich, wann sie kämpfen und wann sie sich neu ausrichten. Aber sich voll in die Gedankenwelt der Absage hineinbegeben, das Nein akzeptieren, internalisieren, sich die Gründe zu eigen machen? Warum sollte das irgendjemand wollen? Wäre jedes Nein das Ende allen Strebens gewesen, hätten wir keine Autos, kein Telefon und kein Internet, keinen Harry Potter.

Die Alternative ist so viel einfacher

Wer nach einem Nein die Beziehung schützen will, kann sich dafür einen Werkzeugkasten zurechtlegen. Dabei ist es unerheblich, ob du der anderen Person nicht helfen konntest oder wolltest, ob die Zusammenarbeit nicht passte oder was auch immer sonst zum Nein geführt hat. Löst euch von dem Thema und macht anders weiter. Das hier könntest du probieren:

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1. Kontakt suchen

Der einfachste Weg, eine professionelle Beziehung auch außerhalb der Zusammenarbeit zu erhalten, ist Kontakt. Und nach einem Nein kann das unangenehm sein – aber gerade dann bringt Kontakt so viel. Schreib etwas später eine Nachricht, es ist wirklich so einfach: Schade, dass es diesmal nicht gepasst hat. Trinken wir morgen einen Kaffee?

2. Kompetenz betonen

Anerkennung und Wertschätzung funktionieren immer. Wenn dir etwas an der Zusammenarbeit liegt, dann sag das auch: Dein Beitrag bei Projekt X war super. Diesmal hat es leider nicht gepasst, aber wir schätzen deine Arbeit.

3. In die Zukunft denken

Du willst mit der Person noch zusammenarbeiten? Ein paar Stunden nach einem Nein ist ein guter Moment, um das zu sagen: Hey, tut mir leid, dass es diesmal nicht geklappt hat. Lass uns bald wieder über Ideen sprechen.

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Es gibt nur ein einziges No-Go: Rechtfertige dich nicht. Du wirst ihn oder sie nicht davon überzeugen können, warum die Frage falsch war. Du hast wahrscheinlich auch gar kein Recht dazu. Ich erkläre meiner Vierjährigen ja auch nicht, warum sie mich nach dem Zähneputzen nicht nach Schokolade fragen darf. Fragen ist in der Regel erlaubt, Nein sagen auch. So viel Respekt muss sein.

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