Im September 2019 hatte BMW seine Plattformstrategie mit dem Slogan „Power of Choice“ angekündigt und erklärt, man wolle sich nicht einzig und allein auf eine Antriebsstrategie festlegen. Der Konzern sehe weiterhin vor, neben Elektroantrieben auch Modelle mit Benzin- und Diesel-Antrieben anzubieten. Alle Antriebsarten sollen aus Kostengründen auf ein und derselben Architektur basieren, um sie auf einem Band produzieren zu können. Auf Druck des Betriebsrats soll BMWs Management nun nachgegeben und einen Strategiewechsel angekündigt haben.
BMW: E-Auto-Plattform wird zur Chefsache
„Wir richten unsere Fahrzeugarchitektur ab Mitte des Jahrzehnts neu aus“, erklärte BMW-Chef Zispe im Zuge der Veröffentlichung der aktuellen Quartalszahlen, und kündigte einen neuen Fokus auf Elektromobilität an: „Unsere neue Cluster-Architektur ist auf elektrische Antriebe ausgerichtet.“ Bis sie einsatzbereit ist, werden jedoch noch ein paar Jahre vergehen, wie Zispe erläutert. Sie soll erstmals nach 2025 im neuen Werk in Ungarn zum Einsatz kommen: „Unser neues Werk in Ungarn spielt hier eine Schlüsselrolle. Dort läuft ab Mitte dieses Jahrzehnts die neue BEV-zentrierte Architektur an.“
Laut dem BMW-Chef wird der neue Entwicklungsbereich direkt an ihn berichten. Er sei „mit allen Ressorts organisatorisch vernetzt – Märkte, Finanzen, Beschaffung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb“. Auf diesem Wege behalte man „mehr Durchgriff“, ferner könne schneller entwickelt werden – sowohl intern als auch mit Partnern. „Ziel ist es, mit der neuen Architektur ein Gesamtoptimum zu schaffen.“
BMW-Betriebsrat: E-Auto-Plattform „dringend erforderlich“
Wie die Automobilwoche berichtet, sei der Strategiewechsel BMWs vor allem vom Betriebsrat schon im Sommer gefordert worden. „Nur mit einer eigenen E-Architektur können wir die Vorteile eines Elektrofahrzeugs voll ausschöpfen“, erklärte Betriebsratschef Manfred Schon bereits vor Monaten. Bei der bislang verfolgten flexiblen Architektur für alle Antriebe müsse man zu viele Kompromisse eingehen, so Schon. Um nicht von den Mitbewerbern aus Kalifornien oder China überholt zu werden, sei „eine E-Plattform für BMW dringend erforderlich“.
Die neue Abteilung wurde nach Angaben von Entwicklungsvorstand Frank Weber nicht erst jetzt gegründet, sondern schon im Juli. Dabei handle es sich Weber zufolge bisher nur um eine „sehr kleine Truppe, die das vorbereitet“, berichtet die Automobilwoche.
BMW geht davon aus, dass die Nachfrage nach vollelektrischen Autos bis 2025 weiter deutlich ansteigen wird. Daher glaubt der Konzern mit Phase drei seiner internen Transformation ein gutes Timing zu haben. Bis Mitte 2025 dürften andere Hersteller mit ihren E-Mobilitätsplänen jedoch schon ein Stück weiter sein, wenn man sich etwa die Ambitionen VWs ansieht, die schon ihre ersten Fahrzeuge auf ihrer speziell für E-Autos konzipierten Plattform MEB von den Bändern laufen lassen. Auch Daimler plant eine eigene Elektroplattform.
In den nächsten Tagen wird BMW seinen neuen Stromer iX3 auf die Straße bringen. Im nächsten Jahr plant der Autobauer zudem den Start seines BMW i4, der im Münchener Werk gefertigt wird und bis zu 600 Kilometer elektrisch fahren soll. Am 11. November wird der Hersteller sein Topmodell iNext enthüllen, das mit vielen technischen Finessen und neuem Bediensystem ausgestattet sein soll.
Zu weiteren vollelektrische Modellen gehören der 5er, der BMW X1 und der nächste 7er. Gemäß der noch noch aktuellen Strategie sollen die Fahrzeuge neben einer reinen Elektrovariante zusätzlich mit den Antriebsarten Benziner, Diesel und Plug-in-Hybrid verfügbar sein. Innerhalb der nächsten zehn Jahre beabsichtigt die BMW Group mehr als sieben Millionen elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße zu haben – zwei Drittel davon sollen vollelektrisch sein.