Neuralink-Patient spielt Onlineschach: Warum ein Experte keinen Durchbruch sieht

In Zukunft will Elon Musk mit Neuralink Erblindungen verhindern und Krankheiten – wie realistisch das ist, ist eine andere Frage. (Foto: Shutterstock/T. Schneider)
Noland Arbaugh ist der erste Mensch, dem Elon Musks Unternehmen Neuralink ein Gehirnimplantat eingesetzt hat. Seit einem Tauchunfall vor acht Jahren ist er querschnittsgelähmt. Mithilfe des Implantats soll er seinen Computer nun über seine Gedanken steuern können. Arbaugh demonstriert das in einem Livestream auf der ehemals Twitter genannten Plattform X.
Vergleiche mit Star Wars
Ein Ingenieur des Unternehmens filmt Arbaugh dabei, wie er an einem Macbook ein Online-Schachspiel spielt und die Musikwiedergabe steuert. „Im Grunde ist es so, als würde man den Cursor mit der Macht bewegen“, beschreibt Arbaugh die Erfahrung und spielt damit auf die Star-Wars-Reihe an. Er liebe es, Schach zu spielen, sagt er. In den vergangenen Jahren sei er dazu aber kaum in der Lage gewesen. Zuvor habe er einen Mundstab verwendet, „aber jetzt wird alles mit meinem Gehirn erledigt“, so Arbaugh weiter. Außerdem spielt er gern das Strategiespiel Civilization VI. Vorher war er dabei auf die Hilfe seiner Familie angewiesen.
Sein Eingriff für das Implantant erfolgte im Januar. Dabei wird das Implantat mit 64 sehr dünnen Fäden mit dem Gehirn verbunden. Die Aufzeichnung der Aktivitäten geschieht über 1.024 Elektroden. Für den nötigen Strom sorgt ein Akku, der induktiv geladen werden kann. „Die Operation war supereinfach“, so Arbaugh. Kognitive Schäden habe er nicht davongetragen. Am nächsten Tag hätte er das Krankenhaus schon wieder verlassen dürfen.
Er räumt aber auch ein: „Das Implantat ist nicht perfekt.“ Man sei auch schon auf einige Probleme gestoßen und er wolle nicht, dass die Leute denken, dass das Ende des Weges schon erreicht sei. Dennoch sagt Arbaugh, dass Neuralink sein Leben bereits verändert habe.
Kritik an Neuralink
Derzeit handelt es sich bei Neuralink noch nicht um ein Massenprodukt, sondern um eine von der US-Medizinbehörde genehmigte klinische Studie. Interessierte können sich bei dem Unternehmen registrieren. Tausende sollen sich bereits angemeldet haben, berichtete Bloomberg im November 2023.
Technisch sei Neuralink kein Durchbruch. Das sagte Kip Ludwig, der ehemalige Programmdirektor für Neuraltechnik an den US-amerikanischen National Institutes of Health gegenüber Reuters. Man befinde sich nach der Implantation noch ganz am Anfang, für Neuralink und den Patienten gebe es noch viel zu lernen, „um die Menge an Informationen zu maximieren, die für die Steuerung zur Verfügung stehen“, so Ludwig weiter. Die Entwicklung sieht er aber positiv: „Es ist sicherlich ein guter Startpunkt.“