Wegen eines Tippfehlers: Niederländer bekommt Millionen E-Mails des US-Militärs

Millionen für die US-Armee bestimmter E-Mails sind in Mali gelandet. (Foto: bbernard/Shutterstock)
Seit mehr als zehn Jahren weist der niederländische Internetunternehmer Johannes Zuurbier schon darauf hin, dass immer wieder E-Mails, die eigentlich an das US-Militär gehen sollen, aus Versehen in Mali landen. Zuurbier verwaltet die malische Länderdomain .ml.
Das Problem: Das US-Militär nutzt die Domainendung .mil – offensichtlich, dass das leicht zu versehentlichen Fehlsendungen führen kann. Bisher scheint das US-Militär der potenzielle Abfluss von E-Mails mit teils sensiblen Inhalten nicht weiter zu stören.
Jedenfalls kommen auch jetzt noch täglich Hunderte E-Mails bei Zuurbier an. Allein seit Anfang dieses Jahres hat Zuurbier eigenen Angaben nach fast 117.000 dieser fehlgeleiteten E-Mails abgefangen. In den vergangenen Jahren soll die Zahl solcher Mails in die Millionen gegangen sein.
Anfang Juli 2023 hat Zuurbier in einer E-Mail an US-Verantwortliche noch einmal Alarm geschlagen, wie die Financial Times (FT) schreibt. „Dieses Risiko ist real und könnte von Gegnern der USA ausgenutzt werden“, so der Niederländer.
Hintergrund: Der Vertrag Zuurbiers zur Verwaltung der malischen Länderdomain läuft in den kommenden Tagen aus. Dann hätte die malische Regierung direkten Zugriff auf die E-Mails. Mali ist ein enger Verbündeter Russlands.
In den E-Mails befinden sich laut Zuurbier hochsensible Informationen wie diplomatische Dokumente, Reisedaten hochrangiger Offizieller, Steuererklärungen sowie Passwörter. Auch persönliche Daten von US-Militärangehörigen und ihren Familien hat Zuurbier schon gefunden.
Für potenzielle militärische Gegner der USA noch interessanter dürften die ebenfalls in den E-Mails zu findenden Besatzungslisten für Schiffe, Personallisten von Stützpunkten des US-Militärs, Karten von nicht öffentlich zugänglichen Anlagen und Fotos von Stützpunkten sowie Marineinspektionsberichte sein.
Heißt: Auch wenn es keine wirklich geheimen Dokumente sind, die Mali und damit Russland in die Hände fallen könnten – Geheimdienste dürften auch mit solchen Informationen eine Menge anfangen können.
US-Offizielle erklärten der FT, dass das Problem bekannt sei und das Verschicken an malische Adressen von US-Militäradressen aus blockiert werde. Das hilft allerdings wenig, wenn die Mails von extern an das US-Militär gesendet und falsch verschickt werden. Übrigens landen auch E-Mails an das niederländische Militär auf den Servern von Zurbier und seiner Firma Mali Dili. Denn die Armee der Niederlande verwendet die Domain „army.nl“.
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