Switch 2? Die Nintendo Direct hat gezeigt, wie es mit der Konsole weiter geht
Noch im vergangenen Jahr gab es viele Gerüchte darum, dass schon bald eine neue Nintendo Switch erscheinen soll. Eine Pro-Version etwa, die, ganz wie die Playstation 4 Pro, in der Mitte ihres Produktionszyklus mit etwas besserer Grafik die Konsolen-Generation verlängern soll. Oder gar eine Switch 2; eine gänzlich neue Konsole mit deutlich besserer Hardware. Schließlich erschien Ende 2021 die OLED-Version der Nintendo Switch. Sie bietet keine stärkere Hardware sondern lediglich einen OLED-Screen, bessere Lautsprecher und einen erneuerten Stand auf der Rückseite.
Doch noch immer halten sich die Gerüchte, dass Nintendo schon bald ihre äußert erfolgreiche Switch durch eine Nachfolger-Konsole ersetzen werden. Die in der vergangenen Woche abgehaltene Nintendo Direct aber dürfte deutliche Hinweise darauf gegeben haben, welche Pläne Nintendo noch hat.
„Mario Kart 8 Deluxe“ und 48 neue Kurse
Seit dem Super Nintendo hat jede Konsole von Nintendo ihre eigenes „Mario Markt“ bekommen. Die einzige Ausnahme ist die Nintendo Switch. „Mario Kart 8 Deluxe“ ist eine Portierung des achten Teils der Reihe für die erfolglose Konsole Wii U. Knapp 45 Millionen Mal hat sich das Spiel bereits verkauft. Besonders zu Beginn des Lebenszyklus der Switch war das Spiel ein System-Seller.
Es ist durchaus möglich, dass Nintendo bereits an einem „Mario Kart 9“ arbeitet, das dann schlussendlich für eine neue Konsole erscheinen wird. Auf der Nintendo Direct aber hat das Unternehmen insgesamt 48 neue Kurse für „Mario Kart 8 Deluxe“ als DLC angekündigt. Diese sollen bis Ende 2023 nach und nach in Download-Paketen von jeweils acht Strecken veröffentlicht werden.
Nintendo hat also eindeutig erkannt, wie viel Geld sie noch immer mit diesem Spiel machen können. Denn nach wie vor befindet sich „Mario Kart 8 Deluxe“ regelmäßig in den Top 10 vieler Verkaufscharts, unter anderem die der USA. Ein „Mario Kart 9“ dürfte also mindestens bis Anfang 2024 nicht erscheinen. Es würde aus unternehmerischer Sicht keinen Sinn ergeben, ein Konkurrenzprodukt auf den Markt zu bringen. Da aber die „Mario Kart“-Spiele zu den Titeln gehören, die zu Beginn einer neuen Konsolengeneration veröffentlicht werden, um die Verkäufe anzukurbeln, ist ebenso davon auszugehen, dass eine gänzlich neue Konsole nicht vor Anfang 2024 auf den Markt kommt. Gut möglich, dass es sogar noch länger dauert.
„Nintendo Switch Sports“ und der Blue Ocean
Mit der Wii hatte Nintendo auch deshalb so großen Erfolg, weil sie die sogenannte Blue-Ocean-Strategie verfolgt haben. Die Konsole hatte deutlich schlechtere Technik als die Konkurrenz Playstation 3 und Xbox 360. Auf dem Blatt konnte das Unternehmen also eigentlich nicht mithalten. Dennoch hat sich die Wii über 100 Millionen Mal verkauft. Denn Nintendo hatte sich ein Alleinstellungsmerkmal kreiert und damit einen Markt angesprochen, der eigentlich nicht unbedingt Videospiele spielt. Ein Grund für diesen Erfolg war damals „Wii Sports“, das mit der Konsole verkauft wurde und direkt die Bewegungssteuerung der Konsole demonstrierte.
In der Nintendo Direct hat das Unternehmen einen Nachfolger des Spiels angekündigt. Mit Spielen wie „1,2 Switch“ hat Nintendo schon vorher versucht, den sogenannten Casual-Markt anzusprechen. Doch der größte Fokus lag auf Spielen bekannter Marken wie „Zelda“, „Pokémon“ oder eben „Mario Kart“, die den großen Erfolg der Switch ausmachten. Auch ein „Animal Crossing“ hat sicherlich viele Leute an die Konsole gebracht, die eigentlich nicht oder nur wenig spielen. Doch alle Spiele sind Teile lang etablierter Reihen, die deutlich Core-Videospiele sind.
Es ist also durchaus bemerkenswert, dass Nintendo das bisher erfolgreichste „Casual-Game“ erst nach fünf Jahren auf die Switch bringt. Es ist nicht davon auszugehen, dass „Nintendo Switch Sports“ sich so oft wie „Wii Sports“ verkaufen wird. Auch dürfte es keinen so großen Hype geben wie 2006. Aber diese sehr prominente Ankündigung zeigt doch, dass Nintendo wohl nicht nächster Zeit schon eine neue Konsole veröffentlichen wird. Vielmehr scheinen sie zu versuchen, nun ein Publikum anzusprechen, das bisher nicht so stark auf der Switch vertreten ist.
Chipkrise und Pro-Version
Erst Ende 2021 hat Shundaro Furukawa, der Präsident von Nintendo gesagt, dass er der Überzeugung ist, dass die Nintendo Switch erst die Hälfte ihres Lebenszyklus erreicht hat. Das würde bedeuten, dass die Konsole erst 2026 einen Nachfolger bekommt. Sicherlich handelt es sich dabei vor allem um PR-Sprech, um Anleger nicht zu verunsichern. Aber ein Stück Wahrheit wird dran sein.
Denn in der aktuellen Lage wäre es geradezu katastrophal, eine neue Konsole auf den Markt zu bringen. Die Chipkrise ist noch immer nicht gelöst, Lieferketten können kaum aufrecht erhalten werden – ganz neue aufzubauen, um eine Konsole mit vielen Millionen Stück zum Release zu versorgen, ist nahezu unmöglich. Selbst die Switch, besonders das OLED-Modell, kann zu Stoßzeiten nicht ausreichend produziert werden. Oft sind die Regale leer. Nintendo wird auch aus diesem Grund noch abwarten wollen, neue Hardware zu veröffentlichen.
Gleichzeitig wird es aber immer deutlicher, dass es sich mit der Nintendo Switch um Hardware handelt, die schon vor fünf Jahren grafisch nicht mit der Konkurrenz mithalten kann. Sollte Nintendo wirklich noch weitere fünf Jahre warten, bis eine brandneue Konsole erscheint, so ist doch davon auszugehen, dass irgendwann eine Pro-Version auf den Markt kommt, die zumindest etwas modernere Hardware hat. Zwar geben sich Dritthersteller wie Hello Games mit „No Man’s Sky“ immer wieder groß Mühe, ihre Spiele auf die Switch zu portieren – topaktuelle Spiele schaffen es aber höchstens noch als Cloud-Version auf die Konsole.
2022 dürfte ein sehr wichtiges Jahr für Nintendo werden. Die auf der Direct gezeigten Spiele werden wohl den gewünschten Erfolg haben und die Hard- und Software-Verkäufe weiterhin hoch bleiben. Und genau jetzt dürfte auch der richtige Zeitpunkt sein, die sogenannten Casual-Gamer zumindest etwas stärker zu locken – die Käufer:innen also, denen die Grafik wirklich ganz egal ist.