Design, Haptik und Verarbeitung des Nokia Lumia 920
Nokia hat sich bezüglich des äußeren Erscheinungsbilds wie bereits beim Lumia 800 und 900 für ein Industriedesign entschieden. Allerdings haben die Finnen sich beim Gehäuse wieder etwas Neues einfallen lassen – beim Nokia N9, dem Lumia 800 und 900 hatte man das Gehäusedesign nahezu unverändert wiederverwertet. Beim Lumia 920 erinnert die Designsprache zwar noch an seine Vorgänger, das Gehäuse ist aber nun noch etwas runder geworden, was es noch mehr zum Handschmeichler macht, als es die Vorgänger ohnehin schon waren. Die Rundung setzt sich auch beim Display fort, das sich in das Gehäuse einschmiegt. Die Verarbeitung des Lumia 920 ist wie bei den meisten Nokia-Smartphones wieder vorbildlich – nichts knarzt, knirscht oder ruckelt.
Beim Lumia 800 haben bekanntlich gelegentlich die Buttons gewackelt, dies ist beim neuen Modell nicht der Fall. Lautstärkewippe, Power-Button und der dedizierte Kameraauslöser sitzen ordentlich im Gehäuse. Vergleicht man das Lumia 920 mit dem iPhone oder dem Galaxy S3, fällt das hohe Gewicht und die Dicke des Gehäuses auf. Das neue Nokia-Flaggschiff bringt etwa 180 Gramm auf die Waage und ist mit 10,7mm nicht gerade schlank. Sicherlich ist dies Geschmackssache – manche betrachten dies als „wertig“, andere einfach als „schwer“. Da das Gerät aber recht gut ausbalanciert ist, fallen die 180 Gramm aber weniger auf als man annimmt. Die Gehäusedicke des 920 ist mitunter auf die 8 Megapixel-Kamera mit PureView-Technologie zurückzuführen. Denn im Vergleich zu anderen Smartphones verfügt die mit Carl Zeiss entwickelte Kamera über einen besonders großen Sensor und einer Blende von f2.0.
Was das Lumia 920 „unter der Haube hat“ — Display, Prozessor und mehr
Nokia hat seinem Lumia 920 ein 4,5 Zoll großes Display mit einer Auflösung von 1280 x 768 Pixeln verpasst, das eine Pixeldichte von 332ppi liefert. Anstelle eines ClearBlack-Screens, wie sie im Lumia 800 und Lumia 900 zum Einsatz kamen, setzt Nokia bei seinem neuen Flaggschiff auf eine sogenannte Pure Motion HD+-Technologie. Mittels dieses Displays soll das Scrollen auf dem Bildschirm noch flüssiger vonstatten gehen, da eine sehr hohe Bildwiederholungsrate erreicht wird. Dies lässt sich zweifelsohne bestätigen. Außerdem ist es möglich, den Screen selbst mit handelsüblichen Handschuhen zu bedienen – dies ist bisher bei keinem anderen Smartphone gegeben. Bei der Handschuhbedienung muss indes ein wenig mehr Druck auf den Screen ausgeübt werden. Die Funktion des im Display verbauten Polarisationsfilters, der die Farbdarstellung bei grellen Sonnenlicht anpassen soll, konnte angesichts der Witterungsverhältnisse nicht getestet werden.
Was uns außerdem positiv am Display auffiel: Das Schwarz ist schwarz, Farben werden allgemein recht knackig darstellt, ohne übertrieben zu sein, wie es oftmals bei Super-AMOLED-Screens festzustellen ist. Bezüglich der Haptik des Displays lässt sich sagen, dass es sich butterweich über die Oberfläche gleiten lässt – bei anderen Smartphones, beispielsweise beim HTC 8X, ist ein gewisser Widerstand zu spüren. Wie bei allen aktuellen Windows-Phone-8-Modellen kommt auch beim Lumia 920 ein schneller 1,5GHz Dual-Core-S4- Snapdragon -Prozessor von Qualcomm zum Einsatz, dem 1GB RAM zur Seite stehen. An internem Speicher hat Nokia seinem Flaggschiff 32GB integriert, von denen etwa 26GB zur Verfügung stehen. Obwohl Windows Phone 8 es mittlerweile unterstützt, ist der Speicher nicht per microSD-Karte erweiterbar. In puncto Performance lassen sich keine Ruckler, Aussetzer oder Ähnliches beobachten – das System läuft flüssig, wie auch schon der Vorgänger Windows Phone 7.5.
Trotz des recht großen Displays bietet der verbaute 2.000mAh Akku eine ordentliche Laufzeit – man kommt locker über den Tag, was man bei vielen aktuellen Smartphones nicht behaupten kann. Bei mittelmäßiger Nutzung schafft man es auch über zwei Tage – die Standby-Zeit des Lumia 920 ist entsprechend gut. Wie alle Smartphones lässt sich das Gerät mittels micro-USB-Port aufladen, optional besteht außerdem die Möglichkeit es kabellos per Induktion mit Energie zu versorgen. Dafür ist der Kauf einer Induktionsladestation vonnöten, auf die das Lumia 920 gelegt wird. Dies ist durchaus eleganter, nimmt allerdings auch ein wenig mehr Zeit in Anspruch.
Technische Daten des Nokia Lumia 920:
- 4,5 Zoll PureMotion HD+ Display; WXGA (1280×768) IPS LCD
- Windows Phone 8
- 1,5 GHz Dual Core Snapdragon S4
- 1GB RAM
- 32 GB Flash-Speicher
- Microsoft Skydrive-Speicher: 7GB
- 8,7MP-PureView -Kamera mit optischer Image-Stabilisierung & Carl Zeiss Optik , f/2.0, 1/3“; Power LED-Blitz
- Frontkamera 1.2 Mpix f/2.4
- Videoaufnahme Full HD 1080p @ 30fps
- Networks: GSM 850/900/1800/1900
- WCDMA 850/900/1900/2100
- NFC Wi-Fi 802.11a/b/g/n, Wi-Fi-Hhotspot, Bluetooth 3.1,
- A-GPS/GLONASS, micro-USB , 3.5 mm
- 2.000mAh Akku
- 130,0 x 70,8 mm, 10,7mm
- 185g
Kamera des Nokia Lumia 920 mit PureView-Technologie
Nokia hat bei seinem Flaggschiff darauf geachtet, dass die Kamera etwas Besonderes ist. So hat man sich mit dem Partner Carl Zeiss zusammengetan und die PureView-Technologie entwickelt. Eine erste Version dieser Kamera-Technologie wurde bereits im 808 PureView eingesetzt, im Lumia 920 wurde diese nochmals verkleinert und optimiert. Anstelle der 41 Megapixel der 808 PureView-Kamera setzt Nokia bei seinem Windows-Phone-8-Top-Modell „nur“ auf 8,7 Megapixel. Die verbaute Kamera verfügt über einen echten Bildstabilisator – die Kamera hängt quasi an kleinen Federn, durch die Bewegungen rasch ausgeglichen werden können – Nokia nennt dies „Floating Lens Technology.“ Andere Smartphones verfügen zumeist über einen softwarebasierten Bildstabilisator. Dass diese Technologie mehr ist als reines Marketing, zeigt sich zum an Videos und Fotos, die bei Dunkelheit aufgenommen wurden und oftmals rasch verwackeln. Dank dieser Technologie kann die Blende länger offen bleiben und mehr Licht auf den Sensor gelassen werden, was hellere Bilder erzeugt. Aber auch die besonders große Linse trägt ihren Teil dazu bei, auch bei widrigen Lichtverhältnissen noch sehr gute Bilder zu produzieren.
Mit Windows Phone 8 wurden sogenannte Linsen („Lenses“) eingeführt, mit denen die native Kamera-App um zusätzliche Funktionen erweitern werden kann. Nokia hat bereits vier solcher Zusatz-Apps im Angebot. Mit der sogenannten Smart-Shoot-Linse werden fünf Bilder in Folge aufgenommen, von denen der Nutzer sich das Beste aussuchen kann. Allerdings lassen sich die Bilder auch kombinieren. Hat man beispielsweise ein Gruppenfoto geschossen, ist es möglich aus einem der Bilder ein Gesicht auszuschneiden und dieses in eines der anderen Bilder einzusetzen. Im Test stellte sich heraus, dass diese App tatsächlich recht zuverlässig funktioniert – sofern sich niemand zu stark bewegt hat.
Zu den weiteren Linsen gehören eine Panoramafunktion, die mehrere hintereinander geschossene Fotos automatisch zu einem zusammenfügt, sowie Cinemagramm. Mit Cinemagramm lassen sich bewegte GIFs erstellen. Der Nutzer kann selbst aussuchen, welcher Bereich des Bildes animiert sein soll. Wer mit den Resultaten seiner fotografischen Künste nicht vollends zufrieden ist, kann mittels des Kreativstudios ein wenig nachhelfen. Mithilfe der App kann der Nutzer seine Fotos mit Filtern versehen, beschriften, zuschneiden und weitere Dinge anstellen. Hier eine Reihe von Testfotos in Originalgröße. Zum Vergleich sind auch Bilder zu finden, die mit dem Samsung Galaxy Nexus, Lumia 800 und dem HTC 8X geschossen wurden.
Software – Exklusive Apps aus dem Hause Nokia
Nokia hat seinen Windows-Phone-Modellen eine Reihe an Apps aus eigener Entwicklung verpasst, mit denen sich die Finnen von den Mitbewerbern wie HTC (8X und 8S) und Samsung (Ativ S) abheben wollen. Zwar haben alle Windows-Phone 8-Modelle die Kartensoftware von Nokia an Bord, die Finnen legen allerdings noch zum Teil recht praktische weitere Applikationen drauf. Beispielsweise lassen sich mittels „Nokia Bus und Bahn“ Nahverkehrsverbindungen anzeigen und der Nutzer kann sich zu Stationen in der Nähe lotsen lassen. Diese App funktioniert derzeit aber wohl nur in Berlin Brandenburg – weitere Regionen sollen allerdings folgen. Als Berliner weiß ich diese Anwendung zu schätzen.
Als weitere nette Spielerei ist die Augmented-Reality-App City Kompass an Bord, mit der sich der Nutzer diverse Orte, nach Kategorien sortiert, auf eine Karte anzeigen lassen kann. Neben interessanten Orten in der Nähe erhält man außerdem Bewertungen und die konkrete Adresse. Auf Wunsch kann der Ort auch auf der Karte angezeigt werden.
Im Unterschied zum Standard-Windows-8-Kartenmaterial, das Karten für über 100 Länder bietet und auch offline bereitgestellt werden kann, liefert Nokia seine neuen Lumias mit der Nokia Drive-Beta-App aus, die mit einer vollständigen Turn-by-Turn-Navigation inklusive Sprachausgabe ausgestattet ist – für Autofahrer sicherlich eine sehr interessante Sache. Darüber hinaus enthält die Karten-App die Funktion „Meine Strecken“, mit der sich der tägliche Weg zur Arbeit mit aktuellen Verkehrsinformationen verknüpfen lässt. Mithilfe dieses Features werden dem Nutzer die schnellsten Strecken herausgesucht, sodass beispielsweise Staus und zähfließender Verkehr umfahren werden können.
Nicht nur Location-Services haben die Finnen in ihrem Bonus-Programm, auch wenn dieser Zweig eines der großen Standbeine Nokias ist – schließlich kommt in 9 von 10 Navis Kartenmaterial von Nokia zum Einsatz –, auch im Bereich Unterhaltung gibt es nennenswerte Apps. Die Musik-Streaming-Anwendung „Mix Radio“, die bereits in der Lumia-Vorgänger-Generation zum Einsatz kam, ist auch in den neuen Modellen zu finden. Mit dieser kostenlosen App lassen sich verschiedene Musik-Mixe aus diversen Musik-Genres streamen, aber auch speichern, um sie offline zu hören. Außerdem lassen sich eigene Musikkompilationen zusammenstellen aber auch an den eigenen Musik-Geschmack angepasste Empfehlungen abspielen. Als komplementäres Produkt hat Microsoft zum Start von Windows 8 den Musik-Streaming-Dienst Xbox-Music vorgestellt. Dieser bietet eine Auswahl an 30 Millionen Titeln.
Ein angeschlossener Store ermöglicht auch den Kauf von Songs und Alben. Weitere Informationen zu Xbox Music haben wir separat zusammengefasst. Wer kein Interesse an diesen beiden Optionen hat, kann sich selbstredend auch eigene Musik auf sein Phone ziehen – dies geht dank Massenspeichermodus nun auch ganz ohne Zune-Software.
Apropos Software: Microsoft gab zum Launch von Windows Phone 8 an, dass sich mittlerweile 120.000 Apps im Windows Phone Store befänden – als Aushängeschild und für Business-User interessant kann in diesem Kontext das Office-Paket mit dem Cloud-Service Office 365 genannt werden. Das ist nach nur zwei Jahren eine recht stattliche Zahl, dennoch vermissen wir eine Reihe an Anwendungen, die auf den Plattformen der Mitbewerber wie iOS und Android Standard und kaum mehr wegzudenken sind. Zwar gibt es eine recht ordentliche Facebook- und auch Twitter-App, was allerdings noch fehlt, ist eine native Google+-App – via IE10 ist das Netzwerk nicht zu gebrauchen.
Als Browser-Alternative wäre auch Googles Chrome wünschenswert, der mittlerweile auf nahezu allen angesagten Plattformen verfügbar ist. Ob Microsoft aber einen alternativen Browser neben dem Internet Explorer 10 zulässt, ist fraglich – zu hoffen wäre es. Als eine Art Ersatz für Dropbox und andere Cloud-Dienste funktioniert Microsofts SkyDrive durchaus zuverlässig und bietet mit 7GB kostenlosem Speicher fürs Erste genug Platz. Nichtsdestotrotz verwenden viele Nutzer – auch im professionellen Bereich – den Platzhirsch Dropbox. Die App ist jedoch noch nicht im Windows Phone Store zu finden. Neben diesen Beispielen geht die Suche nach auf anderen Plattformen angesagten Apps noch ins Leere. Dies wird sich nach Aussage Microsofts in den kommenden Wochen und Monaten aber noch ändern – man sei aktiv dabei, das Ökosystem weiter auszubauen.
Fazit
Nokia hat mit seinem neuen Flaggschiff einen echten Boliden an den Start gebracht, der bezüglich seiner Ausstattung punkten kann – im Grunde fehlt es hardwareseitig an nichts: Top-Kamera – besonders bei Low-Light, großartiges Display, NFC und LTE (das wir nicht testen konnten) sind an Bord. Aufgrund der Kamera und der Induktionsspule hat es allerdings ein wenig mehr auf den Rippen als die Konkurrenz. Dieser Punkt ist, wie eingangs erwähnt, absolut Geschmackssache. Ich habe mich recht rasch an das Mehrgewicht gewöhnt, jedoch wird es nicht jedem so gehen.
Auf der Softwareseite sieht es immer noch nach einem Flickenteppich aus. Zwar ist das Angebot an Apps mittlerweile stark gewachsen, doch es besteht noch starker Nachholbedarf, besonders fällt es jenen auf, die von iOS oder Android auf Windows Phone 8 wechseln wollen. Smartphone-Neueinsteiger haben womöglich weniger Frust mit dem App-Store. Ich bin zudem zuversichtlich, dass Microsoft sich ins Zeug legt und Entwickler und Services an Land holt, um das bereits relativ umfangreiche Angebot weiter auszubauen.
Weiterführende Links:
- Nokia Lumia 920 – Nokia
- Nokia Lumia 920 vs. HTC 8X: Windows-Phone-8-Geräte im Vergleich [Galerie] – t3n-News
- Nokia Lumia 920 vs Samsung Galaxy S3 [Bildergalerie] – t3n-News
- Nokia Lumia 920 und Lumia 820: Was sie kosten, wann sie kommen – t3n-News
„Als Browser-Alternative wäre auch Googles Chrome wünschenswert“
Nokia entwickelt einen eigenen Browser, der wie Opera Mini die Datenflatrate schont.
Wenn schon eine offizielle IE10 alternative, dann bitte Opera Mini.
Das ist was ein Smartphone sollte sein. Nicht wie iPhone 5…..
Das ist aber nicht wie deutsche Sprache sollte sein.
Ist gekauft! Ciao iPhone, Hello Nokia/MS! ( Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde :-D )
Auf jeden Fall mein neues Smartphone.
Finde das Smartphone auch wirklich sehr schön, ein Freund ist auch vom iPhone auf das Nokia gewechselt. Ich habe nur die Befürchtung, dass der Appstore doch sehr weit hinten liegt. Gerade im vergleich zu Apple. Aber mal schauen, wie sich das in Zukunft noch entwickelt.