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Analyse

Onlyfans ohne sexuellen Content: Warum killt die Plattform ihren größten USP?

Onlyfans verbietet „sexuell eindeutige Inhalte“ – und beraubt sich damit des stärksten Alleinstellungsmerkmals. Aber warum? Und wird es das Tumblr 2.0?

Von Josefine Kramer
3 Min.
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Onlyfans und die neuen Content-Richtlinien unter der Lupe: Was ist Onlyfans ohne sexuellen Content? (Foto: II.studio / shutterstock)


Für ein Unternehmen, eine Marke, ist eines die Grundlage jeglicher Arbeit: das Alleinstellungsmerkmal, der Unique Selling Point. Ohne USP verschwimmen Marken in der grauen Suppe von Anbietern, Verkaufstexte sind ein Haufen Business-Bullshit und wirklich durch die Decke geht das Geschäft meistens nicht. Onlyfans war bisher klar am Markt definiert: Das FSK-18-Instagram, das soziale Netzwerk für virtuelle Sexarbeit. Jetzt will Onlyfans „sexuell eindeutige Inhalte“ verbieten. Doch was bleibt dann übrig?

Warum killt Onlyfans sein Alleinstellungsmerkmal?

Die offizielle Begründung ist: Onlyfans komme den Anforderungen von Banken und Zahlungsabwicklern nach. Damit könnte Mastercard gemeint sein, die gegen nicht autorisierten und illegalen „Adult Content“ vorgehen möchten. Und das beginne, laut Mastercard, bei „strengen Maßnahmen zur Kontrolle von Inhalten auf Websites“, auf denen Mastercard-Produkte akzeptiert werden. Sie fordern unter anderem:

  • Verkäufer:innen von nicht jugendfreien Inhalten haben wirksame Kontrollen, um illegale Inhalte zu überwachen, zu blockieren und zu entfernen.
  • Consent für sexuelle Handlungen und daraus resultierenden Content muss klar, unmissverständlich und vor allem dokumentiert sein.
  • Alter und Identität von Sex-Worker:innen und denjenigen, die den Content hochladen, wird geprüft und dokumentiert.
  • Inhalte werden vor Veröffentlichung geprüft.
  • Es gibt ein Verfahren, das Beschwerden zu illegalen oder nicht einvernehmlichen Inhalten innerhalb von sieben Werktagen bearbeitet.
  • Jede Person hat die Möglichkeit, die Entfernung von Inhalten zu verlangen, in denen sie abgebildet ist.
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Solide Begründung – The Verge vermutet aber, dass Onlyfans auf eine BBC-Recherche reagiert: Laut BBC hatte Onlyfans illegale Inhalte bei bestimmten Accounts zwar gelöscht, die Accounts selbst aber nicht deaktiviert. Stattdessen wurden bis zu drei Verwarnungen ausgesprochen. Das heißt: Ausgesuchten Accounts wurde nach Bekanntwerden von illegalen Inhalten zwar auf die Finger geklopft – aber weiterem Upload illegaler Inhalte stand nichts im Wege. Eine richtige Konsequenz gab es zunächst nicht.

Dazu kommen Beschwerden seitens des deutschen Jugendschutzes: Eine Altersprüfung erfolgt erst, wenn Nutzer:innen selbst Inhalte hochladen möchten. Bei der Registrierung wird nur ein Zahlungsmittel benötigt, ein Girokonto können aber Personen unter 18 Jahren eröffnen. Das heißt, um Jugendschutz und Mastercard gerecht zu werden, wären erhebliche administrative Aufwände nötig: zur Überprüfung von Creator:innen, Nutzer:innen und dem Content selbst. Also scheint es einfacher, die „sexuell eindeutigen Inhalte“ abzusägen.

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„Sexuell eindeutige Inhalte“ – was soll das überhaupt sein?

Ein Problem, mit dem auch schon Instagram, Facebook, Tiktok und alle anderen Plattformen kämpfen: Wie viel Nacktheit ist Pornografie? Dazu kommen gesellschaftspolitische Fragen, wie die Sexualisierung des weiblich gelesenen Körpers: Warum sind Brustwarzen von Männern akzeptable Nacktheit, Brustwarzen von Frauen aber Pornografie?

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Angeblich sollen Nacktfotos und -videos aber nicht komplett verboten werden. Das macht die Diskussion nicht einfacher, denn um „sexuell eindeutige Inhalte“ zu erkennen, müsste definiert werden, wo Erotik aufhört und Sex anfängt. Sobald sich zwei Menschen anfassen? Bei der Penetration? Das schreit auch nach gesellschaftspolitischen Diskussionen – und das wiederum nach der Frage zu regionsabhängigen Content-Richtlinien. Wir sehen bei bestehenden Plattformen, dass auch diese Probleme enormen Aufwand verursachen: Nutzer:innen melden Inhalte, diese müssen geprüft werden. Dann folgen Löschungen, dagegen werden Beschwerden eingereicht. Die müssen wiederum geprüft werden. Nutzer:innen laden Inhalte ein weiteres Mal hoch, derselbe Prozess wiederholt sich. Regelmäßig müssen Content-Richtlinien überarbeitet werden. Es ist fragwürdig, ob das so viel einfacher ist, anstatt einmal funktionierende administrative Vorgänge und Anforderungen einzurichten und im Idealfall nur noch über Einzelfälle entscheiden zu müssen.

Was ist Onlyfans ohne Sex-Worker:innen?

Ohne die sexuellen Inhalte ergeben sich einige Probleme. Erstens werden die Creator:innen die Plattform wechseln, die ihr täglich Brot mit dem künftig verbotenen Content verdienen oder ein gutes Nebeneinkommen erzielt haben. Genauso werden die Nutzer:innen abwandern, die wegen sexuellen Inhalten überhaupt angemeldet sind. Wer Pornos schauen will, würde Pornhub nicht mehr aufrufen, wenn es da nur noch Dokumentationen gibt.

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Wir erinnern uns an Tumblr: Die Plattform hatte nach dem Verbot pornografischer Inhalte innerhalb von drei Monaten ein Drittel ihrer Nutzer:innen und enorm an Traffic verloren und wurde kurz darauf für einen Spottpreis verscherbelt. Tumblr ist nur noch eine Nischen-Plattform: Schon Reddit gilt mit 430 Millionen aktiven User:innen als kleine Plattform. Zum Vergleich: Instagram hat 1,38 Milliarden Nutzer:innen (beide Angaben sind von Hootsuite via Statista). Reddit hatte im Juni 2021 2,3 Milliarden Aufrufe (Hootsuite/Statista) – Tumblr dagegen nur 319 Millionen (Similarweb/Statista).

Onlyfans könnte dasselbe Schicksal ereilen: Ohne das Alleinstellungsmerkmal, nämlich sexueller Content und die Interaktion und damit der Beziehungsaufbau mit Akteur:innen, ist Onlyfans eine Plattform wie viele andere. Warum sollte sich jemand anmelden, wenn es da nur Inhalte gibt wie auf Instagram auch? Warum sollten Creator:innen und Nutzer:innen die zigtausendste Plattform für Paid Content nutzen, wenn es schon Patreon, Steady und Co. gibt? Insofern wirkt es fast ein bisschen irre, dass sich Onlyfans seinen mächtigsten USP absägt.

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Kommentare (4)

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Nutzer:er

boah diese Text:innen stör:innen so dermaß:innen, das geht voll auf die Nüss:innen…

AussteigerXinnen

Ich wollte gerade schreiben „beim dritten :innen“ aufgehört zu lesen, und dann Ihren Kommentar gelesen. Danke dafür und ja es nervt nur, ich für meinen Teil schalte nur noch ab!

Viel Erfolg an die verbliebenen

Franz Branntwein

Einfach mit Firefox oder Chrome surfen, da gibt es Plugins für:
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/binnen-i-be-gone/
https://chrome.google.com/webstore/detail/binnen-i-be-gone/ginkajgcbeolbiflkjomlkcdapbegaff?hl=de
welche diese sicherlich gut gemeinten, letztlich aber sehr ungeschickten Peinlichkeiten gleich wieder aus allen Texten entfernen.

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