Laut Klage: Apple Airtags führten zu „Ruin und Morden“

Airtags lassen sich leicht verstecken. (Foto: Ugis Riba/Shutterstock)
Aufgrund der Nachlässigkeit von Apple seien Airtags zu einer der gefährlichsten und beängstigendsten Technologie für Stalker geworden. Das steht in einer Klageschrift von mehr als drei Dutzend Menschen, die sich als Stalking-Opfer bezeichnen. Es ist nicht die erste Klage.
Die Opfer berichten von einer „explosionsartigen Zunahme von Berichten“ über die missbräuchliche Anwendung dieser Technologie. Allein im April 2022 soll es in den USA über 150 Polizeiberichte über Stalking per Airtags gegeben haben. Die Dunkelziffer sei zudem riesig. Die Folgen reichen bis zu Mord.
Die Klagenden stammen aus 20 US-Bundesstaaten, zwei aus Kanada und einer aus Irland. Sie berichten von Stalking und Missbrauch durch Ex-Partner oder Fremde, dem sie wegen Airtags nicht entkommen konnten.
Einige haben den Kontinent gewechselt, um der Pein zu entfliehen. Die Opfer berichten von Trackern in Radkästen, Teddybären und im Innenfutter von Handtaschen. Apples Technologie habe „den Umfang, die Breite und die Leichtigkeit ortsbezogenen Stalkings“ revolutioniert.
Im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten empfehle sich das Apple-Produkt besonders als Waffe für Stalker. Als Gründe nennen die Betroffenen „unvergleichliche Genauigkeit“, „Benutzerfreundlichkeit“ und den niedrigen Preis von 29 Dollar. Sie erklären zudem, warum der Stalker-Schutz von Apple „völlig unzureichend“ sei.
Zudem können die Täter auf ein umfassendes Netzwerk aus allen Apple-Geräten im Umkreis zurückgreifen. Die Direktorin für Cybersicherheit der Electronic Frontier Foundation, Eva Galperin, sagte Ars Technica: „Das Netzwerk, auf das Apple Zugriff hat, ist größer und leistungsfähiger als das der anderen Tracker. Es ist leistungsfähiger für die Ortung und gefährlicher für Stalking.“
Eine Betroffene berichtete, sie und ihre Tochter würden von Unbekannten seit zwei Wochen verfolgt. Sie konnte bis heute die Airtags nicht ausfindig machen und erhält täglich Benachrichtigungen von Apple, dass die Überwachung weiterhin stattfinde.
„Jeden Tag werde ich daran erinnert, dass ich und meine Tochter nicht sicher sind“, sagt sie. Auch sie klagt. Das Dokument wirft Apple vor, Warnungen bei der Produktveröffentlichung ignoriert und das Produkt stattdessen in „gefährlicher Eile“ auf den Markt gebracht zu haben.
Die Abwehrmaßnahmen von Apple seien unzureichend, heißt es von Opferseite. Sicherheitsexpertin Galperin sieht etwa besorgt auf eine neue Funktion in iOS 17, mit der man „Geräte gemeinsam nutzen kann“. Damit ist es möglich, Airtags mit Geräten zu verknüpfen, die anderen Personen gehören.
„Wenn Sie benachrichtigt werden, dass der Airtag Sie verfolgt, nennt er Ihnen das Gerät oder den Account, mit dem er primär gekoppelt ist, aber nichts über diese anderen Geräte. Ich denke, das ist potenziell sehr, sehr problematisch“, zeigt sich Galperin besorgt.
Die Klage betont, Apple habe nicht nur versäumt, bessere Schutzmechanismen zu implementieren, wie sie andere Hersteller bieten. Auch helfe Apple etwa bei Schutzanordnungen oder Strafanzeigen gegen Stalker nicht, sondern verweigere sich der Polizei und den Opfern.
Die Klage schlägt diverse Abhilfemaßnahmen vor, etwa das Verbessern der Konsistenz von Airtag-Warnungen, die aktuell nur sporadisch funktionieren. Aus den Unterlagen ist ersichtlich, dass Apple die Klage bis zum 27. Oktober zurückweisen kann.
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