Ein Tisch und Sitzgelegenheiten für vier Personen, WLAN, Ventilatoren und Steckdosen: Das chinesische Startup Peace bringt auf 3,5 Quadratmetern alles unter, was es für ein Meeting braucht. Das Besondere an den Mini-Arbeitsplätzen: Sie sind in einer Kabine mit schalldichten Wänden untergebracht und seit Kurzem nicht nur in zwei Bürogebäuden in Shanghai, sondern auch in drei Einkaufszentren zu finden.
Das Konzept findet Anklang: Wie Techcrunch berichtet, hat Peace diese Woche mithilfe von Geschäftspartner:innen und verschiedenen Unternehmen eine siebenstellige Finanzierungsrunde abgeschlossen. Damit sollen im nächsten Jahr rund 1.000 weitere Kabinen aufgebaut werden.
Startup von Ex-Wework-Führungskraft: „Privatsphäre auf Abruf“ in Shanghai
Gegründet wurde das Startup vor sieben Monaten von Dominic Penaloza – der in der chinesischen New-Work-Szene kein Unbekannter ist.
Penaloza ist Seriengründer, hat unter anderem eine Networking-Seite und eine eigene Startup-Schmiede ins Leben gerufen. 2019 startete er als Leiter für Innovation und Technologie bei Wework ein internes Projekt, bei dem einzelne Räume zum Arbeiten vermietet wurden. Nach dem Weggang bei Wework folgten weitere Projekte, die sich mit flexibel buchbaren Arbeitsplätzen beschäftigten.
Für ihn sind die Kabinen von Peace ein Stück „Privatsphäre auf Abruf“ – denn anders als bei den meisten öffentlichen Plätzen und Gebäuden in China gibt es in den „Peace Pods“ weder Videoüberwachung noch Passant:innen, die vielleicht einen Blick auf den Laptop werfen oder mithören könnten.
Arbeiten im Telefonzellen-Format: Startup schließt sich mit Immobilienunternehmern zusammen
Wer also viel von unterwegs arbeitet, aber vielleicht mal eine Stunde absolute Ruhe braucht, kann sich per App einen abgekapselten Mini-Arbeitsplatz buchen.
Durch ihre technische Ausstattung kosten die Kabinen pro Stück an sich mehrere zehntausend Yuan, für 15 Minuten Arbeitszeit werden derzeit 11,25 Yuan fällig – das entspricht rund 1,51 Euro (Stand 25. November 2022). In Zukunft könnten die Buchungspreise laut Penaloza allerdings je nach Standort, Angebot und Nachfrage in Echtzeit variieren.
Bei der Standortsuche für die Kabinen schließt sich das Startup aktuell mit Immobilienunternehmen und Vermietern zusammen. Die Überlegung: Wer einen „Peace Pod“ installieren lässt, steigert damit auch den Wert seines Gebäudes.
Peace ist nicht das erste Unternehmen mit der Idee, kleine in sich geschlossene Arbeitsplätze wie Telefonzellen in der Stadt zu verteilen und zu vermieten. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt beispielsweise das spanische Startup Petti Pod, das 2021 gegründet wurde.
Im Gegensatz zu Peace befindet sich Petti Pod allerdings noch in der Planungsphase – und die bisher gezeigten Entwürfe lassen vermuten, dass die Arbeitskabinen aus Spanien wohl nur für eine Person ausgelegt sein werden.