Personalisierte Werbung auf Tiktok: In letzter Minute gestoppt
Es ist ein fortwährender Kampf: Auf der einen Seite Konzerne, die über bereitgestellte Apps und Dienste Daten sammeln, um sie finanziell zu verwerten – auf der anderen Seite Datenschützer:innen, die das Recht der Nutzer:innen auf Privatsphäre verteidigen. Letztere konnten jetzt beim aktuellen Auswuchs dieses Konflikts einen kleinen Sieg erringen. Der Tiktok-Betreiber Bytedance hatte im Juni angekündigt, am morgigen Mittwoch personalisierte Werbung einzuführen, ohne dafür die Zustimmung volljähriger User:innen abzufragen. Dies wäre durch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in der EU aber vorgeschrieben.
Datenschutz bei Tiktok: Berechtigtes Interesse des Konzerns
Der chinesische Konzern berief sich dabei auf ein vermeintliches Schlupfloch im Gesetzestext. In Artikel 6, Abs. 1. Buchstabe f der DSGVO heißt es nämlich, dass es „zur Wahrung der berechtigten Interessen des Verantwortlichen oder eines Dritten“ möglich ist, die Datenverarbeitung ohne Einwilligung durchzuführen. Schon bei Bekanntgabe dieser Maßnahme hatten Datenschützer:innen international Alarm geschlagen und – so wie der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber – die Nutzer:innen dazu aufgefordert, Beschwerde bei der irischen Behörde einzulegen.
Während die aktive Zustimmung minderjähriger Tiktok-Nutzer:innen weiterhin notwendig gewesen wäre, hätten erwachsene Mitglieder der Community selbst Widerspruch einlegen müssen – und das mit größtmöglichem Aufwand: persönliche Begründung inklusive.
Irische Behörde macht Druck
Die zuständige Datenschutzbehörde in Irland (DPC) teilte die Argumentation des Konzerns nicht und legte daraufhin Einspruch ein. Schon in der jüngeren Vergangenheit hatten europäische Datenschutzbehörden Bußgelder in Millionenhöhe über große datenverarbeitende Konzerne verhängt. Facebook und Google waren diesem Druck gewichen, Tiktok zieht laut Techcrunch jetzt wohl nach.
Ganz eingestellt sind die Pläne für die äußerst lukrative personalisierte Werbung bei Bytedance aber nicht. Eine Unternehmenssprecherin teilte mit, dass man „das beste In-App-Erlebnis“ für die Community schaffen und in Absprache mit Interessensvertreter:innen weiterhin an der Umsetzung des Ziels arbeiten wolle.