Pixel 3 und ältere: Google veröffentlicht Nachtsicht-Update für bessere Fotos bei Dunkelheit
Mit dem Pixel 3 (Test) hat Google abermals ein Smartphone mit einer sehr guten Kamera entwickelt, das im Unterschied zu den Modellen der Mitbewerber weiterhin nur einen Kamerasensor an Bord hat. Google verlässt sich bei seiner Kamera stärker auf Machine Learning und Software. Wenige Wochen nach dem Verkaufsstart liefert das Unternehmen jetzt eine Funktion per Update nach, mit der die Kamera insbesondere bei Dunkelheit noch einmal besser wird: die Nachtsicht.
Google Pixel 3: Die Nachtsicht-Funktion ist da
Angekündigt wurde die Nachtsicht (Night Sight) schon während des Google-Hardware-Events Anfang Oktober. Zu dem Zeitpunkt war das Kamera-Feature jedoch noch nicht fertig, wie Isaac Reynolds, Product-Manager Pixel-Camera bei Google, gegenüber t3n erklärt. Erst in den vergangenen Wochen nach der Vorstellung des Pixel 3 hätten die Entwickler wichtige Durchbrüche erzielt, die die Veröffentlichung nun ermögliche. Die vor einigen Wochen geleakte Night-Sight-Version sei Reynolds zufolge nicht die finale.
Die Nachtsicht-Funktion basiert wie die bereits nutzbaren Kamera-Features wie der Porträt-Modus, Top Shot und Super Res Zoom auf Computational Photography und Machine Learning. Die neue Kamera-Funktion ist nicht der Hauptkamera vorbehalten – auch mit der Frontkamera inklusive Weitwinkel sind Aufnahmen möglich. Ebenso kann sie mit Top Shot und anderen Funktionen kombiniert werden, erklärt Reynolds.
Pixel 3 und 3 XL im Test: Schnörkellose Google-Phones mit toller Kamera und KI
Google Pixel: Wie funktioniert Nachtsicht?
Für den Nachtsicht-Modus setzt Google unter anderem auf eine deutlich längere Belichtungszeit, wie zu erwarten war. In der Regel hat das den Nachteil, dass Aufnahmen aus der freien Hand stets verwackelt sind. Um das zu verhindern, nimmt Google nicht nur ein lang belichtetes Foto auf, sondern setzt das Resultat aus bis zu 15 Einzelbildern zusammen, die jeweils mit einer Belichtungszeit von bis zu einer Drittelsekunde aufgenommen wurden. Die Aufnahme beginnt übrigens schon, bevor ihr den Auslöser gedrückt habt. Außerdem misst das Smartphone per Gyroskop sowohl, wie sehr eure Hände zittern, als auch, wie viel Bewegung im Bild zu erkennen ist.
Die Burst-Aufnahme aus 15 Bildern soll die Chance erhöhen, dass mehrere der Frames scharf sind. Die gelungenen Bilder dienen als Basis für das fertige Bild – aus den weiteren Frames können Zusatzinformationen herausgezogen werden, um die Bildqualität zu erhöhen. Für die Erstellung des finalen Bildes kommt Machine Learning zum Einsatz. Google nutzt etwa neuronale Netze, um den Weißabgleich zu errechnen und Farben anzupassen.
Sofern ihr das Smartphone still haltet und die Szene ruhig ist, wird das Bild länger belichtet – laut Google bis zu sechs Sekunden –, um das Rauschen zu reduzieren. Falls das Gerät nicht stabilisiert wird oder viel Bewegung im Bild ist, setzt die Nachtsichtfunktion kürzere Belichtungszeiten ein, um Bewegungsunschärfen zu reduzieren. Bis zu einem gewissen Grad soll die Kamera-Funktion die Bewegungen des Objekts reduzieren, um dennoch ein gelungenes Bild einzufangen, erklärt Reynolds.
Pixel 3 mit Nachtsicht-Funktion: Erste Eindrücke
Die ersten Testfotos mit der finalen Version von Nachtsicht, die uns vorab vorlag, zeigen deutliche Unterschiede zu Bildern auf, die ohne die Funktion geschossen wurden. Die Nachtsicht-Funktion fängt trotz Dunkelheit mehr Details als bei einer normalen Aufnahme ein. Selbst mit dem bloßen Auge sind einige eingefangene Teile des Fotos nicht erkennbar. Zudem reduziert Nachtsicht tatsächlich das Bildrauschen. Einen Vergleich mit dem Huawei Mate 20 Pro (Test) mit seinen drei Kameras und KI-Funktion muss Google nicht scheuen – teilweise wirken die Bilder des Pixel 3 ausgewogener als mit dem Huawei-Gerät.
Auf Google-Fotos findet ihr weitere Nachtsicht-Bilder inklusive Vergleichsfotos, die mit dem Mate 20 Pro angefertigt wurden.
Nachtsicht-Funktion für alle Pixel-Modelle
Google liefert das Kamera-Update übrigens nicht nur für das Pixel 3 und 3 XL, sondern auch für die älteren Pixel-Modelle der ersten und zweiten Generation. Hierbei sei erwähnt, dass die Nachtsicht-Funktion beim aktuellen Pixel 3 (XL) am besten funktioniere, die Unterschiede zum Pixel 2 (XL) seien jedoch nicht sonderlich groß. Weniger gut würde Nachtsicht beim ersten Pixel funktionieren, da dem Gerät der Pixel Visual Core (PVC) fehlen würde. Der PVC ist ein von Google entwickelter Coprozessor, der unter anderem die HDR+-Leistung um den Faktor fünf und die Akkulaufzeit verbessern soll.
Googles Pixel-Visual-Core unterstützt außerdem RAISR („Rapid and Accurate Image Super Resolution“). Diese Technologie wurde von Google schon 2016 vorgestellt. RAISR setzt auf maschinelles Lernen und kann laut Google aus Bildern mit geringer Auflösung qualitativ hochwertigere Resultate in höherer Auflösung generieren.
Das Kamera-Update wird ab dem 14. November auf alle Pixel-Smartphones verteilt. Es sollte in den kommenden Tagen für alle bereitgestellt werden.