Nicht alle angeblichen Produktivitätskiller killen wirklich die Produktivität
Ein universales Erfolgsrezept zur Produktivität gibt es wahrscheinlich nicht. Was den einen produktiver macht, ist für den anderen ein echter Produktivitätskiller. Einige dieser angeblichen Blocker haben aber zu Unrecht einen schlechten Ruf – etwa das Prokrastinieren. Das kann in vielen Fällen zwar die Produktivität beeinträchtigen. Alle fünf gerade sein zu lassen, kann aber eben auch dafür sorgen, dass wichtige Arbeit erledigt wird.
Steve Jobs etwa soll ein großer Prokrastinationsverfechter gewesen sein. Der Wissenschaftler und Buchautor Adam Grant meint, dass es zwischen dem Erfolg Jobs‘ und Prokrastination einen Zusammenhang gebe. Gegenüber Business Insider sagte Grant, dass Jobs dadurch neue Lösungen für Probleme finden konnte, statt den althergebrachten Wegen zu folgen.
Stanford-Professor John Perry ist der Meinung, dass eine strukturierte Prokrastination einen sogar noch produktiver machen könnte. Statt an einem Problem zu verzweifeln und hängenzubleiben, wird dabei einfach eine andere wichtige Arbeit erledigt – und so der Kopf für die eigentliche Tätigkeit wieder freibekommen.
Mehr Produktivität durch unaufgeräumten Schreibtisch
Als ähnlich negativ verschrien ist ein unaufgeräumter Arbeitsplatz. Für viele gilt sicher, dass ein ordentlicher Schreibtisch überhaupt erst ein ablenkungsfreies Arbeiten ermöglicht. Aber eine Studie aus dem Jahr 2015 impliziert, dass Menschen in unordentlichen Umgebungen produktiver arbeiten könnten. Als Grund führen die Forscher an, dass vor dem Hintergrund der Unordnung mit klareren Zielen gearbeitet werden kann.
Für weitere angebliche Produktivitätskiller gilt ebenfalls, dass sie viele Menschen eher produktiver machen könnten, so für die To-do-Liste. Wer dort aufgeführte Punkte nicht abarbeitet, muss nicht zwangsläufig komplett unproduktiv sein. Denn schon das Aufschreiben zu erledigender Dinge sorgt laut Experten dafür, dass man sich mit der entsprechenden Lösung auseinandersetzt und daran arbeitet.
Schon nachvollziehbarer ist, dass manche Menschen nicht produktiver sind, wenn sie in aller Herrgottsfrühe aufstehen und schon weit vor Mitternacht ins Bett gehen. Der angebliche Produktivitätskiller „spät aufstehen“ ist sicher für gar nicht wenige eher produktivitätssteigernd. Für manche Menschen ist auch Stress wichtig, damit sie besser arbeiten können. Dabei geht es nicht darum, möglichst viele Stunden zu arbeiten. Eine Reduzierung der Arbeitszeit muss ebenfalls nicht per se die Produktivität killen. Im Gegenteil: Wer weniger Stunden arbeitet, kann in dieser Zeit meist genauso viel schaffen, man arbeitet dann konzentrierter.
Produktivitätskiller: E-Mails einfach nicht beantworten?
Nicht für jeden machbar ist allerdings der Ratschlag, den die Bestseller-Autorin Laura Vanderkam gibt, um produktiver zu sein: das Organisieren und Leeren des E-Mail-Postfachs ruhig vernachlässigen. Vanderkam rät dazu, sich nicht von anderen Menschen (per E-Mail) diktieren zu lassen, was man wann zu tun habe. Alles, was einem nach einer Woche nicht auf andere Weise, etwa per Nachfrage-Anruf, noch einmal zugetragen wurde, dürfte demnach zu vernachlässigen sein.
Letzteres dürfte für Angestellte oder Service-Mitarbeiter und viele andere allerdings schlicht nicht machbar sein. Es gibt noch andere Möglichkeiten, wie man schafft, dass einen die E-Mail-Inbox nicht stresst. Auch alle anderen Produktivitätstipps sind sicher für den einen umsetzbar, für andere eher kontraproduktiv. Wichtig ist aber wohl, sich hin und wieder mit einer neuen Idee für mehr Produktivität aus der eigenen Komfortzone herauszubegeben. Manches könnte dann ja wirklich einen Schub geben.
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