Qi2: Das Magsafe für Android-Smartphones ist cool und chaotisch zugleich

Magsafe für Android: Qi2 wird chaotischer als Apples Lösung. (Foto: Shutterstock; Framesira)
Qi2 (gesprochen „Tschi Twu“) ist einfach erklärt die Weiterentwicklung des seit 2008 existierenden induktiven Ladestandards Qi. Der neue Standard wurde Anfang 2023 vom Wireless-Power-Consortium (WPC) angekündigt. Ein relevanter neuer Bestandteil von Qi2 wurde von Apple beigesteuert.
Qi2 ist quasi „Magsafe für Android“
Qi2 (gesprochen „Tschi Twu“) ist ein Anfang 2023 angekündigter, offener kabelloser Ladestandard des Wireless-Power-Consortiums, der wesentliche Verbesserungen gegenüber dem 2008 eingeführten ursprünglichen Qi-Standard mit sich bringt. Eine der wichtigsten Neuerungen ist das sogenannte „Magnetic Power Profile“ (MPP), das von Apple beigesteuert wurde und auf der Magsafe-Technologie für iPhones basiert.
Dieses Profil ermöglicht es, Android-Smartphones ähnlich wie aktuelle iPhones auf der Gehäuserückseite mit einem Magnetring auszustatten. Dank dieses Rings lassen sich Smartphone und Qi2-Ladegerät perfekt aufeinander ausrichten, und optimale Ladegeschwindigkeiten zu ermöglichen und die Wärmeentwicklung zu reduzieren.
Im Zuge des Updates von 2023 wurde auch das bestehende nicht-magnetische kabellose „Extended-Power-Profile“ (EPP) aktualisiert, um Qi2-konform zu sein. Damit können auch Smartphones ohne Magnetring auf der Rückseite mit Qi2-Ladegeräten aufgeladen werden.
Der Qi2-Standard ist außerdem vollständig abwärtskompatibel, sodass ein älteres Qi-Android-Gerät oder ein Magsafe-iPhone mit einem aktuellen Ladegerät aufgeladen werden können. Umgekehrt können herkömmliche Qi-Ladegeräte zum Aufladen von Qi2-Geräten verwendet werden, wobei diese dann langsamer aufgeladen werden. Die maximale Ladeleistung von Qi2 beträgt 15 Watt, während Qi bei den meisten Smartphones nicht mehr als 7,5 Watt unterstützt.
Qi2 klingt toll, aber …

HMDs Skyline ist das derzeit einzige Android-Smartphone mit Qi2. (Foto: HMD)
Im Grunde klingt Qi2 nach einer ausgezeichneten Lösung für die Androidwelt, schließlich sollen sich Geräte nicht nur effizienter und bequemer laden lassen können. Nutzer:innen können letztlich auch vom bereits bestehenden Magsafe-Ökosystem Apples und Drittanbieter profitieren. Das heißt, Magsafe-Wallets, oder entsprechende Akkupacks lassen sich elegant wie bei iPhone auf die Gehäuserückseite heften.
Die Sache ist aber: Seit der Einführung von Qi2 hat es bis heute (Stand: Januar 2025) nur ein Android-Hersteller vollbracht, ein Smartphone mit diesem Standard auf den Markt zu bringen. Einige Unternehmen bieten als alternative Schutzhüllen an, in denen der magnetische Ring integriert ist. Auch Zubehörhersteller sind teilweise auf den Zug aufgesprungen. Qi2-ready-zertifiziert sind diese derzeit wohl noch nicht.
Qi2 ist nicht gleich Qi2
So praktisch diese Lösung eigentlich ist, scheinen Hersteller bislang wenig Interesse am Qi2-Standard zu bekunden. Anscheinend aus diesem Grund hat das Wireless-Power-Consortium den Qi-Standard aufgeweicht und das Zertifikat „Qi2-ready“ (Qi2 v2.1) eingeführt. Damit wird das Ganze jedoch im Unterschied zum einfach verständlichen Magsafe bei iPhones eine Spur unübersichtlicher.
Mit dem „Qi2 ready“-Zertifikat können Hersteller künftig auf den Magnetring, also das „Magnetic Power Profile“ (MPP) im Smartphone, verzichten. Stattdessen macht das Konsortium so nur drahtloses Laden mit 15 Watt per „Extended Power Profile“ (EPP) von Qi2 verpflichtend. Um das Smartphone dennoch magnetisch befestigen zu können, bedarf es offenbar einer Schutzhülle, mit entsprechender Zertifizierung.
Das Konsortium schreibt ferner, dass zwischen Qi2-ready-Geräten und Modellen mit EPP unterschieden wird. Konkrete Angaben zu Unterschieden verriet das WPC leider nicht. Das bedeutet letztlich, dass nur ein Qi2-ready-zertifiziertes Smartphone in Kombination mit einer magnetischen Hülle ein „Qi2-Benutzererlebnis“ bieten kann.
Augen auf beim künftigen Smartphone-Kauf
Der neue Standard macht den Android-Smartphone-Kauf künftig unübersichtlicher: Denn anstelle von bisher zwei Optionen – mit und ohne kabelloses Laden – wird es letztlich vier Optionen geben:
- Qi2 (mit Magneten),
- Qi2-ready (Qi2 ohne Magnet)
- Qi (v1.3 und älter – lädt tendenziell langsamer und ist ohne Magnet)
- ohne Qi (nur kabelgebundenes Laden)
Während es zwischen den Geräten mit und ohne Qi klar ist, wird es bei den verschiedenen Qi-Standards chaotisch. Denn selbst Modelle mit älterem Qi können mit bis zu 15 Watt geladen werden, wenn sowohl das Smartphone als auch die Ladestation das Extended-Power-Profile unterstützen. Dann wäre es letztlich sogar egal, ob das Smartphone Q2 ready ist oder nicht.
Samsung und Google versprechen Qi2 für 2025
Auch wenn Qi2 derzeit noch verwirrend ist und womöglich eine Weile bleiben wird, können wir uns darauf einstellen, dass in den kommenden Monaten erste Geräte mit dem kabellosen Ladestandard vorgestellt werden. Im Zuge der CES 2025 bestätigte das Wireless-Power-Consortium in einer Pressemitteilung, dass sowohl der Branchenprimus Samsung als auch Google sich zu Qi2 bekannt hätten.
Leider geht aus der Ankündigung nicht hervor, welche Qi2-Varianten die Hersteller in ihren Smartphones verbauen werden. Es deutet sich durch Leaks indes an, dass Samsung im Galaxy S25 die Qi2-ready-Option zu wählen scheint. Heißt: für die magnetische Haftung benötigt ihr einen Case.

Das Pixel 9 hatte noch kein Qi2 an Bord. Beim Pixel 10 scheint es anders auszusehen, (Foto: t3n)
Bei Googles Pixel 10 ist es noch ungewiss. Wir hoffen aber auf eine volle Integration mitsamt magnetischem Profil. Immerhin sagte das Unternehmen, eine „führende Rolle bei der Entwicklung des kommenden Qi-v2.2-Standards“ zu spielen. Google will in Qi2 Version 2.2 die eigene drahtlose Hochleistungstechnologie für WPC beisteuern. Ob Qi2 dann 20, 25 oder 30 Watt zu leisten in der Lage sein wird, ist noch nicht bestätigt. Googles letzter Pixel-Stand von 2021 liefert kabellos bis zu 23 Watt.