„Landeanomalie“: Darum stürzte die Raumsonde Hakuto-R beim Landeversuch auf dem Mond ab
Etwas mehr als einen Monat ist es jetzt her, dass im Rahmen der Mission 1 eine Premiere gefeiert werden sollte – die erste Mondlandung eines Raumfahrzeugs einer privaten Firma. Zudem wäre es auch die erste gelungene japanische Mondmission gewesen.
Doch die Ispace-Raumsonde Hakuto-R verfehlte den Erfolg. Statt sicher im Atlas-Krater nördöstlichen Mondsektor zu landen, zerschellte der Mondlander samt seiner Fracht. An Bord befand sich etwa ein kleiner Rover, der wie die Sonde komplett zerstört war.
Raumsonde: Absturz wegen Landeanomalie
Nach einer mehrwöchigen Untersuchung hat Ispace jetzt den Grund für den Absturz bekannt gegeben. Demnach habe eine sogenannte „Landeanomalie“ zum Scheitern des Landevorgangs geführt.
Schon am Absturztag hatte es geheißen, dass man „ganz am Ende“ des bis dahin planmäßig verlaufenen Landevorgangs die Verbindung zu Hakuto-R verloren habe. Ispace bestätigte jetzt, dass die Landung erst auf den letzten Metern schiefgelaufen ist.
Die Abstiegssequenz aus einer Höhe von 100 Kilometern über der Mondoberfläche meisterte die Sonde wie geplant. Die letzten paar Kilometer ging es dann mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde weiter nach unten.
Hakuto-R: Eigene Höhe falsch eingeschätzt
Bis zur geplanten Landezeit soll alles den Erwartungen entsprochen haben, hieß es bei Ispace. Allerdings hatte der Lander wohl seine eigene Höhe falsch eingeschätzt, weil die entsprechende Onboard-Software nicht wie erwartet funktioniert hatte.
Das Problem: Während des Landeanflugs überflog die Sonde einen drei Kilometer hohen Kraterrand. Anschließend war das System von plötzlich viel niedrigeren Höhenmessung irritiert und schaltete den Höhensensor ab. Diese Möglichkeit sollte die Landung im Fall eines Hardware-Versagens sichern.
Letztlich führte das in diesem Fall aber dazu, dass die Sonde ihren Abstand zur Oberfläche falsch einschätzte und schon weit über der Mondoberfläche zur letzten Phase der Landung überging.
Keine Kommunikation zum Mond-Lander
Dadurch wurde mehr Treibstoff verbraucht als berechnet. Als die Vorräte aufgebraucht waren, dürfte Hakuto-R ungebremst auf die Mondoberfläche aufgeprallt sein. Bis heute konnte allerdings die Kommunikation mit dem Lander nicht wieder hergestellt werden. Daher liegt einiges noch im Unklaren.
Neben dem Softwarefehler hat Ispace ganz allgemein derweil auch die Änderung des Landeplatzes im Februar 2021 zum Problem ausgemacht. Dies habe den Verifizierungs- und Validierungsplan trotz zahlreicher Simulationen der Landung durcheinandergebracht.
Erkenntnisse sollen Missionen 2 und 3 verbessern
Takeshi Hakamada, Gründer und CEO von Ispace, zeigte sich aber überzeugt, dass die Identifizierung des Landeproblems dazu beiträgt, die für 2024 und 2025 geplanten Missionen 2 und 3 zu verbessern.