Anzeige
Anzeige
Kommentar

Recht auf Homeoffice: Warum die Ampel endlich handeln muss

Die Grünen erinnern an das Recht auf Homeoffice, das Teil des Koalitionsvertrags war und angesichts anderer Themen ins Hintertreffen geraten ist. In der Tat wäre eine Verbindlichkeit für alle Mitarbeitenden, deren Jobprofil das hergibt, wichtig – auch im Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel.

Von Tobias Weidemann
3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Für viele Berufsbilder ist das Homeoffice eine vernünftige Option. (Vadym Pastukh/Shutterstock)

Seit Jahren, mindestens aber seit der Coronapandemie, diskutieren wir über ein Recht auf Homeoffice. Geht nicht, sagen die einen, ist ungerecht, weil nicht alle Berufe das umsetzen können, argumentieren die anderen. Doch gerade weil man nicht pauschal sagen kann, welche Mitarbeitenden tageweise von zu Hause aus arbeiten dürfen und wem das verwehrt bleibt, wäre es falsch, das Thema alleine dem Spiel der wirtschaftlichen Kräfte und dem Führungsstil einzelner Chefs zu überlassen.

Anzeige
Anzeige

Die Grünen haben dieser Tage mit Recht daran erinnert, dass die Schaffung von verbindlichen Homeoffice-Regelungen mal im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition stand und angesichts anderer Themen aus dem Blickwinkel verschwunden ist. Schlimmer noch: Viele Unternehmen haben die über die Jahre getroffenen Homeoffice-Flexibilisierungen und -Rechte der Mitarbeitenden mehr oder weniger stillschweigend wieder einkassiert.

Recht auf Homeoffice in einer sich wandelnden Gesellschaft

Das ist das falsche Signal in einer sich wandelnden Gesellschaft, die nicht nur um Fachkräfte kämpfen muss und schon jetzt absehen kann, dass in fünf oder zehn Jahren die in Rente gehenden Boomer empfindliche Lücken reißen werden. Es ist vor allem aber auch der falsche Weg, wenn man über Gleichberechtigung oder vielmehr eine gerechtere Aufteilung in der Care-Arbeit nachdenkt.

Anzeige
Anzeige

Wenn die Grünen-Arbeitsmarktpolitikerin Beate Müller-Gemmeke argumentiert, dass „Homeoffice gerade für Frauen wichtig ist, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen“, dann zementiert sie damit ein Narrativ, das gerade abgeschafft werden soll. Denn es gibt für Mitarbeiterinnen wie Mitarbeiter eine Vielzahl an vernünftigen Gründen, eine flexiblere Arbeitsortswahl zu erlauben. Und das sollte standardmäßig überall dort geschehen, wo es im Hinblick auf Technik und Arbeitsprozesse möglich ist. Benötigt wird dafür aber auch ein Umdenken in den Führungsetagen – und ein dezentraler moderner Führungsstil, der jedoch bei genauerem Hinsehen ohnehin schon in vielen Unternehmen Einzug gehalten hat.

Wichtig wäre im Hinblick auf Homeoffice-Regelungen aber ohnehin auch eine Opt-out-Regelung – das heißt, der Arbeitgeber müsste beim grundsätzlich bestehenden und gesetzlich verbrieften Recht auf Homeoffice darlegen, warum eine Arbeit nicht auch problemlos außerhalb des Büros erledigt werden kann. Dass der Busfahrer und die Metzgereiverkäuferin ihren Job nicht von daheim aus erledigen können, versteht sich von selbst. Aber schon beim Schichteinteiler oder der Versicherungsberaterin sieht die Welt ganz anders aus und hängt vielmehr von der IT-Ausstattung und den getroffenen Absprachen ab.

Anzeige
Anzeige

Schutz der Angestellten vor Bequemlichkeit der Führungskräfte

Ähnlich im Hinblick auf das Opt-out-Konzept funktioniert die Sache übrigens schon bei der Frage, ob eine Position prinzipiell auf mehrere Teilzeitstellen teilbar ist oder ob Mitarbeitende ihre Arbeitszeit reduzieren können. Der Betriebsrat müsste dabei standardmäßig ein Mitspracherecht haben – und wo er nicht vorhanden ist, braucht es den Schutz der Angestellten vor der Bequemlichkeit und den überkommenen Strukturen vieler Führungskräfte.

Denkbar wäre auch, dass in größeren Unternehmen zu jedem offiziellen Jobprofil eine Aussage gehört, ob und in welcher Form die Tätigkeit Homeoffice-fähig ist. Denn Menschen verpflichten sich in einem Arbeitsvertrag zur Mitarbeit in einem Unternehmen – zu bestimmten Konditionen wie Arbeitszeiten, Gehalt, Urlaubstagen – und nicht zuletzt auch an einem bestimmten Arbeitsort.

Anzeige
Anzeige

Letzten Endes hat das aber auch eine gesellschaftliche Komponente: Denn Angestellte (ja, bisher vor allem weiblich, aber eben in Zukunft nicht nur) werden sich eher für eine Aufstockung der Stundenzahl entscheiden müssen, wenn sie als junge Eltern eine Chance sehen, Kinderbetreuung, Familienleben und Job unter einen Hut zu bekommen. Insofern könnte es – verkehrte Welt – sogar sein, dass Arbeitnehmer:innen bewusst das Homeoffice anbieten, weil sie ihre Mitarbeitenden langfristig halten wollen.

Lücke im Lebenslauf: 18 schlagfertige Antworten

Lücke im Lebenslauf: 20 schlagfertige Antworten Quelle: Twitter @DrLuebbers
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige