„Tragen alle unsere Seiten wie in einem dystopischen Roman die gleiche Uniform?“ Entwickler Richard Bettridge wirft diese Frage in einem kurzen Text auf, den er zur Einleitung seines Projektes „The Old Net“ verfasst hat. Die heutigen Websites sähen alle gleich aus, schreibt er weiter. Ihm fehlen individuell gestaltete Seiten und Amateurprojekte abseits von Social Media.
Während Bettridge in seinem Arbeitsalltag an der Entwicklung moderner Anwendungen beteiligt ist, engagiert er sich privat in der Retro-Computing-Community. Alte Hard- und Software, die aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird, Bilder im nostalgischen Pixellook, Spiele aus der Kindheit – immer wieder werfen Liebhaber:innen gerne einen Blick in die Vergangenheit. Also entwarf Bettridge ein Tool, mit dem Webansichten abgerufen werden können, die Jahrzehnte alt sind.
Retro-Web: So funktioniert die Suche mit „The Old Net“
Wer nur aus Neugierde ein paar Seiten im Vintage-Look besuchen möchte, kann das zunächst ganz einfach über die Eingabemaske auf theoldnet.com. Dort lassen sich ganze URL suchen oder einzelne Stichworte. „The Old Net“ arbeitet dabei mit der „Wayback Machine“ der Nonprofit-Initiative „Internet Archive“, die seit 1996 laut eigenen Angaben über 588 Milliarden Websites archiviert hat. Außerdem können Nutzer:innen bei der Suche via theoldnet.com beispielsweise auf 68k.news, frogfind.com und Wikipedia zurückgreifen.
Vintage-Computing: Wenn’s noch etwas mehr sein darf – Browser-Proxy und App
Statt die Eingabemaske auf der „The Old Net“-Landingpage zu nutzen, können Nutzer:innen beispielsweise eines Mozilla-Browsers die gewünschte Zielseite auch direkt in die Adresszeile eingeben. Um dann allerdings auf den alten Seiten zu landen, statt auf der aktuellsten Version, braucht es ein entsprechendes Browser-Proxy.
Über die Netzwerkeinstellungen des verwendeten Computers gelangt man zu den Proxies. Dort lässt sich theoldnet.com als Web-Proxy (HTTP) einstellen, als Port wird das jeweilige Zieljahr zwischen 1996 und 2012, ab dem gesucht werden soll, ausgewählt. In die „No Proxy for“-Liste trägt man dann noch web.archive.org ein, damit unter anderem Bilder und Zip-Dateien auch richtig funktionieren. Wer – ganz im Retromodus – beispielsweise Internet Explorer als Browser nutzt, findet auf der Seite der Suchmaschine selbst zudem eine detaillierte Anleitung für die Proxy-Einrichtung.
Für die Vintage-Ansichten unterwegs gibt es neben dem Browserzugriff außerdem eine eigene „The Old Net“-App für Android und iOS. Die Nutzung aller „The Old Net“-Anwendungen ist für den persönlichen Gebrauch kostenfrei.