Sowohl die Auslösung des Tankvorgangs erfolgt im Auto als auch der Start des Bezahlvorgangs. Dazu ist keine PIN oder Freigabe über ein externes Mobilgerät erforderlich. Mercedes Pay+ ist der dahinterstehende native In-Car-Payment-Service, der in Verbindung mit dem Infotainmentsystem MBUX arbeitet und dessen integrierten Fingerabdrucksensor für die biometrische Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzt. Die 2FA-Lösung sorgt – ähnlich wie bei anderen Payment-Lösungen – für die nötige Sicherheit im Sinne der gesetzlichen Vorgaben.
Hierfür ist Mastercard mit seiner Plattform Secure Card on File for Commerce der Bezahlpartner – und Mercedes nach Angaben der beteiligten Unternehmen der erste Automobilhersteller weltweit, der die Technologie in seine Fahrzeuge packt. Die Transaktionsdaten werden dabei durch einmalig vergebene Kryptogramme verschlüsselt. Schon in der Vergangenheit hatte Mercedes mit Mercedes Me Fuel & Pay eine App-basierte Lösung für einen unkomplizierten Ladevorgang und Tankvorgang inklusive kontaktlosem Bezahlen per App am Start. Doch im Gegensatz zu der neuen Lösung war hierfür stets das Smartphone oder ein anderes mobiles Endgerät erforderlich.
Die Bezahllösung mit biometrischem Verfahren sei sowohl intuitiv als auch hinreichend sicher, wie das Unternehmen betont. In der Tat ist Mercedes nicht der einzige Hersteller, der dem Vernehmen nach an derartigen Lösungen tüftelt. Wie ein Pressesprecher im Gespräch erklärt, dürften in den nächsten Monaten mindestens zwei weitere Anbieter auf dem deutschen Markt eine vergleichbare Lösung mit einem der beiden großen Kredit- und Debitkartenanbieter vorstellen. Übrigens arbeitet auch Mercedes mit Mitbewerber Visa bei Bezahllösungen zusammen.
Intuitives Durchführen des Ladevorgangs mit Bezahlung
Um das Tanken aus dem Auto heraus auszulösen, muss das Fahrzeug lediglich eine angebundene Tankstelle anfahren und dort den Motor abstellen. Daraufhin startet auf dem MBUX-Infotainmentsystem automatisch der Dienst Mercedes Me Fuel & Pay. Der:die Fahrer:in wählt lediglich die verwendete Zapf- oder Ladesäule aus – und das System errechnet, wie man das vom bargeldlosen Tanken kennt, den maximal möglichen Gesamtbetrag auf Basis des aktuellen Kraftstoffpreises und der Kraftstoffmenge bei Volltankung.
Statt die Zahlung über ein mobiles Gerät freizugeben und dadurch abzuschließen, erfolgt die Authentifizierung des:der Fahrer:in nun nahtlos per Fingerabdruck. Nach dem Tanken sieht der:die Fahrer:in auf dem MBUX-Display die getankte Kraftstoffmenge und den tatsächlichen Rechnungsbetrag. Der Bezahlvorgang erfolgt automatisch danach, sodass der gewohnte Kassiervorgang entfällt. Das fühle sich ein wenig illegal an, erklärt einer, der es bereits ausprobiert hat, sei aber lediglich eine Sache der Gewohnheit. Und wahrscheinlich werden auch die Tankstellenmitarbeitenden zwischen legalem Wegfahren und illegaler Fahrerflucht unterscheiden können.
Das native In-Car-Payment lässt sich an zunächst 3.600 Tankstellen deutschlandweit verwenden und erfordert eine in Deutschland herausgegebene Kredit- oder Debitkarte von Mastercard. Diese wird dazu im Mercedes-Me-Benutzerkonto hinterlegt. Die Bezahlung per Fingerabdruck aus dem Auto heraus soll zeitnah für weitere fahrzeugnahe Dienstleistungen sowie auf weitere europäische Märkte ausgeweitet werden.
GfK-Studie belegt, dass Kunden In-Car-Payment nutzen wollen
In der Tat ist eine solche digitale Payment-Lösung gerade für den Betankungs- oder den Ladevorgang eine sinnvolle Ergänzung, da die hierfür nötigen Komponenten bereits im Fahrzeug verbaut sind. Dass Mastercard sich hierfür einsetzt, verwundert ebenfalls nicht. Denn über kurz oder lang wird die klassische Plastikkarte mit Chip oder gar Imprinter-Zahlungsauslösung der Vergangenheit angehören. Das ist effizient und nachhaltig, zumal ohnehin jede:r die eigenen Devices immer dabeihat.
Es sei allerdings, erklären Payment-Expert:innen übereinstimmend, erst der Anfang, mit einer Brückentechnologie wie dem Smartphone als Wallet zu arbeiten – und so verwundert es nicht, wenn Mastercard erklärt, man plane hier weitere Services. „Im Schulterschluss mit Mercedes-Benz werden wir daran arbeiten, weitere Innovation in diesem Bereich voranzutreiben – in Deutschland und global“, erklärt dazu Peter Robejsek, Country-Manager für Deutschland bei Mastercard.
Mastercard hat gleichzeitig bei der GfK eine Studie in Auftrag gegeben, die zu dem Ergebnis gelangt, dass etwa die Hälfte der 18- bis 39-Jährigen Dienstleistungen und Waren direkt über das Infotainment-Display buchen und bezahlen möchte und diese Angebote auch nutzen würde. Die Befürworter:innen möchten In-Car-Payment vor allem für die alltäglichen Services rund um das Auto nutzen: 60 Prozent würden ihre Benzinrechnung oder das Laden von Elektrofahrzeugen direkt aus dem Auto heraus bezahlen.