Friede, Freude, Eierkuchen: Das muss nicht immer sein. Zumindest im Business-Kontext gibt es laut den Untersuchungen eines Stanford-Professors Fälle, in denen ein Unternehmen von ausgetragenen Konflikten, hitzigen Diskussionen und kontroversen Entscheidungen profitiert.
Konflikt statt Kompromiss: Wozu braucht es das im Unternehmen?
Im Buch The Venture Mindset beschreiben McKinsey-Unternehmensberater Alex Dang und Standord-Professor Ilya Strebulaev, was Unternehmen, die durch Risikokapital finanziert sind, erfolgreich macht. Ohne Konflikte geht es dabei nicht – denn die helfen dabei, die beste Lösung zu erarbeiten.
Für Fastcompany haben Dang und Strebulaev drei Szenarien ausgearbeitet, in denen übermäßiges Harmoniebedürfnis fehl am Platz ist.
1. Die Suche nach der Wahrheit
Wer mit seinem Unternehmen auf den Boden der Tatsachen vordringen will, muss mit Konflikten rechnen. Denn: Die Suche nach der Wahrheit ist schlicht unbequem.
„Auf der Suche nach Fakten und Beweisen stellen kluge VC alles infrage“, schreiben Dang und Strebulaev dazu. So habe Bill Maris von Google Ventures beispielsweise einen Testkäufer zu Walgreens geschickt, um den Bluttest von Theranos zu machen, „was ihn zu dem Schluss brachte, dass das Angebot von Theranos das Papier nicht wert war, auf dem es gedruckt war“.
2. Wer alle Stimmen hören will, muss mit unterschiedlichen Meinungen rechnen
„In einer traditionellen Umgebung sind Meetings oft ein Versuch, die ranghöchste Führungskraft davon zu überzeugen, eine Idee abzusegnen oder ihre Tendenz herauszufinden.“ Durch die Anpassung an Führungskräfte gehen Dang und Strebulaev zufolge allerdings wertvolle Stimmen und disruptive Ideen verloren.
Wie wäre es also damit, zur Abwechslung einen Prozess zu gestalten, der den neuesten oder unerfahrensten Teammitgliedern Platz einräumt und sie ermutigt, ihre Ideen zu äußern? Oder zwei Teams die Aufgabe zu geben, Pro- und Kontra-Argumente zu sammeln? „Anstatt einen Konflikt zu vermeiden, regen sie ihn proaktiv an. All dies führt zu einer offenen Diskussion innerhalb der gesamten Partnerschaft.“
3. Unkonventionell: Neue Wege machen den Unterschied zur Konkurrenz
Wer bahnbrechende Ideen entwickeln oder in sie investieren will, muss immer wieder gegen den Strom schwimmen. Dang und Strebulaev nennen Beispiele, in denen zunächst umstrittene Ideen zum Erfolg wurden.
„Onlineshopping wurde weithin als Unsinn angesehen, bevor Amazon allmählich zum Laden für alles wurde. Fernarbeit war eine seltene Ausnahme, bis Covid aufkam und Zoom die wichtigste Methode zur Durchführung von Besprechungen wurde.“
VC, die nach Erfolg streben, müssten kontrovers sein, disruptiv und gegen den Strom schwimmen. Da bietet es sich an, ein Mindset zu haben, das offen für Meinungsverschiedenheiten ist.
Es braucht Regeln: Streiten will gelernt sein
Damit Uneinigkeit und Streit allerdings auch wirklich einen Nutzen bringen, gilt es, die entstehenden Auseinandersetzungen richtig zu führen. Schließlich sollen sie nicht dazu führen, dass die Stimmung im Team langfristig kippt.
Bahnt sich eine heftige Diskussion an, können Leitfäden wie die Leaf-Methode helfen, gemeinsam Lösungen zu finden. Ist die Stimmung zu aufgeheizt, bietet sich eine externe Mediation an. Die glättet die Wogen nicht nur – sondern sorgt auch dafür, dass aus dem Konflikt nachhaltig positive Veränderung entsteht.
Und nur weil Auseinandersetzungen in manchen Situationen hilfreich sind, heißt das nicht, dass sie den Unternehmensalltag dominieren sollten. Es gibt nämlich auch Dinge, die am besten im „traditionellen“ Mindset, also ohne große Diskussion, funktionieren. „Denken Sie an die Abwicklung von Fast-Food-Bestellungen, die Automobilproduktion oder den Betrieb von Call-Centern. In diesen Situationen müssen Sie Konflikte minimieren und Entscheidungen halbautomatisch treffen, um die Effizienz zu maximieren.“