„Direkt vor unserer Nase“: Forscher finden Vorläufer eines riesigen schwarzen Lochs

Dass es sich immer lohnen kann, Archivaufnahmen aufs Neue zu durchstöbern, beweist ein internationales Forschungsteam. Sie konnten in Daten des Weltraumteleskops Hubble ein Objekt namens GNz7q finden, dass bereits 750 Millionen Jahre nach dem Urknall aufgetreten sein soll. Das klingt nach einer langen Zeit, ist aber gemessen am Alter des Universums recht kurz. Eigentlich zu kurz, um supermassive schwarze Löcher hervorzubringen.
„Unsere Analyse legt nahe, dass GNz7q das erste Beispiel eines schnell wachsenden schwarzen Lochs im staubigen Kern einer Starburst-Galaxie ist“, sagt Seiji Fujimoto, Astronom am Niels-Bohr-Institut der Universität Kopenhagen in Dänemark und Hauptautor der Studie. „Die Eigenschaften des Objekts über das gesamte elektromagnetische Spektrum hinweg stimmen hervorragend mit Vorhersagen aus theoretischen Simulationen überein.“
In sogenannten Starburst-Galaxien entstehen deutlich mehr Sterne als in anderen Galaxien. Die Galaxie von GNz7q soll Sterne mit einer Rate von 1.600 Sonnenmassen erzeugen – und das pro Jahr. Diese große Masse könnte die Entstehung schwarzer Löcher beschleunigen, die dann das umgebende Gas und Staub ausstoßen und damit extrem hell leuchtende Quasare hervorbringen.
GNz7q könnte das fehlende Bindeglied zwischen diesen beiden Klassen von Objekten, zwischen Starburst-Galaxien und Quasaren, sein, heißt es in der Studie. „Unsere Entdeckung ist ein Vorläufer der supermassereichen schwarzen Löcher, die wir in späteren Epochen beobachten“, sagt Fujimoto.
Erstaunlich ist die Entdeckung auch deshalb, weil sich GNz7q quasi in einem der am besten untersuchen Bereiche des Nachthimmels versteckt: Im Hubble GOODS North-Field (The Great Observatories Origins Deep Survey). Die Forschenden haben die Hubble-Daten hinsichtlich verschiedener Wellenlängen neu ausgewertet und sind dabei auf GNz7q gestoßen. „GNz7q ist eine einzigartige Entdeckung, die genau im Zentrum eines berühmten, gut untersuchten Himmelsfeldes gefunden wurde – was zeigt, dass große Entdeckungen oft direkt vor unserer Nase verborgen sein können“, sagt die Astronomin Gabriel Brammer.
Das Team hofft nun, mit speziellen hochauflösenden Vermessungen nach ähnlichen Objekten zu suchen, um mehr Wissen über die ersten Millionen Jahre des Universums zu erhalten. Dazu sollen auch die spektroskopischen Instrumente des James-Webb-Weltraumteleskops, dem Nachfolger von Hubble, genutzt werden.
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