Sharing-Apps im Trend – nur Lifestyle oder auch Nutzen?

Motivation der Teilnehmer
Das rasante Wachstum der „Peer-to-Peer“-Sharing-Plattformen zeigt, dass das Konzept viele Nutzer anspricht. 2018 nutzte bereits mehr als die Hälfte der Deutschen Sharing-Angebote im Mobilitätsbereich, knapp jeder Zweite teilte Unterkünfte oder Produkte. Experten erwarten, dass das Marktpotenzial der Sharing-Economy bis 2025 auf 335 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Interessant für jedes Unternehmen, das sich einen Teil vom Sharing-Kuchen abschneiden will, ist es zu ergründen, warum die Nutzer und die Anbieter von Fahrzeugen, Wohnraum oder Kleidung diese Plattformen ansteuern.
Häufig werden der Schutz der Umwelt und andere altruistische Motive angeführt, aufgrund derer Menschen Teil der Sharing-Economy werden. Schließlich können das Teilen und Weitergeben von Produkten zu einer höheren Nutzungsrate und demzufolge zu einem geringeren Ressourcenverbrauch führen. Entscheidungsrelevanter scheinen allerdings ökonomische Vorteile. Anbieter können ungenutzte Kapazitäten gegen eine Gebühr zur Verfügung stellen, und Verbraucher sparen durch Leihen statt Kaufen Geld. Was auffällt: Während ökonomische Motive vor allem bei der initialen Entscheidung vorherrschen, Sharing-Dienste zu nutzen, verlieren sie für Bestandskunden an Bedeutung.
Um bereits registrierte Teilnehmer zu binden, sollten Unternehmen daher den Fokus auf andere Aspekte verlagern. Dazu zählen beispielsweise das Gemeinschaftsgefühl und das Erlebnis. Denn gerade die Interaktion mit Fremden und die vielseitigen und individuellen Erlebnisse aufgrund der nichtstandardisierten Angebote werden von vielen Nutzern geschätzt. Der Gemeinschaftsgedanke und das globale Netzwerk aus Gleichgesinnten werden von einigen Plattformen bereits hervorgehoben. „Belong anywhere“ ist beispielsweise der Slogan der Übernachtungsplattform Airbnb.
Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit als Erfolgsfaktoren
Zwei wichtige Faktoren, auf die kommende Plattformbetreiber achten sollten, sind zudem Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit. Es darf kein großer Aufwand für die Nutzer entstehen – weder für die Anbieter noch für die Verbraucher. Die Dienste sollten daher so intuitiv wie möglich aufgebaut sein, insbesondere wenn die Zielgruppe ältere Nutzer umfasst. Zudem erfordert das Teilen von Besitztümern ohne zentrales Qualitätsmanagement beidseitiges Vertrauen. Das wird häufig durch Transparenz und Reputationsinstrumente wie Bewertungen und Verifizierungen hergestellt.

(Grafik: Johanna Wigand)
Was Anbieter anzieht, zieht nicht unbedingt auch bei Verbrauchern
Damit eine Plattform funktioniert, muss eine kritische Masse sowohl auf Anbieter- als auch auf Verbraucherseite vorhanden sein. Wer eine neue Sharing-Plattform ins Leben ruft, sollte sich daher Gedanken machen, wie er die beiden Nutzerseiten gezielt anspricht. Denn: Während Anbietern von geteilten Gütern oder Dienstleistungen ökonomische Vorteile häufig wichtiger erscheinen, sind Verbraucher stärker durch hedonistische Aspekte wie Spaß und Erlebnisse motiviert. Es lohnt sich also, die Kommunikation und das Marketing anzupassen.
Uber hat das bereits erfolgreich umgesetzt. Während das Unternehmen mit dem Slogan „Setze dich hinters Steuer und erziele Umsätze“ mit ökonomischen Vorteilen für Fahrer wirbt, hebt es für die Mitfahrer das unkomplizierte Buchungssystem und die stets passende Fahrt unter dem Motto „Fahrt bestellen, einsteigen, entspannen“ hervor.
Auch andere Branchen können profitieren
Häufig werden die prominenten Sharing-Plattformen aus der Mobilitäts- und Beherbergungsbranche als Beispiele für die Sharing-Economy angeführt. Es können aber auch andere Branchen von der Idee des Teilens profitieren.
Einige innovative Startups haben sich das Konzept bereits zu eigen gemacht und unkonventionelle Modelle entwickelt. Dabei reichen die Anwendungsbeispiele von Wissens-Sharing (Udemy) über Kleidungs-Sharing (Kleiderkreisel) bis hin zur Haustierbetreuung (Dogvacay). Insbesondere Plattformen für Dienstleistungen jeglicher Art sprießen aus dem Boden. Ob Massage (Zeel), medizinischer Rat (Crowdmed) oder Umzugshilfe (Bellhops, Dolly, Buddytruk) – etliche Services sind über Apps zwischen Privatpersonen buchbar. Ein weiteres spannendes Beispiel stellt die Plattform Demooz als eine Art Hybrid-Lösung zwischen Teilen und Besitzen dar. Interessenten können hier teure Hightech-Produkte anderer Nutzer testen, bevor sie diese selbst kaufen.
Die Möglichkeiten, an der Sharing-Economy teilzunehmen, sind aber noch lange nicht ausgeschöpft – vor allem die klassischen Branchen benötigen kreative Ideen und ein „um die Ecke Denken“. Banken könnten es beispielsweise Smava und Auxmoney gleichtun und über ihre Onlinebanking-Portale direkte Geldverleih- und Finanzierungsdienste zwischen ihren Kunden vermitteln. Telekommunikationsunternehmen könnten einen direkten Austausch von Datenvolumen zwischen ihren Kunden ermöglichen.
Es lohnt sich also für Unternehmen, herauszuarbeiten, was teilbare Ressourcen sind, von denen Nutzer profitieren können. Die Quintessenz lautet: Um viele Teilnehmer anzusprechen, sollten die neuen Plattformen möglichst leicht und intuitiv zu bedienen sein, hohe Sicherheitsstandards aufweisen und den Fokus auf ökonomische Vorteile und Erlebnisorientierung legen. Außerdem sollte in der Kommunikation zwischen Anbietern und Verbrauchern differenziert werden, um den verschiedenen Motivationsfaktoren gerecht zu werden. Diese Gesetze muss jeder befolgen, der in der Sharing-Economy Erfolg haben will, auch die Ikonen Airbnb und Uber.
Neulich in Berlin habe ich diese e-Scooter benutzt und so doppelt so viel von der Stadt gesehen. Die Preise sind fair und so einen Scooter bekommt man dort wirklich an jeder Ecke. Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung der Dinge. Dank für den Artikel!