
(Foto: Paul McKinnon / Shutterstock)
Es gibt sie eindeutig, die Profiteure von der Coronakrise. Einer ist offenkundig die Multichannel-E-Commerce-Plattform Shopify. Dem Unternehmen aus Kanada um den deutschen Gründer Tobias Lütke ist es im zweiten Quartal gelungen, den Umsatz im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres um stolze 97 Prozent auf 714,3 Millionen US-Dollar zu erhöhen. Vergleicht man das mit dem ersten Quartal des Geschäftsjahres, als Shopify immerhin 47 Prozent mehr Umsatz im Vergleich zum selben Vorjahresquartal schaffte, wird deutlich, dass es durchaus einen Coronaeffekt für Shopify gab. Und den unterstreicht auch noch eine andere Zahl: 71 Prozent Neukunden entschieden sich zum ersten Mal für das cloudbasierte Shopsystem, das in den letzten Jahren einen selbst für die erfolgsverwöhnte Branche bemerkenswerten Siegeszug hingelegt hat.
Dabei erzielten die Subscription-Solutions einen Umsatz von 196,4 Millionen Dollar, ein Wachstum zum Vorjahr von 28 Prozent. Der Umsatz des Segments Merchant-Solutions wuchs gar um 148 Prozent auf 517,9 Millionen Dollar an. Der GMV, also die Summe der Waren, die über die Plattform verkauft wurden, wuchs in besagtem Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr um 119 Prozent auf 30,1 Milliarden Dollar. Shopify hat damit die Erwartungen der Märkte übertroffen, was mit einem Kursanstieg belohnt wurde. Mittlerweile nutzen mehr als eine Million E-Commerce-Händler die Shoplösung des Unternehmens.
Shopify: Coronakrise reicht als Erklärung nicht aus
Doch kann die Coronakrise als einzige oder zumindest wichtigste Erklärung für den Erfolg gerade dieser Shopsoftware herhalten? Sicher nicht – denn andere Shoplösungen dürften zwar in den aktuellen Qurtalszahlen ebenfalls profitiert haben, aber nicht so stark. Shopify hat mit seiner klaren Positionierung als mehr oder weniger fertig einsetzbarer Cloud-Service in Kombination mit den sonst nur von On-Premise-Lösungen bekannten Erweiterungsmöglichkeiten vieles richtig gemacht. Der inzwischen großen Bedeutung am Markt dürfte es geschuldet sein, dass viele Anbieter von E-Commerce-Lösungen inzwischen eine Shopify-Anbindung zur Verfügung stellen – und De-Facto-Standards haben’s in diesem Kontext leichter am Markt.
Hinzu kommt aber, dass das relativ einfach zu verwendende E-Commerce-Werkzeug dem Nutzer kaum Programmierkenntnisse abverlangt und sich auch für kleinere Shops eignet. Individualisierungsmöglichkeiten in Sachen Template und Seitenaufbau gibt es dennoch genügend. Gerade die Präsenzhändler, die innerhalb kürzester Zeit aufgrund geschlossener Geschäfte ihren Plan B entwickeln mussten, können davon profitieren. Sie müssen sich weder um die Frage der ausreichenden Traffic-Kapazitäten kümmern noch um Skalierung bei Werbekampagnen, passende Checkout-Prozesse oder die Interaktion mit den Payment-Lösungen. Können das andere Anbieter von Magento über Shopware bis Spryker auch? Sicherlich, aber sie servieren es dem Händler nicht so mundgerecht. Dass Shopware jetzt beispielsweise den Cloud-Shop von der Stange mit der Starter-Edition anbietet, zeigt, dass das Unternehmen diesen Teil des Marktes verstanden hat.
Shopify bietet breiter Zielgruppe passende Lösung
Doch Shopify hat mit seiner SaaS-Lösung schon sehr früh die Weichen in eine Richtung gestellt, in die andere erst wollen. Dass sich Händler in Sachen Flexibilität und Preismodell damit stärker als sinnvoll von einem Anbieter abhängig machen, und das in einer Branche, in der Open-Source-Lösungen eher die Regel als die Ausnahme sind, darf allerdings nicht übersehen werden. Für die meisten kleineren Händler dürfte das allerdings zweitrangig sein, sie wollen das, was ansonsten nur eine fertige Plattform wie Amazon Marketplace oder Ebay bieten kann – dass es „einfach funktioniert“.
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