Es geht um Milliarden: Berüchtigter Shortseller greift Investorenlegende Icahn an

Geht es Investorlegende Carl Icahn jetzt an den Kragen? (Bild: dpa)
Für Außenstehende ist es ein Spektakel der besonderen Art. Für die beiden Parteien im Ring geht es um viele Milliarden. Der wohl erfolgreichste Leerverkäufer (Shortseller) der vergangenen Jahre, Hindenburg Research, hat die milliardenschwere Investorenlegende Carl Icahn ins Visier genommen.
87-jähriger Investor versus 36-jähriger Shortseller
Das Ganze lässt sich auch als Kampf der Generationen lesen. Denn der mittlerweile 87-jährige Icahn ist als sogenannter aktivistischer Investor – auch Heuschrecke genannt – berühmt-berüchtigt und reich geworden. Sein Geschäft war über Jahre der Aufkauf maroder Konzerne, die er etwa in ihre Einzelteile zerlegen und – begleitet von einem massiven Jobabbau – mit Gewinn wieder abstoßen ließ.
Hinter Hindenburg Research steht der erst 36-jährige Finanzanalyst Nathan Anderson. Der hatte erstmals 2020 weltweit auf sich aufmerksam gemacht. Damals warf er dem hochbewerteten E-Lkw-Startup Nikola und dessen Gründer und damaligem Chairman Trevor Milton Betrug vor, was den Stand der Entwicklung anging. Die Nikola-Aktie brach ein – letztlich musste Milton gehen.
Hindenburg Research bringt Imperium ins Wanken
Zuletzt brachte die Investmentfirma das Imperium des indischen Multimilliardärs Gautam Adani ins Wanken. Nach Vorwürfen wegen Bilanz- und Kursmanipulationen brach der Börsenwert der Adani Group zwischenzeitlich um 100 Milliarden US-Dollar ein. Adanis privates Vermögen schrumpfte um 60 Milliarden Dollar.
Auch Twitter-Gründer Jack Dorsey kann ein Lied von Angriffen des Shortsellers singen. Nach einem kritischen Bericht von Hindenburg Research über angebliches Aufblasen von Nutzer:innenzahlen und Support für kriminelle Machenschaften bei Dorseys Zahlungsdienstleister Block (früher: Square) ging die Aktie auf Talfahrt.
Harte Vorwürfe gegen Icahn-Holding IEP
Jetzt also Icahn. Die börsennotierte Holding IEP des Investors, so der Vorwurf, sei extrem überbewertet. Die Firma erwirtschafte gar keinen Gewinn, sondern arbeite mit einer Art Pyramidenschema, behauptet Hindenburg Research in einer Analyse. Aktionär:innen würden mit dem Geld neuer Investor:innen bezahlt – die Icahn mit hohen jährlichen Dividenden locke.
Harte Vorwürfe, die Icahn umgehend zurückwies, wie n-tv.de berichtet. Die Anschuldigungen dienten nur dazu, den Aktienkurs nach unten zu drücken, um so von der Shortseller-Wette zu profitieren.
Aktienkurs und Icahn-Vermögen im Sinkflug
Solche und ähnliche Gegenvorwürfe muss sich Hindenburg Research natürlich gefallen lassen. Das Geschäftsmodell beruht ja auf dem Gewinn aus Leerverkäufen nach Aktienabstürzen, die das Unternehmen durch kritische Berichte – zumindest zum Teil – provoziert.
Bei Icahn und seiner Holding IEP hatte Hindenburg Research „Erfolg“. Der Aktienkurs brach ein, Icahn verlor dadurch mindestens drei Milliarden Dollar. Darüber hinaus korrigierte Bloomberg die Schätzungen über Icahns Vermögenswerte in seinem Milliardärsranking um weitere rund sieben Milliarden Dollar nach unten.
Und Icahns Vermögen schrumpft weiter. Aktuell stehen noch 13,6 Milliarden Dollar zu Buche. Anfang Mai 2023 hatte Bloomberg Icahn mit 24,8 Milliarden Dollar bewertet. Mal schauen, ob Icahn noch einen Trumpf in der Hinterhand hat, um Hindenburg Research in die Schranken zu weisen.