
Ausverkaufte Touren für Hunderte US-Dollar pro Ticket, gebrochene Rekorde und neu aufgelegte Alben – das Musikjahr 2023 gehörte unangefochten Taylor Swift. Kein Wunder, dass die Künstlerin auch bei vielen Menschen an die Spitze ihres Spotify-Jahresrückblicks wanderte.
Über 26 Milliarden Mal wurden 2023 ihre Songs auf der Plattform gestreamt. Noch nie hatte ein Artist so viele Streams in einem Jahr sammeln können. Ein Bericht der Musik-Datenagentur Luminate, der vom Rolling Stone ausgewertet wurde, zeigt nun, wie viel Taylor Swift an diesem Rekord verdient hat.
Der Preis für den gebrochenen Rekord: Über 100 Millionen US-Dollar zahlte das schwedische Unternehmen an den Popstar. Auch wenn die Summe sehr beachtlich klingt – rechnet man das Geld pro Stream herunter, erhält Taylor Swift gerade etwas mehr als ein Drittel eines Cent pro Stream. Bei ihrer Größe ist Taylor Swift wohl diese Zahl relativ egal. Andere Musikschaffende beschweren sich dagegen etwas lautstärker beim Musikstreaming-Dienst.
Zu wenig Geld für Streams?
Immer häufiger wird Kritik gegen Spotify laut wegen der Bezahlung der Musiker:innen. So ärgert sich der Rapper Snoop Dogg in einem Interview mit dem Youtube-Kanal Business Untitled öffentlich über die geringen Einnahmen aus dem Streaming-Bereich. Für seine eine Milliarde Streams auf Spotify habe er nicht einmal 45.000 Dollar erhalten – die Summe liegt weit unter dem amerikanischen Durchschnittsgehalt.
Das klingt zunächst nach einem Widerspruch – pro Stream würde Snoop weniger als Swift verdienen. Dahinter können viele Gründe stecken. So ist es möglich, dass dem Rapper nicht die vollen Rechte an seiner Musik gehören. Demnach können beispielsweise die Labels einen höheren Anteil bekommen. Andersherum ist es auch möglich, dass Taylor Swift als „Global Top Artist” noch Bonuszahlungen vom Streamingdienst bekommt.
Dadurch sind Musiker:innen immer mehr auf andere Einnahmen angewiesen. Selbst ohne die Streaming-Einnahmen hat Taylor Swift ein finanziell herausragendes Jahr gehabt. Die Eras-Tour wurde in nur acht Monaten zur umsatzstärksten Konzerttournee aller Zeiten. Alleine am Merchendise-Stand haben die Swifties, so nennen sich die Fans, über 200 Millionen Dollar gelassen.
Auch ihre Alben werden trotz der hohen Streamingzahlen weiterhin gekauft. Unter Fans gelten einige Versionen als Smallerstücke. Laut einem Billboard-Bericht verkaufte Swift über 20 verschiedene physische Versionen des Albums Midnights. Auch 1989 (Taylors Version), ein Album, das die Künstlerin neu aufgenommenen hat, hat die Originalversion in der ersten Woche übertrumpft.
Kann der Autor nochmal die Zahlen überprüfen?
Taylor Swift bekommt 100 Millionen Dollar für 26 Milliarden Stream, ok.
Aber Sie schreiben, dass Snoop Dogg nur 45000 für 1 Milliarde (!) Streams bekommen habe, wenn man aber den gleichen Verdienst pro Stream wie bei TS ansetzt, müssten es 3,8 Millionen Dollar sein?
Er hat aber nicht den gleichen Verdienst wie TS, das hat der Autor doch in seinem Beitrag geschrieben.
Tatsächlich erscheinen mir die Zahlen von Taylor Swift etwas hoch, während die von Snoop Dogg wohl ein bisschen „kleingerechnet“ sind, um seine Aussage zu stützen. Mit seiner Grundklage hat er aber recht: Künstler, die nicht zur Kategorie „globale Topstars“ (wie Swift) gehören, können von Streams nicht leben.
Nehmen wir mal folgendes Rechenbeispiel:
Eine Band hätte vor 20 Jahren 100.000 CDs verkauft. Dafür hatte man damals eine goldene Schallplatte bekommen (das wäre 2014 in etwa die Dimenson „Sportfreunde Stiller“ gewesen). Gehen wir davon aus, dass von den 10-15€ Ladenpreis nach Abzug von Geld für Label, Verlag, Management, etc. 3€ bei der Band hängen geblieben wären: Das wären dann 300.000€ – pro Bandmitglied also 100.000€ Verdienst vor Steuern.
Versuchen wir das mal in heutige Verhältnisse umzurechnen: Gehen wir davon aus, dass auf der CD 10 Lieder waren, die heute gestreamt würden. Da Streaming dazu verleitet, nur die Hits herauszupicken und andere Songs gar nicht zu hören scheint durchaus realistisch, dass der durchschnittliche Hörer (der vor 20 Jahren die CD gekauft hätte) jeden Song im Mittelwert 10x streamt – dann macht das 100 Plays von jedem der 100.000 Leute. Unterm Strich also 10 Millionen Streams.
Damit man damit auf die 300.000€ von vor 20 Jahren kommt, müsste die Band pro Stream 3 cent von Spotify bekommen. Bekommt sie aber nicht. Selbst wenn wir die Zahlen von Swift hernehmen (die nach allem was ich gehört habe sehr hoch wirken, da Swift – wie im Artikel erwähnt – Topstarbonus zu genießen scheint), ist es allenfalls ein Zehntel davon.
Bedeutet: Eine Band, die damals mit einer Gold-zertifizierten Platte mehrere hunderttausend Euro verdient hätte, würde heute bestenfalls 30.000€ damit machen. Wenn man davon ausgeht, dass man alle 2 Jahre ein Album herausbringt und das Geld dann noch auf mehrere Bandmitglieder verteilen muss, dann ist man schnell bei ein paar Hundert Euro Einnahmen pro Monat, also etwa auf Ferienjob-Niveau. Wohlgemerkt bei Künstlern aus der Kategorie „im Inland bekannte und beliebte Band“ (wie damals die Sportfreunde Stiller).
Fazit: Das Streaming-Modell kann eigentlich nicht funktionieren, um Musiker fair zu entlohnen. Das Grundproblem ist, dass Spotify zu wenig Geld generiert, um genügend davon an die Künstler auszuschütten zu können. Damit das funktioniert, müssten die Streamingdienste ihre Umsätze verzehnfachen – nur wie?
Ich glaube, die haben früher pro CD nicht einmal eine Mark erhalten (Verkaufspreis 30 – 40 Mark). Also wahrscheinlich nicht einmal 0,50 €.
was sind denn „Smallerstücke“ hat da wieder jemand nicht nochmal gelesen, was er schreibt?
Sei doch nicht so selbstgefällig.