
Die Geschichte der Game-Entwicklung in der Slowakei beginnt Anfang der 80er Jahre, so Maroš Brojo vom Slowakischen Design Museum. Firmen wie Activision und Ubisoft, die im Laufe der Zeit zu Branchengiganten werden sollten, gibt es damals schon – doch es wimmelt auch von Amateurprojekten und semi-professionellen Unternehmungen. Sie nennen sich Kamasoft, Sibylasoft oder Antok Software und arbeiten häufig mit den besonders erschwinglichen, teils aus dem Westen geschmuggelten Rechnern von Sinclair, wie beispielsweise dem ZX Spectrum. Aber auch Klon-Modelle wie der Didaktik Gama oder Didaktik M werden genutzt.
Games von 1987: Back to the roots
Die Games, die dabei entstehen, stellen für viele mittlerweile ein Stück Kulturgeschichte dar. Damit diese auch international zugänglich wird, hat sich das Design Museum mit der Slowak Game Developers Association zusammengetan und insgesamt zehn Spiele aus den Jahren 1987 bis 1989 ins Englische übersetzt.
Maroš Brojo ist für die Koordination zuständig. In einem Essay auf der zugehörigen Website erklärt er gemeinsam mit anderen Teammitgliedern die Hintergründe des Projekts und der Game-Entwicklung „hinter dem eisernen Vorhang“.
Computerspiele aus der Vergangenheit: Politische Botschaften und wissenschaftliches Thema
Auch Stanislav Hrda, ein beteiligter Entwickler, kommt dabei zu Wort, und beschreibt, wie einige Spiele durchaus regimekritische Elemente – beispielsweise eine Lenin-Statue, die gesprengt werden muss, um an ein Ticket in den Westen zu gelangen – enthielten.
Der Hauptfokus der Spiele habe allerdings meist auf der Unterhaltung gelegen. Und auch wenn die geschichtlichen Hintergründe vielleicht nicht ganz klar sind und einige Spielelemente seltsam erscheinen mögen – unterhaltsam seien die Titel, die als .TAP-Files frei zugänglich gemacht wurden, auch heute noch, findet Hrda.
Um historisch besonders genau zu sein, hat das fünfköpfige Übersetzungsteam auf Ebene der Originalsoftware gearbeitet, die Games laufen also auf 8-Bit-Computern oder entsprechenden Emulatoren.
Letztendlich soll die Übersetzung ins Englische aber nicht nur Retro-Fans einen spannenden Einblick erleichtern, sondern auch dazu beitragen, dass die slowakischen Games zukünftig ohne Sprachbarriere bei internationalen wissenschaftlichen Recherchen einbezogen werden können. Dementsprechend wird es auch nicht bei zehn Titeln bleiben, in den nächsten Jahren sind noch weitere Übersetzungen geplant.
Ihr habt Slowenien mit der Slowakei verwechselt.
Slowenien war zwar damals als Teil Jugoslawiens auch sozialistisch, allerdings nicht Teil des Eisernen Vorhangs. Die Grenzen zum Westen waren stets offen.
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