Sprich mit mir – Das hier sind die Smartspeaker der Ifa
Sie sind unscheinbar-elegant, und das sollen sie auch sein: Smartspeaker legen es nicht darauf an, aufzufallen. Ihre Anbieter wollen, dass sie sich jeweils harmonisch in die Wohnumgebung einfügen. Trotzdem haben es die Lautsprecher mit Internetanbindung faustdick hinter der Abdeckung: Sie gehorchen aufs Wort, suchen im Internet, lesen Nachrichten oder das Wetter vor, halten Smalltalk mit dem Nutzer, schalten das Licht an oder aus und spielen Musik ab – immer öfter auch in Hi-Fi-Qualität. Nun steht eine neue Generation mit Display und Kamera in den Startlöchern, und Hersteller arbeiten an intelligenten Offline-Assistenten für mehr Privatsphäre, wie die Technikmesse Ifa in Berlin (31. August bis 5. September) zeigt.
Smartspeaker sind Unterhaltungskünstler fürs Musikstreaming
Smartspeaker sind unter anderem Unterhaltungskünstler fürs Musikstreaming, also WLAN-Lautsprecher, die meist auch Bluetooth an Bord haben – nur dass sich die Musik auch per Sprache steuern lässt, weil spezielle Fernfeldmikrofone, die in den Raum hineinhorchen, und weitere Zusatztechnik in den Gehäusen stecken. Gut zwei Drittel (69 Prozent) der Nutzer von Sprachassistenten setzen diese laut einer Studie von Bitkom Research ein, um Musik abzuspielen oder Radiosender einzustellen. Per Sprache kann man auch auf Internet-Informationen zugreifen oder vieles von der Beleuchtung bis hin zu Haushaltsgeräten daheim befehligen – Kompatibilität bei diesen Geräten vorausgesetzt.
Hersteller und Entwickler, die Produkte und Dienste über Smartspeaker per Sprache steuerbar machen wollen, können sogenannte Skills für Alexa von Amazon sowie Actions für den Google Assistant entwickeln. Yamaha hat zur Ifa zum Beispiel Alexa-Skills zur Sprachsteuerung seiner netzwerkfähigen Musikkomponenten veröffentlicht, zu denen der WLAN-Lautsprecher Musiccast 50 (500 Euro) gehört.
Bitkom: Jeder 3. schon Besitzer von Smarthome-Geräten
Laut Bitkom Research steuert schon gut jeder dritte Besitzer von Smarthome-Geräten (37 Prozent) diese auch per Sprachassistent – und zwar nicht nur über solche, die in den Smartspeakern stecken, sondern auch über Assistenten in Smartphones, Tablets und anderen Geräten wie Rechnern. Acer zeigt dazu auf der Messe den All-in-One-PC Z 24 (850 Euro), dessen nahezu randloses Display mit Stereolautsprechern und vier digitalen Mikrofonen gespickt ist, die zum Beispiel für Alexa Mund und Ohren sein können.
Die Welt der Sprachassistenten in Smartspeakern ist aktuell recht übersichtlich. Auf der Messe sind fast ausschließlich neue Speaker mit Googles Assistant oder Amazons Alexa zu sehen. Zwar ist da noch Siri, die Apple bislang aber nur in den Homepod-Lautsprecher ausgelagert hat. Und bei Samsungs Bixby lässt eine deutsche Sprachversion noch auf sich warten. Der erste Bixby-Speaker mit der Bezeichnung Galaxy Home soll erst zum Jahresende 2018 verfügbar sein. Er soll in einer Liga mit Apples Homepod (350 Euro) spielen.
Auch Google will mit seinem bislang größten Smartspeaker, dem zur Ifa in Deutschland startenden Home Max (Test) (ca. 400 Euro), im Hi-Fi-Bereich punkten. Eine hochwertige Stoffbespannung soll Max wohnzimmertauglich machen – ein Ziel, das auch Harman Kardon mit seinem Assistant-Speaker Citation 500 verfolgt, der für 650 Euro auch noch ein Touchdisplay zur Bedienung auf der mit Aluminium besetzten Oberseite trägt und drei kleinere Geschwisterboxen (200 bis 400 Euro) mitbringt. Bang & Olufsen bietet indes seine kegelförmigen und in Metall gehüllten Multiroom-Speaker Beosound 1 und 2 nun auch mit integriertem Google Assistant an (1500 bis 2000 Euro Euro).
Smartspeaker ab 100 Euro
Aber auch Smartspeaker zu Preisen zwischen 100 und 200 Euro finden sich in den Messehallen. LGs WK7 mit Assistant an Bord kann für 180 Euro hochauflösende Musikdateien (bis 24 Bit bei 96 KHz) wiedergeben und unterstützt verlustfreie Codecs wie FLAC. Weil er direkt in die Steckdose gesteckt wird, ist Flexibilität dagegen mit die wichtigste Eigenschaft des Assistant-Speakers Blaupunkt PVA 100 (140 Euro). Neue Smartspeaker mit Alexa in diesem Preisbereich kommen außerdem zum Beispiel von Medion oder aus der Sirium-Serie von Hama.
Und wie geht es weiter? Smartspeaker schicken sich bereits an, mehr zu sein als eine Musikbox und die Steuerzentrale fürs vernetzte Heim. Displays und Kameras sollen sie auch für Videochats, zum Schauen von Clips und Filmen oder zum Anzeigen von Songtexten, Landkarten, Kochrezepten oder Kalendern fit machen.
Jetzt lesen: Was mit euren Sprachaufnahmen von Amazon Echo und Google Home passiert und wie ihr sie löschen könnt
Amazon hat es mit dem Echo Show (Test) vorgemacht. Nun folgt zum Beispiel JBL mit dem spritzwassergeschützten, rundlichen Link View mit 8-Zoll-Touchscreen. Oder Archos mit drei Android-basierten Hello-Geräten in rund (5 Zoll) oder eckig (7 oder 10 Zoll) zu Preisen zwischen 150 und 230 Euro, die zudem Akkubetrieb erlauben.
Neben Verschlussklappen für die Kameras bringen die Hellos wie viele Smartspeaker auch einen Ausschaltknopf für die Mikrofone mit. Smartspeaker daran zu hindern, permanent in den Raum hineinzuhorchen, ist aber nur das eine. Selbst wenn man davon ausgeht, dass bei aktivierten Mikrofonen wirklich immer nur die letzten aufgezeichneten Sekunden nach Nennung des Aktivierungswortes (etwa „Hey Google“ oder „Alexa“), also die eigentlichen Sprachbefehle, an die Server der Anbieter geschickt werden: Allein die Fragen und Suchen verraten schon viel Privates. Von jenen, die nicht mit Sprachassistenten arbeiten, gab in der Bitkom-Befragung deutlich mehr als jeder Zweite (58 Prozent) die Sorge um seine Daten als Grund der Nichtnutzung an.
Smartspeaker für privatsphäre-orientierten Anwender
Jene privatsphäre-orientierten Anwender spricht etwa das französische Unternehmen Snips an. Es arbeitet an einem Sprachassistenten namens Air, der mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) vollständig auf dem jeweiligen Gerät läuft, ohne Daten an Internetserver zu verschicken, und 2019 auf den Markt kommen soll. Auf der Ifa zeigen die Franzosen einen Smartspeaker namens Air Base und mobile Mikrofone namens Air Satellites zur Bedienung von Geräten überall im Haus – von der Kaffeemaschine bis zum 3D-Drucker. Andere Hersteller sollen Air in ihre Geräte integrieren und Entwickler-Apps beisteuern können.
Ein Projekt zum Aufbau frei zugänglicher Sprachdatenbanken und eines offline funktionierenden Programms zur Spracherkennung läuft bei der Mozilla-Stiftung. Jeder soll es für Dienste nutzen oder weiterentwickeln können. Mozilla hofft, dass datenschutzfreundliche Angebote für Spracherkennung und Sprachsteuerung daraus erwachsen.
Von Dirk Averesch, dpa
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