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MIT Technology Review Kommentar

Statt auf Klimakonferenzen sollten wir stärker auf Eigeninteresse setzen

Klimakonferenzen funktionieren nicht. Wir sollten stattdessen auf Konzepte schauen, die in der Vergangenheit geklappt haben. Darunter befindet sich auch eine Errungenschaft aus Deutschland.

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Die Globalisierung ist unser Freund, nicht unser Gegner, wenn es um Klimatechnologien geht, meint unser Autor. (Foto: petrmalinak / Shutterstock)

Überraschung! Die Klimakonferenz in Baku ist gescheitert. Mit einem Ölstaat als Gastgeber und ganzen Lobbyisten-Legionen als Gegner war offenbar kein Fortschritt drin. Wer hätte das gedacht?

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Damit ist auch die Klimakonferenz von 2015 in Paris gescheitert, auf der sich die Staaten auf das 1,5-Grad-Ziel festgelegt haben. Der EU-Dienst Copernicus prognostiziert für 2024 eine weltweite durchschnittliche Erwärmung von 1,55 Grad gegenüber vorindustriellem Niveau. 2023 waren es noch 1,48 Grad.

Rein formal ist das Pariser Ziel damit zwar noch nicht gerissen, denn es gilt für einen Durchschnitt über 20 Jahre hinweg. Doch es gibt keinerlei Anzeichen, dass sich die Erderwärmung abschwächen wird – im Gegenteil. Läuft alles so weiter wie bisher, steuert die Welt bis 2100 auf eine Erwärmung von 3,1 Grad zu, schätzt das UN Environment Programme. Selbst wenn alle Länder ihre Klimaversprechen einhalten würden – wonach es derzeit nicht aussieht – liefe es auf 2,6 bis 2,8 Grad hinaus.

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1,5-Grad-Ziel gerissen

Fast das Doppelte des Pariser Ziels. Das muss man erstmal sacken lassen. Daran jetzt noch festzuhalten, zeugt von einer Realitätsverweigerung, die wir uns nicht leisten können. Das Gleiche gilt für die Vorstellung, die drölfzigste Klimakonferenz könne auf wundersame Weise noch eine Umkehr bewirken.

Daran sind nicht allein die Lobbyisten schuld. Der meiner Meinung nach fundamentale Irrtum der bisherigen Klimadiplomatie: Sie hat den Akteuren ein zu hohes Maß an Altruismus zugetraut. Natürlich ist es ein Gebot der Fairness, für den Schaden aufzukommen, den man angerichtet hat. Aber wenn man sich irgendwie billig daran vorbeimogeln kann – umso besser. „Nach mir die Sintflut“ ist zwar eine egoistische Haltung, aber sie ist nicht irrational. Appelle an die „Vernunft“ bringen deshalb nichts.

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Positiver Kipppunkt: Erneuerbare kaum noch zu stoppen

Schauen wir uns stattdessen an, was in der Vergangenheit funktioniert hat: Wind und Sonne sind mittlerweile meist günstiger als alle anderen Stromquellen, selbst wenn man die nötigen Stromspeicher mitrechnet. Dass sich die Erneuerbaren schon allein aus Kostengründen verbreiten, konnte nicht einmal Donald Trump verhindern. Der Zubau in den USA verlangsamte sich in seiner ersten Amtszeit zwar zeitweise, trotzdem nahm die installierte Leistung insgesamt um mehr als 100 Gigawatt zu.

Hier ist also ein Kipppunkt erreicht, ab dem Erneuerbare Energien kaum noch zu stoppen sind. Solche Kipppunkte kommen nicht einfach so. Sie lassen sich gezielt herbeiführen. Bei der Photovoltaik geschah dies ab Anfang der 2000er mit deutschen EEG, das weltweit erstmals einen großen und zuverlässigen PV-Markt schuf. Dass heute praktisch die gesamte Wertschöpfungskette fest in chinesischer Hand liegt, ist ärgerlich und gefährlich. Aber: Das Ziel, preiswerte Solar-Technik zu triggern, hat das EEG auf beeindruckende Weise erreicht.

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Trotzdem: steigende Emissionen

Warum steigen die Emissionen dann trotzdem weiter? Dafür gibt es vor allem zwei Ursachen. Erstens: Die Wirtschaft wächst schneller als die Erneuerbaren, vor allem in Indien und China. Zweitens: Die Sektoren Verkehr, Gebäude und Industrie hinken dem Stromsektor hinterher.

In diesen Sektoren sollten wir uns am Vorbild des EEG orientieren. Das heißt: Durch ein entsprechendes Marktdesign klimafreundliche Technik so attraktiv (und klimafeindliche so unattraktiv) zu machen, dass die Wahl zwischen beiden ein No-Brainer ist. Denn die Menschen können rechnen: Ist beispielsweise das Heizen mit einer Wärmepumpe doppelt so teuer wie mit Gas, wird sich auch der Gutwilligste schwer damit tun. Ist die Wärmepumpe hingegen nur noch halb so teuer, wird auch der Konservativste zugreifen, egal ob es der Bild-Zeitung gefällt. Ähnliches gilt für Elektroautos.

Keine Kosten, sondern Investitionen

Natürlich braucht es für eine entsprechende Förderung erhebliche Mittel. Aber dabei handelt es sich wohlgemerkt nicht um Kosten – sondern um Investitionen, die früher oder später erheblichen Ertrag bringen. Solche Investitionen sind also kein Akt des Altruismus.

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Die Globalisierung ist dabei unser Freund, nicht unser Gegner. Unschlagbar gute und günstige Technik können Regierungen nicht dauerhaft aufhalten – schon im eigenen Interesse. Sie wäre so etwas wie ein trojanisches Pferd, das Erneuerbare um die Welt verbreitet. Wenn es mit dem Altruismus nicht geklappt hat, sollten wir es mal mit Eigeninteresse versuchen. Das ist deutlich zuverlässiger.

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