Wundertax, Steuergott, Expresssteuer oder Taxfix – diese und viele andere sogenannte Taxtechs wollen mit ihren Steuer-Apps die Steuererklärung so einfach wie möglich machen, am besten mit ein paar Tipps auf dem Smartphone. Schließlich zahlen deutsche Steuerzahler:innen im Schnitt jedes Jahr rund 1.000 Euro zu viel an den Fiskus. Die Hälfte der Bundesbürger:innen scheut die Mühe, eine Steuererklärung abzugeben – ein Riesenmarkt, solange es für Privatpersonen keine vorausgefüllten Steuererklärungen auf Basis bereits erhobener Daten gibt. Und hier setzen Taxfix und Co an.
Steuer-App-Anbieter Taxfix ist jetzt ein Einhorn
Wie das Handelsblatt exklusiv erfahren hat, hat Taxfix als größtes deutsches Steuer-Startup in einer vom Investor Teachers‘ Venture Growth (TVG) angeführten Finanzierungsrunde 220 Millionen US-Dollar an frischem Kapital eingesammelt. Die Firmenbewertung klettert dadurch auf über eine Milliarde Dollar, was das Berliner Taxtech zum Einhorn macht. Das Geld benötigt Taxfix insbesondere für das Fortsetzen seines Wachstumskurses, der das 2016 gegründete Unternehmen mittlerweile auch nach Italien, Frankreich und Spanien geführt hat.
In den vergangenen Jahren hatte Taxfix schon 110 Millionen Dollar einsammeln können. Ebenfalls in der aktuellen Series-D-Runde dabei sind die bisherigen Taxfix-Investoren Valar Ventures (Peter Thiel), Creandum und Redalpine. Bei TVG handelt es sich übrigens um den Risikokapitalzweig des kanadischen Pensionsfonds OTPP, der schon in Zalando, SpaceX, Epic Games sowie FTX-Trading investiert ist.
Taxfix arbeitet an sofortiger Steuerrückerstattung
Ein Teil des frischen Kapitals soll auch für die Bereitstellung eines neuen Features aufgewendet werden, das die Anziehungskraft von Taxfix weiter steigern dürfte. Denn das Unternehmen will eine sofortige Steuerrückerstattung an den Start bringen. Heißt: Die Hälfte der erwarteten Steuerrückzahlung könnten sich die Nutzer:innen dann sofort auszahlen lassen. Taxfix verspricht die Erledigung der Steuererklärung in etwas mehr als 20 Minuten über ein „einfaches Frage-Antwort-Verfahren“. Formulare müssen nicht ausgefüllt werden. Dafür verlangt Taxfix 39,99 Euro.
Über fünf Millionen Mal ist die Steuer-App laut Angaben von Taxfix schon heruntergeladen worden. Einen Gewinn dürfte das dem Unternehmen aber noch nicht beschert haben. Zahlen für 2021 liegen laut Handelsblatt zwar noch nicht vor. Für 2020 verbuchte Taxfix aber einen Verlust von 32,5 Millionen Euro. Die Investor:innen scheinen aber von dem anhaltenden Boom im Bereich Taxtechs überzeugt zu sein. Dem Experten Christian Stender von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zufolge gibt es aktuell „sehr viele Investitionen in die Digitalisierung des Steuerbereichs“. Solange Steuererklärungen eher anspruchsvoller als einfacher werden, dürften Steuer-Apps ihre Daseinsberechtigung haben.