Viel mehr Angebot und deutlich geringere Preise: Ende 2023 waren Marktbeobachter:innen noch davon ausgegangen, dass der Handel mit gebrauchten Elektroautos an Fahrt gewinnt. Doch der Preisverfall scheint die Nachfrage nicht anzukurbeln – im Gegenteil.
Gebrauchte E-Autos: Hohe Preisabschläge
Obwohl die Preise weiter sinken, stagniert die Nachfrage nach Elektroautos. Wie die Unternehmensberatung Berylls in einer Analyse feststellt, seien gebrauchte Stromer nur sehr schwer und mit hohen Preisabschlägen zu verkaufen.
Ein Beispiel: Ein durchschnittliches reines Elektroauto, das zum Neupreis von 43.600 Euro erworben wurde, kostet nach drei Jahren und 60.000 Kilometern Laufleistung nur noch 18.800 Euro. Das bedeutet einen Wertverlust von 57 Prozent.
Neue günstigere Modelle mit höheren Reichweiten
Als Gründe für die Flaute auf dem Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos sieht Berylls einerseits eine insgesamt sinkende Nachfrage nach Batterieautos (BEV). Darüber hinaus würden aktuell viele neue Modelle mit höheren Reichweiten und günstigeren Preisen auf den Markt gebracht.
Nicht nur in Deutschland, auch in Frankreich seien die sogenannten Restwerte auf dem Weg nach unten, wie die Wirtschaftswoche schreibt. Ein Weiterverkauf gebrauchter E-Autos sei kaum noch möglich.
Junge Stromer: Restwerte im freien Fall
„Junge gebrauchte BEVs stehen im Handel wie Blei, die Standzeiten steigen und Restwerte sind im freien Fall“, so die Expert:innen. Eine Änderung sei derzeit nicht in Sicht. Besonders von der geringen Nachfrage und sinkenden Preisen betroffen seien große und teure SUVs, die für Gebrauchtkäufer:innen uninteressant seien.
Berechnungen von Berylls zufolge hätten die 524.000 im Jahr 2023 in Deutschland neu zugelassenen Elektroautos schon jetzt einen Restwertverlust von fast drei Milliarden Euro angesammelt. Das sind durchschnittlich knapp 5.700 Euro pro Fahrzeug.
Kaum Hoffnung für Gebrauchtwagenmarkt
Für die aktuelle BEV-Generation gebe es kaum Hoffnung am Gebrauchtwagenmarkt, meinen die Expert:innen. Und: „Hier können lediglich die immensen Verluste minimiert werden“.
Laut der Einschätzung von Berylls müssten Autohersteller, Händler und Leasingfirmen ihr Vertriebsmodell umstellen. Die E-Autos sollten nicht verkauft, sondern später verleast oder im Abo vermietet werden.
Kontrolle über Batterien behalten
Dadurch könnten die Verluste abgemildert werden. Wertvoller Nebeneffekt: Sie würden die Kontrolle über die Batterien behalten. Das ist wichtig, um entsprechende Recyclingquoten einzuhalten.