Propaganda auf Twitter: Taliban kaufen sich blaue Haken
Das blaue Häkchen stand bei Twitter lange für verifizierte Accounts. Unter dem neuen Twitter-Chef Elon Musk wurde es allerdings Teil eines Abonnements namens Twitter Blue, bei dem man es für acht Dollar pro Monat kaufen kann – und das in einigen Ländern auch noch ohne Identitätsprüfung.
Welche Auswüchse das haben kann, wird nun deutlich.
Führende Taliban-Funktionäre haben blaues Häkchen
Die BBC berichtet, dass mittlerweile führende Taliban-Funktionäre über ein blaues Twitter-Häkchen verfügen.
Demnach sind Hedayatullah Hedayat, der Leiter der Taliban-Abteilung für „Zugang zu Informationen“, sowie Abdul Haq Hammad, Leiter der Medienaufsicht im afghanischen Ministerium für Information und Kultur, darunter. Beide haben mehr als 170.000 Twitter-Follower:innen und informieren regelmäßig über das Vorgehen der Taliban-Verwaltung in Afghanistan.
Laut lokalen Medien verlor Hedayat im vergangenen Dezember sein blaues Häkchen, mittlerweile sei es aber wieder zurück. Auch prominente Taliban-Anhänger haben sich das blaue Häkchen laut der BBC zugelegt. Taliban-Beamte und -Unterstützer sind fleißige Nutzer von Twitter und nutzen die Plattform, um Schlüsselbotschaften zu verbreiten.
So unterdrücken die Taliban Afghanistan
Muhammad Jalal etwa, der sich zuvor als Taliban-Beamter identifiziert hatte, lobte am Montag den neuen Eigentümer von Twitter und erklärte, dass Elon Musk „Twitter wieder großartig machen“ würde.
Wie brutal die Taliban-Regentschaft ist, macht der vor wenigen Tagen veröffentlichte World Report 2023 von Human Rights Watch deutlich. „Die Taliban haben seit ihrer Machtübernahme im August 2021 Regeln und politische Maßnahmen eingeführt und durchgesetzt, die Frauen und Mädchen ihre Grundrechte verweigern und die Meinungsfreiheit unterdrücken“, betonte die Menschenrechtsorganisation.
Aufgrund der „massiven Wirtschaftskrise“, von der Afghanistan betroffen sei, seien im Jahr 2022 Millionen Kinder „akut unterernährt“ gewesen.
Nicht die ersten Probleme mit Twitter Blue
Vor der Einführung von Twitter Blue trug nach BBC-Informationen keiner der beobachteten Accounts von Taliban-Beamten das blaue Häkchen. Laut der öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Großbritanniens reagierte Twitter nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.
Es ist nicht das erste Mal, dass Twitter Blue für Probleme sorgt. Schon im vergangenen November, als Musk das Geschäftsmodell vorgestellt hatte, wurden Accounts zahlreicher Organisationen sowie Personen des öffentlichen Lebens kopiert und fälschlicherweise verifiziert.
Besonders hart zu spüren bekam das der Pharmakonzern Eli Lilly, dessen Aktienkurs fiel, nachdem über einen Fake-Account mit seinem Logo und dem blauem Twitter-Siegel verkündet worden war, dass Insulin nun kostenlos sei.