Taschencomputer von 1996: Jetzt laufen Palm-PDAs auch auf deinem Smartphone
Wer sich auf eine Reise in die digitale Vergangenheit begeben will, kann das mithilfe des Internet-Archives. Seit Kurzem gibt es dort einen spannenden Neuzugang: Dank Historiker Jason Scott können Nostalgiker:innen mehr als 500 Anwendungen eines persönlichen digitalen Assistenten (PDA) aus den späten Neunzigern auf ihren modernen Geräten wiederbeleben.
Persönlicher digitaler Assistent: Die Vorstufe zum Smartphone
Persönliche digitale Assistenten wie die der Firma Palm waren in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren kleine Organisations-Allrounder für die Hosentasche. Der Aufstieg der Smartphones bedeutete allerdings ihren Untergang. Nachdem Palm vergeblich versucht hatte, sich gegen Google, Apple und Co. zu behaupten, wurde die Firma 2011 geschlossen.
Die Anwendungen der PDAs von Palm sind jetzt aber wieder verfügbar. Damit Kalender, Trinkgeldrechner und Co. im Retro-Design auch auf modernen Geräten dargestellt werden können, hat Scott einen von Entwickler Christian Speckner programmierten Palm-OS-Emulator namens Cloudpilot Emu benutzt.
Sechs Monate habe er gebraucht, um den Emulator ins Internet Archive einzubetten, berichtet Scott gegenüber The Verge – und bedankt sich gleichzeitig bei Speckner für dessen Entwicklung.
Apps in den 90ern: Teils skurrile Bezahlmodelle
Die insgesamt 563 Organisationstools und Spiele, die jetzt im Internet Archive zur Verfügung stehen, sind teilweise noch in Graustufen gestaltet, es gibt aber auch einige Farbversionen zu entdecken.
Neben den Vollversionen gibt es auch einige Gratistestversionen. Die veranschaulichen, was sich Entwickler:innen in den späten Neunzigerjahren überlegt hatten, um Menschen dazu zu bringen, für Programme zu zahlen. Ein eher skurriles Beispiel: Der Taschenrechner, der nicht mit der Zahl sieben rechnen konnte, solange man ihn nicht – zu Zeiten der PDAs noch per Post – bezahlt hatte.
Insgesamt hat Scott die Sammlung zunächst unter Vorbehalt veröffentlicht – damit ihn möglichst keine Beschwerden erreichen, wo er überall noch nachbessern könnte. Gerade bei den Metadaten – also zum Beispiel Informationen dazu, wer eine Anwendung ursprünglich programmiert hat –, Beschreibungen und Anleitungen zu den einzelnen Apps wolle er im Laufe der Zeit noch Ergänzungen einpflegen.
Gegenüber The Verge hat der Historiker übrigens auch verraten, was sein liebstes PDA-Feature war: eine GPS-Anwendung für Palm 3.