Teilzeit oder Vollzeit: Warum die Zukunft der Arbeit flexibler sein muss – und was du davon hättest
Flexibilität steht weiterhin hoch im Kurs: Das zeigen diverse Umfragen unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So auch eine aktuelle Bertelsmann-Untersuchung. Die Stiftung befragte Frauen und Männer anhand von Muster-Stellenanzeigen nach deren Attraktivität, unter anderem in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Die Zustimmung zu starren Arbeitszeiten fiel demnach eher gering aus: Nur 24,8 Prozent der Frauen und 29,2 Prozent der Männer suchen nach festen Arbeitszeiten. Hingegen haben jeweils 45 Prozent der Frauen und Männer vollständig flexible Arbeitszeiten präferiert. Interessant sind demnach vor allem auch die Vorlieben hinsichtlich Voll- und Teilzeit.
Starre Vollzeit- oder Teilzeitregeln nicht zeitgemäß?
Hier hätten die befragten Berufstätigen nämlich auch gerne die Wahl: 48,9 Prozent der Frauen und 47,6 Prozent der Männer bevorzugen Stellen, die sie wahlweise in Vollzeit oder in Teilzeit ausüben können, heißt es. Demgegenüber präferieren insgesamt deutlich weniger Beschäftigte reine Vollzeit- und Teilzeitstellen, so die Ergebnisse der Stiftung.
Reine Vollzeitstellen befürworten nur 28,4 Prozent der Frauen und 37,3 Prozent der Männer. Reine Teilzeitstellen befürworten nur 31,4 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer. „Hier deutet sich an: Paare wollen heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen“, so die Bertelsmann-Arbeitsmarktexpertin Michaela Hermann.
In Deutschland besteht ein allgemeiner Anspruch auf Teilzeit. Der kann auch befristet ausgestaltet sein. Eine Arbeitgeberin beziehungsweise ein Arbeitgeber muss grundsätzlich der Verringerung der Arbeitszeit zustimmen und diese entsprechend den Wünschen der Beschäftigten festlegen, soweit keine betrieblichen Gründe entgegenstehen.
Schwieriger ist das, wenn die Stelle von Anfang an in Teilzeit ausgeschrieben ist oder die Brückenteilzeit nicht vereinbart wurde. Ein allgemeiner Anspruch auf Aufstockung besteht nicht. Das führt laut der Bertelsmann-Stiftung auch dazu, dass in Teilzeit ausgeschriebene Stellen kaum Anklang vorwiegend bei Frauen mit jüngeren Kindern finden.
Flexibilität bei Vollzeit und Teilzeit ist gefragt
Das Problem: die sogenannte Teilzeitfalle. Wer aufgrund von Familien- und Sorgearbeit einen Teilzeitjob annimmt, bekommt selten die Chance später die Stunden auf eine Vollzeitstelle aufzustocken. Wer als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer in so einer Lebensphase steckt, schafft jedoch in den seltensten Fällen eine Vollzeitstelle auszufüllen.
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die diesbezüglich flexibler sind, könnten einen Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte haben, so die Schlussfolgerung der Bertelsmann-Untersuchung. Wer den Wechsel zwischen Teilzeit und Vollzeit in beide Richtungen simple gestaltet und innerhalb der Modelle flexible Arbeitszeiten bietet, dürfte demnach vorn liegen.
„Flexible Arbeitszeiten bieten die Chance, Berufliches und Privates besser miteinander zu vereinbaren“, erläutert Michaela Hermann. „Diese Flexibilität schafft mehr Räume, auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu sein. Mitarbeiterorientierte flexible Arbeitszeitmodelle nützen so auch den Arbeitgebern“, fasst die Bertelsmann-Expertin zusammen.