Die Digitalisierung, insbesondere der Verwaltung, geht den meisten Deutschen zu langsam. Nur ein Drittel der Deutschen glaubt daran, dass das Onlinezugangsgesetz als einer der wichtigsten Schritte zu einem digitalen Staat tatsächlich rechtzeitig erfolgreich umgesetzt wird. Eigentlich sollen laut Onlinezugangsgesetz bis Ende 2022 alle 575 Verwaltungsleistungen digital verfügbar sein.
Für zwei Drittel ist ihr Wohnort „digital rückständig“
Kein Wunder, dass 86 Prozent der Befragten laut einer Bitkom-Umfrage von ihrer Stadtverwaltung fordern, die Digitalisierung mit mehr Nachdruck zu verfolgen. Fast zwei Drittel sehen ihren Wohnort sogar als „digital rückständig“ an. Dabei, so meinen 79 Prozent, könne die Digitalisierung dazu beitragen, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu schaffen.
Im Fokus steht zunächst die Verwaltung. Im Durchschnitt, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder, verbrächten Bürger:innen in Deutschland rund drei Stunden auf dem Amt. Viele Menschen müssten sich dafür eigens Urlaub nehmen, kritisiert Rohleder. Daher wünscht sich die Mehrheit der Deutschen eine digitale Verwaltung. Vier von fünf Deutschen möchte Verwaltungsangelegenheiten über das Internet erledigen.
Automatische Beantragung und Verlängerung von Dokumenten
Geht es nach der Meinung von 88 Prozent der Befragten, dann könnte etwa die Beantragung, Verlängerung und Zusendung von Dokumenten künftig automatisch ablaufen. Drei Viertel würden den elektronischen Personalausweis beim Online-Amt nutzen. Ein einheitliches Servicekonto, über das man sich identifizieren, authentifizieren und Zugang zu allen digitalen Verwaltungsleistungen erhalten kann, wollen ebenfalls drei Viertel der Deutschen.
Dem Digitalverband Bitkom zufolge könnte ein Schwerpunkt einer Digitalisierung der Verwaltung Dienstleistungen für junge Familien sein. Rohleder fragt sich etwa, warum man in Deutschland die Ausstellung einer Geburtsurkunde beantragen müsse. „Das Amt weiß, dass ein junger Mensch geboren ist und kennt auch die Zustelladresse der Eltern“, so der Bitkom-Hauptgeschäftsführer. Wie in Dänemark schon möglich, könnte die Geburtsurkunde auch in Deutschland automatisch kurz nach der Geburt zugestellt werden. Fast alle Befragten (94 Prozent) haben sich in der Umfrage außerdem für ein zentrales Anmeldeportal für Kitas und Schulen ausgesprochen.
Gute IT-Ausstattung für die Schulen gefordert
Ebenfalls nahezu ohne Ausnahme (98 Prozent) wünschten sich die Befragten laut Bitkom eine gute IT-Ausstattung für die Schulen. 88 Prozent forderten ein digitales Schwerpunktprogramm an ihrem Wohnort. Interessant ist auch, dass 96 Prozent sich Katastrophenwarnungen von den Behörden via Smartphone wünschen. Immerhin 79 Prozent sprachen sich für eine datenschutzkonforme Videoüberwachung an öffentlichen Orten aus. (Mit Material von dpa)