Temu, Shein und mehr: Deutsche Händler von aufstrebenden Plattformen unbeeindruckt
Mit günstigen Angeboten haben neue Shopping-Plattformen wie Temu oder Shein vor allem unter jungen Verbraucher:innen rasant an Beliebtheit gewonnen. Mit Tiktok Shop, das ab 2025 auch in Deutschland verfügbar sein soll, dürfte sich der Trend noch verstärken.
Konkurrenz aus Asien kaum Bedrohung
Laut einer aktuellen Umfrage des E-Commerce-Spezialisten ECC Köln sieht der deutsche Handel die Billig-Konkurrenz aus Asien aber kaum als Bedrohung – zumindest nicht für sich selbst. Betroffen seien demnach vor allem etablierte Online-Marktplätze wie Amazon.
Konkret sahen 65 Prozent der befragten Einzel- und Großhändler sowie Hersteller aus Deutschland asiatische Marktplätze mittelfristig nicht als Gefahr für das eigene Geschäft. In puncto TikTok Shop waren 67 Prozent dieser Meinung. Ein Blick auf das Kaufverhalten und die Umsatzentwicklung im Online-Handel sollte deutschen Händlern aber zu denken geben.
Hälfte der Jungen kauft bei Temu und Co
Die E-Commerce-Studie mit dem Titel „Kampf der Plattformgiganten“ hat nämlich ergeben, dass trotz des schlechten Images von Plattformen aus Asien schon jetzt jede:r dritte deutsche Konsument:in bei Temu einkauft. Ingesamt nutzen laut ECC Köln 51 Prozent der 18- bis 29-Jährigen Marktplätze mit Waren aus Asien.
Was den Umsatz angeht hält Amazon aktuell 60 Prozent am Online-Handel in Deutschland und hat seinen Umsatz 2023 um 8,5 Prozent steigern können. Alle Marktplätze zusammen, also Amazon sowie Ebay, Zalando, Otto oder moebel.de sowie eben Temu, Shein und Co. konnten 2023 sogar ein Umsatzwachstum von zehn Prozent verbuchen. Der übrige Online-Handel musste hingegen einen Umsatzrückgang von 11,6 Prozent hinnehmen.
Frustration über Wettbewerbsnachteile
Auch wenn sich deutsche Händler bezüglich der neuen Konkurrenz aus Asien nicht sonderlich bedroht fühlen, sind sie frustriert angesichts möglicher Wettbewerbsnachteile. 84 Prozent der Befragten finden, dass sich Marktplätze mit Waren aus Asien nicht um Umweltschutz und Nachhaltigkeit kümmern – sie selbst aber schon.
Das Gleiche sehen 79 Prozent für den Datenschutz und 72 Prozent bei Produktsicherheit und Qualitätsstandards. 78 Prozent haben mit Ja auf die Frage geantwortet, ob sich Temu und Shein unfaire Wettbewerbsvorteile verschaffen würden.
Hier sei die Politik gefragt, meint der deutsche Handel. So sollte darauf geachtet werden, dass Auflagen und Standards eingehalten werden. Wenn nötig sollte der Gesetzgeber mit Regulierungen und Verboten reagieren, so die Meinung der Mehrheit der Befragten.
Handel: Der Markt wird‘s regeln
Mit 81 Prozent zeigen sich aber auch viele Händler davon überzeugt, dass es der Markt schon regeln werde. 68 Prozent finden, dass Marktplätze aus Asien nicht zum deutschen Markt passen würden.
Das ECC Köln empfiehlt derweil, dass der Handel von den Marktplätzen lernen solle, etwa, indem die Vertreter:innen die Marktplätze privat nutzen. Schließlich gestehen die befragten Händler ein, dass die Konkurrenz Trends und Kundenwünsche schnell aufgreife und eine große Produktvielfalt biete, darunter ausgefallene und einzigartige Produkte.
Expertin empfiehlt: Selbst aktiv werden
„Anstatt ausschließlich auf politische oder marktbedingte Regulationen zu warten, sollten Händler selbst aktiv werden“, so Julia Frings, Projektmanagerin am ECC Köln. „Insofern gilt es, von den neuen Plattformen zu lernen, wo es zur eigenen Positionierung passt, sei es durch Gamification auf der eigenen Website oder durch eine Präsenz auf den Plattformen.“