Recherchen des Wall Street Journal zufolge hat Tiktok über 18 Monate hinweg Sicherheitsmechanismen von Android umgangen, um die MAC-Adressen der Nutzerinnen und Nutzer zu erfassen. Über die MAC-Adresse kann jedes Netzwerkgerät eindeutig identifiziert werden. Diese Geräte-Adressen zu erfassen, verstößt gegen Googles Richtlinien für den Play-Store. Regelkonform ist nur das Tracking über die sogenannte Werbe-ID. Die kann von Nutzerinnen und Nutzer allerdings jederzeit zurückgesetzt werden. Bei der MAC-Adresse besteht diese Möglichkeit nicht.
Tiktok erklärt in einem Statement, dass die aktuelle Version der Social-Media-App keine MAC-Adressen erfasse. Das deckt sich mit den Angaben des Wall Street Journals, nach denen die Funktion mit einem Update im November 2019 abgestellt wurde. Neben der chinesischen Social-Media-App sollen 350 weitere Android-Anwendungen regelwidrig die MAC-Adresse der User erfasst haben.
Kein gutes Bild für Tiktok-Betreiber Bytedance
Ein Erlass von US-Präsident Donald Trump soll es Amerikanern ab dem 20. September 2020 verbieten, Geschäfte mit dem Tiktok-Betreiber Bytedance zu machen. Die chinesische Firma plant, gerichtlich gegen das Dekret vorzugehen. Medienberichten zufolge will Bytedance vor Gericht auch damit argumentieren, dass der Firma im Erlass kein Fehlverhalten nachgewiesen wird. „Der Erlass enthält keine Fakten, sondern wiederholt nur im Umlauf befindliche Phrasen über China“, so eine anonyme Quelle gegenüber dem Verbund nichtkommerzieller US-Hörfunksender NPR.
Die Recherche des Wall Street Journal dürfte Tiktok vor Gericht kaum helfen. Allerdings ist Tiktok längst nicht die einzige App, die MAC-Adressen sammelt. Aus einer Untersuchung des Unternehmens Appcensus aus dem Jahr 2018 geht hervor, dass rund ein Prozent aller Android-App die Geräteadresse erfasst – obwohl das bereits seit 2015 gegen die Play-Store-Richtlinien verstößt.
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