Pulse ist ein Programm von Tiktok, das Werbung und Creator:innen zusammenbringen soll und für die Creator:innen eine Monetarisierungsmöglichkeit darstellt. Wie Fortune nun berichtet, haben Creator:innen allerdings kaum etwas davon – meistens nicht einmal fünf US-Dollar.
Tiktok Pulse: Kontextuelle Werbung über Influencer:innen
Tiktok Pulse ist ein Programm, bei dem Werbende mit Creator:innen zusammengebracht werden, um kontextuell und markensicher gebrandete Tiktoks als Werbung schalten können. Dafür können sich Tiktok-Kanäle mit mehr als 100.000 Follower:innen anmelden. The Verge hatte auf Nachfrage erfahren, dass Tiktok 50 Prozent der Werbeeinnahmen an die Tiktok-Creator:innen abgeben soll.
Die Realität sieht wohl anders aus, wie Creator:innen gegenüber Future berichten: Azure MacCannell hat auf ihrem Kanal @livecomposed 713.000 Follower:innen und erzielte allein im Dezember elf Millionen Views. Tiktok kam auf sie zu: Sofern sie sich bei Pulse anmelde, würde die Plattform sie für ihren Content bezahlen. In den fünf Monaten seit Anmeldung erhielt sie letztlich aber nur 1,85 Dollar.
Auch sechs weitere Creator:innen berichteten von einer Intransparenz bei der Vergütung, niemand meldete höhere Einnahmen als fünf Dollar. Eine weitere Creatorin weiß nicht einmal, wo sie Informationen darüber findet, ob sie durch Tiktok Pulse Geld verdient.
Diese Kampagnenart ist allerdings eine Premium-Werbeoption, so Nicole Penn, Präsidentin der EGC Group. Um effizient mit diesem Format zu werben, ist ein Mindestbudget von 500.000 Dollar nötig, schätzt sie. Tiktok allerdings habe im Dezember einen Einstieg ab 500 Dollar Budget ermöglicht, was bei den Top-Videos mit diesen Engagement-Raten fragwürdig ist. Auf der einen Seite würden Top-Unternehmen wie Pepsi werben, auf der anderen Seite sei der Einstiegspreis enorm billig – das sei verwirrend, sagt Hilary Lemonick, eine Managerin für Influencer:innen-Marketing bei Super Coffee.
Wie funktioniert Tiktok Pulse?
Die Idee: Hinter erfolgreiche Tiktoks – ein „Top-4-Prozent-Tiktok“, schreibt die Plattform – wird ein thematisch passendes Video von Werbekund:innen ausgespielt. Da die Werbung vom Erfolg und Inhalt des vorangegangenen Tiktoks profitiert, sollen die Influencer:innen entsprechend vergütet werden.
Die Brand-Safety werde durch Inventory-Filter garantiert: Potenziell markenschädliche Inhalte landen gar nicht erst im Werbeinventar. Drittanbieter würden zusätzlich Markeneignung und tatsächliche Sichtbarkeit prüfen.
Ohne Monetarisierung keine Creator:innen, ohne die keine Fans
Influencer:innen und Creator:innen sind wichtig für die Plattformen: Sie produzieren eine Menge Inhalte, die meistens ein hohes Engagement erzielen, halten Fans bei der Stange und sind damit eine wichtige Basis dafür, dass Firmen Werbung auf den Plattformen schalten.
Aktuell beteiligen Youtube und Facebook die Creator:innen mit einem Anteil von 55 Prozent der Einnahmen am stärksten. Ab dem 1. Februar zahlt Youtube auch anteilig für Shorts.
Schon Creator-Fund enttäuschte
Tiktok hat bereits mit dem Creator-Fund versucht, eine Monetarisierungsoption zu schaffen. Allerdings wurde dafür eine fest Geldsumme prozentual auf sehr viele Creator:innen verteilt. Auch wenn es viel klang, dass eine Milliarde US-Dollar verteilt werden sollte, erhielt selbst ein:e Influencer:in mit großer Reichweite nur einige Cents.