Seit Monaten kursieren Gerüchte, denen zufolge Apple auf Hochdruck an eigenen KI-Produkten arbeitet, um eine Antwort auf OpenAIs ChatGPT, Microsofts Copilot, Googles Bard und Amazons KI-gestützte Alexa zu liefern. Apple gab sich zu diesem Thema bislang recht zurückhaltend. Nun bestätigte Apple-Chef Tim Cook, dass das Unternehmen tatsächlich an eigenen Lösungen arbeite und viel Geld in die Entwicklung investiere.
Cook: Apple arbeitet verantwortungsbewusst an generativer KI
Im Zuge einer Telefonkonferenz mit Investor:innen am Donnerstag zur Bekanntgabe der Ergebnisse für das vierte Quartal 2023 wurde Cook via 9 to 5 Mac gefragt, ob Apple mit KI experimentiere, da viele andere Technologieunternehmen bereits KI-basierte Tools eingeführt hätten.
Auf diese Frage entgegnete Cook zunächst mit der klassischen Antwort, dass in Apple-Geräten zahlreiche Funktionen auf künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen basieren. Als Beispiele nannte er etwa die im Mai angekündigte Bedienhilfe „Personal Voice“ von iOS 17, die Unfallerkennung und auch die EKG-Funktion in der Apple Watch. Als er konkret auf generative KI-Tools wie ChatGPT angesprochen wurde, antwortete Cook, dass „wir natürlich daran arbeiten“.
Der Apple-Chef offenbarte zwar keine weiteren Informationen darüber, was genau Apple in Sachen generativer KI vorhat. Er sagte aber, dass das Unternehmen seine eigene generative KI verantwortungsvoll einsetzen will und dass Apple-Kund:innen die Technologien als „Herzstück“ zukünftiger Produkte sehen werden.
Apple investiert Milliarden in KI-Entwicklung
Während der Telefonkonferenz wurde Cook gefragt, in welche Bereiche die immensen Summen von rund acht Milliarden US-Dollar flössen, die Apple für Forschung und Entwicklung veranschlagt habe. Seine Antwort war einfach: unter anderem in KI, Chipentwicklung und Produkte wie Apple Vision Pro.
Konkreter wurde Tim Cook zwar nicht, der Analyst Ming-Chi Kuo rechnete aber in einem Beitrag auf Medium vor, wie viel Geld Apple 2023 und 2024 allein für Hardware zur KI-Entwicklung ausgeben könnte, insbesondere für Server, die für das Training generativer KI-Modelle optimiert seien.
Kuo zufolge plane Apple den Kauf von 2.000 bis 3.000 KI-Servern im Jahr 2023 und zwischen 18.000 und 20.000 KI-Servern im kommenden Jahr. Dies entspreche etwa 1,3 respektive 5,0 Prozent der weltweiten KI-Server-Lieferungen in den Jahren 2023 und 2024, so Kuo.
Der Analyst geht davon aus, dass Apple für die KI-Server auf Nvidias HGX-H1008-„Supercomputer“ setzen dürfte, der pro Einheit mit rund 250.000 Dollar zu Buche schlage. Apple könnte dafür allein im Jahr 2023 mindestens 620 Millionen Dollar und im Jahr 2024 4,75 Milliarden Dollar für den Kauf von KI-Servern ausgeben.
Generative KI könnte Teil von iOS 18 und Siri werden
Es ist nicht das erste Mal, dass Cook über die KI-Entwicklung bei Apple spricht, es ist aber das erste Mal, dass er die Tragweite für künftige Produkte verdeutlicht. In einem Interview mit Good Morning America im Juni 2023 sagte Tim Cook noch vorsichtig, dass Apple KI „genau unter die Lupe nimmt“.
Ferner äußerte er im Mai während einer Telefonkonferenz Bedenken über KI-Produkte, da es „eine Reihe von Problemen gibt, die geklärt werden müssen“. Trotz der Bedenken schloss er dennoch damit ab, dass Apple das Potenzial von KI als „riesig“ ansehe und weiterhin in entsprechende Technologien für die eigenen Produkte investieren werde.
Laut Berichten des Bloomberg-Reporters Mark Gurman soll Apple die Entwicklung von KI-basierten Tools beschleunigt haben. Erste KI-Produkte sollen in iOS 18 einfließen und unter anderem in Apps wie Apple Music, Xcode und Siri implementiert werden, heißt es.