Mitte August 2022 starb ein Amazon-Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz – der Betrieb in dem Logistikzentrum in Leipzig lief trotzdem weiter. Das berichtet das Recherchekollektiv Correctiv.lokal. Der Mann sei zwar eines natürlichen Todes gestorben, einen Arbeitsunfall habe es nicht gegeben, Amazon-Mitarbeiter kritisieren dennoch den Umgang des Konzerns mit dem Geschehen vor Ort nach dem Todesfall.
Mitarbeiter brach am frühen Nachmittag zusammen
Der Mitarbeiter sei während der Arbeit am frühen Nachmittag zusammengebrochen. Als Sichtschutz seien Pappen um die Leiche aufgestellt worden. Amazon beschreibt das anders: Er sei zwischen höheren Regalen und einer Wand zusammengebrochen und dadurch abgeschirmt gewesen.
Auch über den weiteren Umgang mit dem Todesfall am Arbeitsplatz gehen die Aussagen von einem Mitarbeitern und Amazon auseinander: Ein Amazon-Mitarbeiter beschreibt, er habe weitergearbeitet, und auch in der Halle, in der sich der Todesfall ereignete, sei der Betrieb mit einer neuen Schicht weitergegangen.
Freistellungsmöglichkeit erreichte Angestellten nicht
Laut Amazon habe es für den Tag die Option der bezahlten Freistellung gegeben – bei dem Zeugen und auch weiteren Mitarbeiter:innen ist das aber wohl nicht angekommen. Auch in anderen Punkten schildert Amazon ein anderes Vorgehen an dem Tag als beteiligte Mitarbeiter.
Unter anderem seien Arbeitsbereiche gesperrt und Förderbänder abgestellt worden. Allerdings sei es nicht gelungen, alle Mitarbeiter:innen aus dem Bereich fernzuhalten. Es habe „psychologisches Personal“ und die besagte Option der bezahlten Freistellung für den Tag gegeben.
Warum der Schichtbetrieb nicht gänzlich eingestellt wurde? Darauf gibt Amazon keine Antwort.
Weitere Kritik an Amazon
Der Konzern wird in dem Bericht noch weiter kritisiert. Schlechte Arbeitsbedingungen sollen von Lagermitarbeiter:innen bis zu Zusteller:innen alle Angestellten treffen. Die Journalist:innen haben für ihre Recherche mit mehr als 100 Personen gesprochen, die bei Amazon arbeiten oder „Einblicke in die Abläufe hatten“.
Einige Beispiele des Berichts: Die Mitarbeiter:innen werden über Handscanner getrackt und arbeiten unter ständigem Zeitdruck. Den spürt jede:r in der Amazon-Logistikkette – Transport und Lieferung sind mit klaren Zielen streng getaktet.
Amazon bereits seit Jahren in der Kritik
Pause? Eine ehemalige Zustellerin hatte die laut eigener Aussage nicht. Trinken und Essen sei nur unterwegs möglich gewesen. Lkw-Fahrer:innen fahren zu lange, Arbeitsrecht wird gebrochen. Auch die Überwachung der Mitarbeiter:innen durch Amazon ist schon länger bekannt.
Vorwürfe gegen den Konzern wurden schon in mehreren Recherchen deutlich, auf die der jüngste Bericht auch Bezug nimmt. Den vollständigen Artikel gibt es bei Correctiv.