Es klingt nach einem sicheren Deal – und ist der Traum vieler Kryptofans: Wer vorab weiß, dass ein Token auf einer großen Kryptobörse wie Binance gelistet wird, kann mit dieser Information Geld verdienen. Nicht selten folgt auf ein Listing eine Kursexplosion. Für jene, die schon im Besitz des entsprechenden Token sind, bedeutet das eine große Chance auf einen schönen Gewinn, auch wenn sich die Wertsteigerung als Strohfeuer erweist. Den Verdacht auf einen solchen Insiderhandel im größeren Stil wirft jetzt eine Analyse der Firma Argus auf.
Profite mit Insiderinfos über Token-Listings
Argus hat im Zeitraum zwischen Februar 2021 und April 2022 knapp 50 Wallets genauer unter die Lupe genommen, die zuvor schon mit Token-Käufen vor Börsenlistings aufgefallen waren. Die Käufe und Verkäufe können anhand der öffentlich einsehbaren Blockchain-Daten nachverfolgt werden. Wer hinter den betroffenen Wallets steht, lässt sich aber kaum herausfinden. Die Wallets sollen jedenfalls im Untersuchungszeitraum zusammen Token und Coins im Wert von 17,3 Millionen US-Dollar erworben haben – um sie anschließend mit Gewinn zu verkaufen.
Den anhand der Blockchain-Daten nachvollziehbaren Gewinn beziffert Argus mit 1,7 Millionen Dollar, weist aber zugleich darauf hin, dass die Profite deutlich höher gewesen sein dürften. Ein Teil der finanziellen Mittel sei von den Wallets zunächst zu den Börsen transferiert und erst dort in andere Altcoins oder Währungen getauscht worden, wie timesnext.com schreibt.
Ein konkreter Fall, den Argus vorstellt, ist jener über das Listing des Gnosis-Tokens. Im August 2021 hatte eine der beobachteten Kryptowallets Tokens im Wert von 360.000 Dollar erworben – zu Preisen zwischen 200 und 300 Dollar. Eine Woche später erfolgte die Ankündigung des Listings des Token bei Binance. Der Gnosis-Kurs schoss innerhalb einer Stunde von 300 auf 410 Dollar, bevor er wieder auf gut 300 Dollar sank. Die Wallet konnte jedenfalls ein Plus von mindestens 140.000 Dollar einfahren, was einem Profit von 40 Prozent entspricht. Dieselbe Wallet soll ähnliche Geschäfte bei mindestens drei anderen Token gemacht haben.
Argument für strengere Kryptoregulierung
Das Problem des Insiderhandels hatte die traditionelle Finanzbranche schon vor Jahrzehnten. Jetzt stellt sich die Frage, wie Kryptobörsen verhindern können, dass Informationen über kommende Listings nach außen dringen. Berichte über solche Praktiken befeuern freilich auch die Debatte über schärfere Regulierungen. Schließlich kann mangelnde Regulierung auch dazu führen, dass die interne Compliance nicht so ernst genommen wird, wie sie es sollte.