
Der Chip-Gigant bekommt seine Fertigungsprobleme nicht in den Griff. (Foto: Alexander Tolstykh/ Shutterstock)
Intel soll mit den asiatischen Konzernen diskutiert haben, die Produktion von Top-Chips in deren Hände abzugeben. Das berichten asiatische Medien und nehmen dabei Bezug auf Insiderkreise. Der US-Konzern habe jedoch immer noch die Hoffnung, die eigene Chip-Fertigung in den Griff zu bekommen. Seit Jahren kämpft der Marktführer für Computer-Prozessoren darum, eine höhere Ausbeute an funktionierenden Chips beim 10-nm-Verfahren zu erhalten. Die Einführung des 7-nm-Prozesses verschob der Konzern immer wieder, aktuell soll sie Ende 2022/ Anfang 2023 starten. Die Konkurrenz aus Asien fertigt seit langem Produkte in diesen Prozessgrößen.
Apple hat sich schon viele Kapazitäten gesichert
Intel wolle zum Quartalsbericht in zwei Wochen eine Entscheidung treffen, sagen Informanten. Selbst wenn das Unternehmen aus Santa Clara TSMC beauftrage, sei mit einem Marktstart nicht vor 2023 zu rechnen. Die Produktion würde dann auf etablierten Fertigungsprozessen basieren, die auch andere TSMC-Kunden verwenden. Apple ist der größte Kunde und lässt dort die aktuellen Baureihen im 5-nm-Prozess fertigen. Der iPhone-Erfinder soll die kompletten Kapazitäten von TSMC in diesem Bereich ausreizen. Zusätzlich wurde kürzlich bekannt, dass sich Apple vorerst die Kapazitäten für den 3-nm-Prozess ab 2022 gesichert habe.
Intel in der Bredouille
Dank anhaltender Schwierigkeiten zog Dauerrivale AMD an Intel vorbei. Zusätzlich zeigte Apple dem Marktführer mit dem ersten eigenen Computerprozessor die Rücklichter. Die Stimmen, Intel solle die Fertigung outsourcen, wurden zuletzt immer lauter. Third Point heißt einer der großen Anteilseigener. Sein CEO Daniel S. Loeb drängt laut Reuters darauf, diesen Schritt zu vollziehen. Apple, Microsoft und Amazon würden bereits ihre eigenen Chips designen und in Asien produzieren lassen, schrieb er. Dieselbe Diskussion soll im Sommer dazu geführt haben, dass Chefentwickler Jim Keller das Unternehmen verließ. Ein komplettes Outsourcing kommt für Intel aufgrund anhaltender Aufträge aus dem US-Verteidigungssektor nicht infrage. Eine endgültige Entscheidung erwarten Beobachter auf der Quartalskonferenz am 21. Januar.
Intel steht davor, sich sein Unvermögen einzugestehen, Chips der nächsten Generation zu produzieren. Ein Outsourcing an TSMC und Samsung würde dieses Eingeständnis für die komplette Branche sichtbar machen. Auf der anderen Seite hat der Prozessor-Gigant längst sein Gesicht verloren, denn ehemalige Großkunden arbeiten längst an Alternativen. Apple ist bereits vom Intel-Core-Zug gesprungen und zeigt mit seinen ARM-Boliden, zu welchen Leistungen moderne Chips im Stande sind. Auch andere Hersteller schauen sich nach neuen Wegen um, sodass sich Intel etwas einfallen lassen muss, um dem schwindenden Marktanteil etwas entgegen zu setzen.
Raimund Schesswendter
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