Es hat wohl kaum ein weniger transparentes Werbeprodukt gegeben als jenes, das X jetzt anzubieten scheint. Es handelt sich laut Mashable um Werbung, die in den Timelines der Nutzer:innen erscheint, aber weder geliket noch retweetet werden kann. Besonders kurios ist wohl, dass diese Art von Werbung weder auf die Werbetreibenden schließen lässt, noch überhaupt offenbart, dass es sich um Werbung handelt.
Billige Werbung imitiert Posts – unzureichend
Wie Mashable überprüfen konnte, handelt es sich bei dem seltsamen Werbeformat um eine simple Komposition aus einem Text, einem Foto und einem angeblich gefälschten Avatar. Der Grund für diese Art von Darstellung soll darin bestehen, die Werbung als möglichst authentischen Post darzustellen.
Wer auf einen dieser Werbeposts klickt, wird in ein neues Browserfenster geschickt. Dabei ist es egal, wo in der Werbung geklickt wird. Das gilt jedenfalls für die mobile App, in der Web-Version ist die Werbung noch nicht sichtbar geworden.
Drittanbieter senden beliebige Werbung in die Timelines
Wie Mashable weiter herausfinden konnte, scheinen die Werbeposts über einen Drittanbieter eingespielt zu werden. Die konkreten Beispiele ähneln jedenfalls wohl stark jenen, die vom Taboola-Konkurrenten Revcontent ausgeliefert werden.
Dass Musk diese Art von Werbung auf der Plattform zulässt, sagt einiges über den Zustand der Werbevermarktung auf X. Offenbar gelingt es der Plattform nach den erratischen Entscheidungen des neuen Eigners immer weniger, namhafte und vor allem seriöse Werbetreibende zu akquirieren.
Nach neueren Untersuchungen hat X nicht nur gut die Hälfte aller Werbekunden verloren. Die Verbliebenen geben auch rund 90 Prozent weniger aus als zuvor. Laut Reuters ist der Umsatz von X in jedem einzelnen Monat seit der Übernahme durch Musk nur gesunken.
X ist auf Werbeplattformen angewiesen
Die Plattform kämpft nun ums finanzielle Überleben. Auch die neue X-Chefin muss sich strecken, um ein Desaster zu vermeiden. Teil der Strategie ist offenbar die Zusammenarbeit mit Drittanbietern aus der Werbeindustrie. Darunter befindet sich auch Google, die die Zusammenarbeit im Zuge des Programmatic Advertising bereits bestätigt haben.
Offenbar verkauft X sein Inventar nun nicht mehr selbst, was für Nutzer:innen den Effekt hat, dass auf X getätigte Einstellungen nicht mehr vor bestimmten Ads schützen. Die Plattform hat sich dem Drittanbieter so weit geöffnet, dass die Werbung nicht einmal mehr wie normale Tweets funktioniert – obschon sie so aussieht.