US-Börsenflucht: Warum Weibo-Betreiber Sina der Nasdaq den Rücken kehrt
Auf dem Höhepunkt der Dotcom-Ära war die Sina Corporation, Betreiber des in China populären Infotainment-Portals Sina.com und des Microblogging-Dienstes Weibo, im Jahr 2000 an die US-Tech-Börse Nasdaq gegangen. Analysten schätzten das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt auf einen Wert von rund 1,5 Milliarden US-Dollar. Jetzt will Chairman und CEO Charles Chao den Rückzug antreten – und nimmt dafür knapp 2,6 Milliarden Dollar in die Hand.
Sina-Aktionären winken 18 Prozent Aufschlag
Die von Firmenchef Chao kontrollierte Holdinggesellschaft New Wave, die schon 12,15 Prozent der Aktien hält, soll die Privatisierung über die Bühne bringen, wie das Manager-Magazin berichtet. New Wave bietet den Sina-Aktionären 43,3 Dollar pro Anteilsschein, was einem Aufpreis von 18 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom 2. Juli entspricht.
Bei diesem Datum handelt es sich um den letzten Handelstag, bevor das bisher gültige vorläufige Angebot unterbreitet worden war. Dieses Angebot ist jetzt noch einmal um 2,30 Dollar erhöht worden. Offenbar sind die Sina-Anteilseigner damit zufrieden – das erhöhte Angebot soll Bloomberg zufolge jedenfalls akzeptiert worden sein. Immerhin liegt es auch um knapp acht Prozent über dem Börsenkurs vom Freitag.
Trump will Transparenz oder Börsenrückzug
An dem Delisting des über zwei Dekaden an der Nasdaq notierten chinesischen Unternehmens trägt US-Präsident Trump zumindest eine Mitschuld. Trump hatte im Sommer angekündigt, dass ausländische Firmen, die sich nicht bestimmten Transparenzpflichten fügen, von den US-Börsen ausgeschlossen würden. Als Grundlage für die Drohung gilt der sogenannte Sarbanes-Oxley-Act von 2002. Beobachter sind sich sicher, dass Trump vor allem auf chinesische börsennotierte Unternehmen zielt.
Seit 1993 sollen laut Citigroup-Berechnungen über 350 Unternehmen mit Wurzeln in China einen Börsengang an der NYSE oder der Nasdaq gewagt haben. Forbes zufolge könnten wegen der von Trump ins Feld geführten Transparenzregeln rund 200 chinesische Unternehmen die Börsenflucht aus den USA antreten, darunter Schwergewichte wie Alibaba, Baidu und eben Sina. Möglich also, dass das Sina-Delisting erst der Anfang ist.
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