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Vanmoof 2.0: Was der neue Besitzer mit dem E-Bike-Pionier vor hat

Die neuen Besitzer des niederländischen E-Bike-Pioniers Vanmoof melden sich zurück und stellen ihre Strategie für die Wiederbelebung des Geschäfts vor – das neue „Vanmoof 2.0“ klingt vielversprechend.

7 Min.
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Vanmoof 2.0 nimmt Gestalt an. (Foto: t3n)

Etwas über zwei Monate nach der Verkündung der Übernahme des insolvent gegangenen Amsterdamer Pedelec-Herstellers Vanmoof durch das von McLaren Applied unterstützte Mobilitätsunternehmen Lavoie gibt es neue Lebenszeichen. Die neuen Besitzer legen ihre Strategie für ein Vanmoof 2.0 vor, bei der die Marke mehr als nur E-Bikes im Portfolio haben wird.

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Neue Besitzer sehen großes Potenzial in Vanmoof

Mit einer neuen Strategie will der frische Besitzer Lavoie, der von den Co-CEO Elliott Wertheimer, mit einem Hintergrund in der Luft- und Raumfahrttechnik, und Albert Nassar, mit Robotik-Background, geführt wird, Vanmoof mit neuem Elan und Geld im Nacken weiterführen. Vormals gründeten die beiden das Unternehmen Furosystems E-Bikes, das von McLaren Applied übernommen wurde.

„Mastermind“ hinter der Vanmoof-Übernahme, für die Lavoie die Dokumenten zufolge 900.000 Euro an Treuhänder und Anwälte hinlegen musste, ist Nick Fry. Der Vorstandsvorsitzende von McLaren Applied war weitgehend das Gesicht des Deals, der die Überbleibsel von Vanmoof aufsammelte.

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Die neuen Besitzer schreiben in einem Blogbeitrag, dass sie „die Art und Weise, wie Vanmoof die Wahrnehmung der Mobilitätsbranche verändert hat“, bewundern. Sie sehen in Vanmoof „großes Potenzial, die Branche noch weiter zu verändern“, heißt es. Weiter schreiben sie: „Wir haben Vanmoof übernommen, weil wir von den Produkten und der Marke überzeugt sind.“

Die Carlier-Brüder sind bei Vanmoof raus. Sie sind die neuen CEOs: Eliott Wertheimer und Albert Nassar leiten neben Vanmoof auch Lavoie. Nick Fry (Mitte), Vorstandsvorsitzender von McLaren Applied, war maßgeblich an der Übernahme von Vanmoof beteiligt. (Bild: Lavoie)

Das heißt zunächst, dass die neuen Besitzer den Spirit von Vanmoof weiterführen wollen. Damit dies gelingt, habe man sich das Unternehmen genau angesehen, „um zu verstehen, was bei Vanmoof sowohl kurz- als auch langfristig getan werden muss“.

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Wertheimer erklärt weiter: „Uns ist sehr wichtig, das beizubehalten, was Vanmoof war. […] Die Produktentwicklung, das Produktdesign und die technische Entwicklung sind immer noch im Haus, vollständig. Wir haben nichts davon ausgelagert und werden auch nichts davon auslagern.“

Im Zuge dessen wurden die Teams neu zusammengestellt, es wurde mit Interessenvertretern auf der ganzen Welt gesprochen und Pläne in Bewegung gesetzt, „um ein nachhaltiges, aber vor allem auch rentables Unternehmen aufzubauen“. Es gebe „in kurzer Zeit viel zu tun“ – man wolle aber nicht überstürzt handeln, sondern „es richtig machen“. In einem Interview mit Thomas Ricker von The Verge führen die neuen Besitzer ihre Vision weiter aus.

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Lavoies Strategie für das Vanmoof 2.0

Während unter der alten Führung unter anderem der Support und der Bereich After Sales vernachlässigt wurde, stehen den neuen Besitzern zufolge die Fahrer und ihre Erfahrungen „bei allem, was wir in Zukunft tun werden, im Mittelpunkt“. Plan sei es, dass „alle Entscheidungen“, die Lavoie treffen werde, mit folgenden Verpflichtungen im Einklang stehen:

Zunächst verfolgt Lavoie mit Vanmoof 2.0 das Ziel, es Vanmoof-Fahrer:innen leichter zu machen, ihre E-Bikes „jederzeit zu genießen“. Dies wollen die neuen Besitzer dadurch erreichen, eine Plattform aufzubauen, über die Ersatzteile „auf breiter Basis erhältlich sind“, und sie wollen auch mehr Drittanbietern Zugang zum technischen Know-how anbieten. Auf diesem Wege wolle Lavoie es langfristig ermöglichen, dass jede „qualifizierte Fahrradwerkstatt auf der Welt“ in der Lage sei, ein Vanmoof-Bike zu warten.

Im Laufe des ersten Halbjahres 2024 sehen die neuen Besitzer eine stufenweise Einführung von Ersatzteilen bei Einzelhändlern mit eigenen Werkstätten vor. Der Fokus liege zunächst auf den europäischen Schlüsselmärkten.

Die frischen Besitzer sind zudem von Vanmoofs Innovationsgeist überzeugt und wollen diesen fortführen. Mithilfe der Synergien von Vanmoof, McLaren Applied und Lavoie sei der Plan, „eine weltweit führende Mobilitätsmarke zu schaffen“.

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Vanmoof 2.0: Langer Atem und viel Geld erforderlich

Um dorthin zu gelangen, brauche es Zeit, sagt Fry: „Es wird mindestens drei Jahre dauern, bis wir sehen, dass das Ding den Kopf über Wasser hat“, sagt er über den Relaunch von Vanmoof. Man wolle nicht überhasten und mit „einem vernünftigen Tempo vorgehen“, so der Manager.

Das bedeutet indes auch, dass das neue Unternehmen neben der nicht unerheblichen Übernahmesumme erhebliche Investitionen tätigen müsse. Die neuen Besitzer, unterstützt von einem neuen Team von etwa 130 Mitarbeitenden (von zuletzt 700 bei Vanmoof), wollen jedes einzelne Teil auf seine Qualität prüfen. Ferner sei man dabei, „eine Verpflichtung zum Rückkauf von Lagerbeständen an Komponenten und Fahrrädern in verschiedenen Stadien der Montage einzuhalten“, heißt es.

Fry und seine Geldgeber von Greybull, denen McLaren Applied seit 2021 gehört, gehen davon aus, dass sie einen „zweistelligen Millionenbetrag“ in das neue Vanmoof investieren müssen, bevor sie einen Gewinn erwirtschaften können.

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Die Private-Equity-Firma Greybull hatte Fry übrigens in seine derzeitige Position bei McLaren Applied berufen. Bislang lag der Fokus des Unternehmens auf die Bereitstellung von Elektrifizierungs-, Konnektivitäts-, Telemetrie-, Steuerungs- und Analyselösungen für eine Reihe von Fahrzeugen aus dem Motorsport bis zum öffentlichen Verkehr. Nun gehören auch Mikromobilitätslösungen dazu.

Vanmoof 2.0: Ab Q2 2024 soll es auch in Deutschland wieder losgehen

Die neuen Besitzer sagen ferner, dass sowohl Produktion als auch Verkauf „einer Auswahl der aktuellen Modelle“ bald wieder aufgenommen werden soll. Derzeit klingt es danach, als würde zuerst das Vanmoof S5 (unser Test) in den Verkauf gehen. Zu Beginn plane man, das Pedelec wieder ein den Niederlanden anzubieten und sukzessive in weiteren europäischen Ländern zu verkaufen. Vom Budget-Modell Vanmoof S4 (unser Test) ist derweil keine Rede. Parallel dazu werkeln die Forschungs- und Entwicklungsteams „an bahnbrechenden neuen Produkten“.

Was die Verkaufskanäle angeht, sollen neue Vanmoof-E-Bikes zuerst nur über das neue Händlernetz erhältlich sein. Anschließend sei die Wiederaufnahme des Direktverkaufs über die Website geplant. Jedoch nur in den Gebieten, in denen es ein lokales Netz zertifizierter Werkstätten gibt.

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Die neuen Besitzer peilen einen Neustart im Laufe des zweiten Quartals 2024 in den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien an – weitere Länder sollen folgen.

Unter neuer Führung sollen „bahnbrechende neue Produkte“ entstehen – ob die Weiterentwicklung des Vanmoof  V dazugehört? (Bild: Vanmoof)

Weitere Aspekte, in denen das alte Vanmoof auch nicht überzeugte, waren Zuverlässigkeit und eine transparente Kommunikation. Das wolle das neue Team ebenfalls ändern. Weiter versprechen die neuen Besitzer, die Lieferkette umzugestalten sowie Teile neu zu entwickeln und zu verbessern, „damit die aktuellen Modelle robuster und leichter reparierbar werden“.

Klare Aussagen zu künftige Modellen machen die neuen Besitzer dennoch nicht. Allerdings sagt Wertheimer, dass einige Vanmoof-Features bleiben sollen: Dazu gehören etwa der Boost-Knopf, das markante Rahmen-Design, die integrierte Beleuchtung und Verkabelung, UX/UI sowie die praktische Kick-Lock-Diebstahlsicherung.

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Fraglich ist noch, ob der Ketten- einem Riemenantrieb weichen könnte. „Das prüfen wir gerade“, sagt Wertheimer. Auch die Option einer herausnehmbaren Batterie werde untersucht. Gerade dieser Aspekt war stets einer unserer Kritikpunkte an den Vanmoof-Bikes.

Vanmoof 2.0: Portfolio wird um E-Scooter erweitert

Eingefleischte Vanmoof-Fans dürften ihre Nase rümpfen, aber das neue Vanmoof wird neben Pedelecs auch E-Scooter verkaufen. Als erstes soll der Lavoie E-Scooter, der ursprünglich im November 2023 in den Handel kommen sollte, in ein Vanmoof-Produkt verwandelt werden. Der E-Tretroller soll nicht mehr unter Lavoie-Flagge in den Handel kommen, sondern umbenannt und kurz nach der Wiedereinführung der Vanmoof-E-Bikes auf den Markt kommen.

Der erste Elektrotretroller von Lavoie, der Series 1, wurde Ende 2022 vorgestellt und sollte unter anderem in Europa für über 2.000 Euro im November in den Handel kommen. Nun soll er als Vanmoof-Roller nach dem Marktstart neben den E-Bikes verkauft werden. (Bild: Lavoie)

Der E-Scooter werde neben dem Vanmoof-Branding auch neue Farben und Materialien erhalten. Zudem erhalte der E-Tretroller auch Zugriff auf die Vanmoof-App und eine angepasste Nutzeroberfläche für sein eingebautes Display. Der E-Roller soll „idealerweise kurz nachdem die Vanmoof-E-Bikes wieder in den Verkauf gehen“, angeboten werden, heißt es.

Vanmoof: Absage für ausstehende Bestellungen und Verlust des alten Garantieversprechens

Für Vanmoof beginnt bald eine neue Ära. Doch wie steht es um die Bestandskundschaft und kurz vor der Insolvenz getätigte Bestellungen? Die gucken wohl in die Röhre. Denn in einem älteren Frage-Antwort-Beitrag erklären die neuen Eigentümer, dass die Übernahme unter anderem den Verlust des Garantieversprechens bedeute.

Dieses sei unter dem „alten Management“ gegeben worden und habe fortan keine Gültigkeit mehr. Jedoch verspreche Lavoie, Technologie und Software offenzulegen, damit Dritte die Pedelecs warten könnten.

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Auch für bestellte, aber nicht ausgelieferte Vanmoof-Bikes sieht die Lage weniger gut aus. Denn die georderten und meist schon bezahlten Pedelecs werden nicht mehr ausgeliefert und sind Insolvenzgegenstand. Falls der Kauf mit einer Kreditkarte oder einem Zahlungsdienst wie Paypal durchgeführt wurde, habe man gegebenenfalls aber Anspruch auf eine Rückerstattung.

Vanmoof 2.0 klingt vielversprechend

Unter neuer Führung mit einem Besitzer, der offenbar gewillt ist, viel Geld in die Hand zu nehmen, die eigentlich starke Marke wiederaufleben zu lassen, könnte Vanmoof durchaus das Zeug haben, wie ein Phönix aus der aus der Asche aufzuerstehen. Trotz der sinnvoll klingenden Strategie, das Unternehmen langfristig und langsam wachsen zu lassen, dürfte die Insolvenz und die bislang schlechte After-Sales-Politik der Marke aber geschadet haben.

Dennoch: Mit verbesserten E-Bikes in ihrem vertrauten und beliebten Design und höherer Zuverlässigkeit als auch besserem Service könnte der neue Besitzer der Marke zu neuer Strahlkraft verhelfen. Dass gute E-Bikes auch ihre Kunden finden, zeigt letztlich der belgische Mitbewerber Cowboy, der eigenen Angaben zufolge mittlerweile in der Gewinnzone angelangt ist.

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