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Analyse

Vanmoof: Wie das „Tesla der E-Bikes“ in die Insolvenz schlitterte

Die E-Bikes von Vanmoof galten lange Zeit als „Tesla der E-Bike-Welt“ oder als „iPhone auf zwei Rädern“. Warum das Unternehmen trotz seines Rufs und der schicken Pedelecs gescheitert ist.

5 Min.
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(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Peter Dejong)

Vanmoof musste nach 14 Jahren Insolvenz anmelden. Auch wenn sich das Unternehmen vergaloppiert hat, können wir uns bei den Amsterdamern bedanken, denn das Unternehmen hat unter anderem dazu beigetragen, dass E-Bikes cool geworden sind. Erst Jahre nach den ersten Vanmoof-Modellen traten Hersteller wie Cowboy, Ampler oder Veloretti mit ihren Pedelec-Modellen aufs Parkett.

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Die Vanmoof-Gründer Ties und Taco Carlier. (Foto: Vanmoof)

Der 2009 von Taco und Ties Carlier gegründete Hersteller mit Sitz in Amsterdam hatte zu Beginn nur Fahrräder ohne E-Antrieb, aber schon mit dem markanten Rahmendesign im Portfolio. 2014 erschien parallel zu den klassischen Fahrrädern mit dem Modell 10 Electrified das erste Modell mit E-Motor. Es konnte aber eher als Testlauf verstanden werden, da es nur 200 Exemplare davon gab.

Mit dem S3 wollte Vanmoof zu schnell wachsen

Mit dem Electrified S, S2 und X2 vollführte der sukzessive Hersteller die Wende zum reinen E-Bike-Hersteller, wobei die Modelle S3 und X3 die große Masse erreichen sollten.

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Die immer stärker vernetzten Bikes zeichneten sich nicht nur durch ihren Rahmen mit Wiedererkennungswert aus, sondern hatten GPS zur Ortung, eine Diebstahlsicherung und weitere smarte Funktionen an Bord. Gerade für technikversierte Radler:innen ist eines der Highlights auch die Verbindung mit einer Smartphone-App, über die der Standort des Bikes, zurückgelegte Strecken und mehr eingesehen werden können.

Ein weiteres typisches Feature ist das sogenannte Kicklock, mit dem die Bikes mit einem Tritt gegen einen Bolzen am Hinterrad verschlossen werden können. Durch das Annähern des Fahrers oder der Fahrerin mit verbundenem Smartphone konnte das Bike bequem entriegelt werden.

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Mit den schicken Bikes war der Hersteller zunächst erfolgreich: Der Umsatz stieg laut Businessinsider von zwölf Millionen US-Dollar im Jahr 2018 auf fast 48 Millionen Dollar in 2019. Mit den Modellen Vanmoof S3 (Test) und X3 wollte der Hersteller im Jahr 2020 dann ein neues Kapitel aufschlagen und massiv wachsen.

Bei den Modellen S3/X3-Modellen hat der Hersteller verstärkt auf die Entwicklung eigener, also proprietärer Komponenten gesetzt und musste so weniger auf Zulieferer zählen. Auf diese Weise konnte Vanmoof die Verkaufspreise um fast 40 Prozent senken, um die Bikes für unter 2.000 Euro zu verkaufen. Beim Verkauf setzte der Hersteller überwiegend auf Direktvertrieb, sodass Kund:innen die Fahrräder nur über die Website beziehen konnten.

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Trotz Corona und massivem VC-Kapital: Vanmoof macht Minus

Zunächst spielte der günstige Verkaufspreis und ab 2020 die Coronapandemie – die dem gesamten Bike-Markt einen massiven Boom bereitete – dem Hersteller in die Karten. Ende 2020 verkündete das Unternehmen große Erfolge, unter anderem auf dem deutschen Markt.

Nicht nur Kund:innen fühlten sich zur angesagten E-Bike-Marke Vanmoof hingezogen, sondern auch zahlreiche Investoren, die das Unternehmen in mehreren Finanzierungsrunden binnen zwei Jahren mit beinahe 190 Millionen Dollar (Quelle: Crunchbase) überschütteten. Die größte Investmentrunde erhielt Vanmoof Anfang September 2021 mit 128 Millionen Dollar. Im Zuge dessen kündigte der Hersteller großspurig an, „jede Komponente des Fahrrads neu erfinden“ zu wollen.

Doch zu dem Zeitpunkt lief es bei Vanmoof schon nicht mehr so rund. Gerüchte besagen, dass der Hersteller schon seit Jahren defizitär war und unter anderem zu hohe laufende Kosten hatte. Laut der niederländischen Finanzzeitung erwirtschaftete Vanmoof in 2021 einen Umsatz von 83 Millionen Euro, fuhr aber gleichzeitig einen Verlust von 78 Millionen Euro ein.

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Neben einer hohen Zahl an Mitarbeiter:innen – zuletzt war von um die 700 die Rede – machte Vanmoof vor allem durch Qualitätsprobleme seiner E-Bikes massive Verluste. Allein in 2021 beliefen sich die Kosten für Reparaturen oder den Austausch von Vanmoof-E-Bikes im Rahmen der Garantie auf beachtliche acht Millionen Euro.

Viele gleichzeitige Faktoren trieben Vanmoof in die Insolvenz

Besitzer:innen eines Vanmoof-Bikes dürften über ihre defekten E-Bikes ein Lied singen können. Hinzu kommt, dass Kund:innen, die nicht gerade in Berlin oder in der Nähe eines der mittlerweile geschlossenen Service-Hubs wohnten, ihre Bikes entweder einschicken oder Hunderte Kilometer durch Deutschland fahren mussten.

Da die Reparaturwerkstätten so spärlich gesät sind, mussten Vanmoof-Besitzer:innen bisweilen Monate auf ihr wieder in Stand gesetztes Fahrrad warten. Zudem beschwerten sich Kund:innen über die extrem schlechte Erreichbarkeit – Reddit ist voll von solchen Geschichten. Letztlich konnten Vanmoof-Bike-Besitzer:innen hoffen und beten, eine Saison ohne Weg in die Werkstatt zu überstehen.

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Branchenexpert:innen gingen schon früher von massiven Problemen bei Vanmoof aus. Denn durch den verstärkten Einsatz proprietärer Komponenten anstelle von Standardteilen war es für die Fahrradwerkstatt um die Ecke nicht möglich, ein Vanmoof-Bike zu reparieren. Ersatzteile rückte Vanmoof an Dritte ohnehin nicht raus.

Auch das exklusiv gefahrene Direktvertriebsmodell wird als problematisch angesehen. Dieses verfolgen aber auch andere Unternehmen, wobei sich beispielsweise der Mitbewerber Cowboy mittlerweile davon verabschiedet.

Service? Was für ein Service?

Wie bereits angeschnitten, gehört auch das Fehlen einer breiteren, regionalen Serviceabdeckung zu einem massiven Fehler Vanmoofs. Der Hersteller hatte zwar in diesem Jahr erneut angekündigt, ein Netzwerk von Einzelhandels- und Servicepartnerschaften aufzubauen. Hierfür scheint es nun aber etwas spät. Falls der Hersteller sich aus der Insolvenz retten sollte, wäre der Ausbau des After-Sales-Bereichs voraussichtlich ein wichtiger Faktor.

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Ferner wird Vanmoof vorgeworfen, unausgereifte Produkte auf den Markt zu bringen. Das wohl deutlichste Beispiel dürfte die automatische Viergangschaltung sein, die bei vielen bei zügiger Anfahrt zwischen dem dritten auf dem vierten Gang rasselt und wild herumspringt. Bei den Nachfolgern S4 und S5 hatte Vanmoof schließlich auf zwei respektive drei Gänge gesetzt.

Gegenüber Techcrunch erklärte ein Insider aus der Fahrradindustrie, dass Vanmoof sich überdies zu sehr aufs Marketing konzentriert und für eine möglichst hohe Aufmerksamkeit viel Geld ausgegeben hat – sogar für Fernsehwerbung hatte das Unternehmen viel Geld in die Hand genommen.

Gleichzeitig habe das Unternehmen vergessen, „an die Lieferkette und die Stückkosten zu denken“, so der Insider. Ferner sagte er, dass Vanmoof durch Lieferverzögerungen bedingt durch die Coronapandemie auf „einer Menge fehlerhafter Lagerbestände und Überbestellungen saß“.

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Vanmoof: Was kommt nach der Insolvenz?

Bei der Vanmoof-Insolvenz spielen also mehrere Faktoren eine Rolle, die das Unternehmen nach 14 Jahren der Existenz ins Aus bugsierten. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Unternehmen seit den Modellen S3 und X3 zu schnell massiv wachsen wollte und sich dabei auf seinen dicken Batzen Venture Capital und seinen Ruf verlassen hatte.

Nicht vergessen werden dürfen für ein gesundes Wachstum jedoch weitere relevante Faktoren wie After-Sales und Service – insbesondere dann, wenn man auf proprietäre Bauteile setzt. Andere E-Bike-Hersteller sollten sich die Insolvenz von Vanmoof als warnendes Beispiel vor Augen führen und möglichst nicht die gleichen Fehler machen.

Auch wenn Vanmoofs Niederlassungen außerhalb der Niederlande nicht Teil der Insolvenz sind, ist derzeit ungewiss, wie es weitergeht. Das Unternehmen versucht unter anderem einen Käufer zu finden, um den Betrieb weiterführen zu können. Besitzer:innen eines Vanmoof-Bikes sollten sich unseren Ratgeber zu Gemüte führen.

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10 Kommentare
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Dein t3n-Team

Jaybee

Diese gegenderte Sprache macht t3n Artikel schwer lesbar. Es mutet fast etwas behindert an.

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Elmond

Mir geht so etwas auch gewaltet auf den Keks, da es nur Dinge verkompliziert ohne sie zu lösen. Doch dank Gender-Filter bekomme ich das nicht mehr zu sehen. Danke an die Entwickler!!! :)

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klappe_zu

Dann solltest du vllt an deiner Lesekompetenz arbeiten. In dem Text sind ne Hand voll davon, das hält man schon aus, wenn man nicht sofort immer ideologisch rot sieht. Und die 90er, in denen man noch Leute als behindert beschimpft hat, sind Gott sei Dank auch vorbei.
LG und Viel Erfolg beim Dazulernen

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Felix

Das ist doch ein typischer ChatGPT Artikel – gerade der Abschlussteil klingt völlig wie aus der Retorte

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Elmond

Ich empfinde es als positiv sich von Zulieferern unabhängig machen zu wollen und besonders mehr in Europa zu produzieren. Doch ein total geschlossenes System, wo keiner mehr selbst etwas machen kann, ist weder hilfreich noch dient es den Menschen. Cool darf es sein, aber bitte nicht so. Ein Apple auf Rädern brauche ich nicht!

Ich hoffe, dass Vonmoof das noch lernt, oder andere Hersteller aus deren Fehlern lernen.

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Experte

Es ist immer traurig, wenn ein Hersteller von umweltverträglichen Produkten in Schieflage gerät. Viel Glück für Van Moof, dass sie da wieder herauskommen.

Bei der großen Masse an markenfreien Ersatzteilen, elektrisch und mechanisch, kann man natürlich auch diese Räder immer reparieren, wenn auch ohne Smarphone anbindung, etwas Grips ist aber notwendig, am besten nach Selbsthilfegruppen im Netz Ausschau halten oder eine solche gründen.

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Volker

Ich habe leider aufhören müssen zu lesen- die Gendersprache hat einfach zu sehr genervt.

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Käptn

Lustig, mir fällt gegenderte Sprache gar nicht mehr auf. Man gewöhnt sich an alles, die genervten Kommentare auf dem Weg dahin könnt man sich auch einfach sparen :-P

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Duke de Pall Mall

Vanmoof – Hipsterkacke pur. Produkte, die mehr auf Hype und digitale Abhängigkeiten setzen statt auf Qualität und einfache vor Ort-Instandhaltung dank Normteilen und modularen Design sind angesichts der Tatsache, dass wir in einer permanenten Multikrisenära leben wirklich völlig überholt. Vanmoof ist da nur der Anfang.

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James S.

Das wars für mich mit t3n, der Gender Schwachsinn geht einfach zu weit. Nie wieder Artikel so viele Wörter nach deutscher Rechtschreibung falsch geschrieben sind. Hoffe dass ihr daran zu Grunde geht und enorme Verluste Einfahrt damit ihr es endlich begreift, sich nicht immer hinter jeden „Trend“ zu stellen.

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