
Island hat es und auch Großbritannien sowie die USA haben es: ein Pilotprojekt zur Einführung der Vier-Tage-Woche. Nun folgt auch die Bundesrepublik, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet. 50 Unternehmen aus verschiedenen Branchen testen das Arbeitszeitmodell vom 1. Februar 2024 bis zum 30. Juli 2024. Die Bewerbungsphase beginnt am 1. September 2023. Koordiniert wird das Projekt von der Beratungsagentur Intraprenör.
Sechs Monate lang werden sie dabei die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt von fünf auf vier Tage reduzieren. Expertinnen und Experten sprechen hier vom sogenannten 100-80-100-Modell, das sich massiv vom Belgischen Modell unterscheidet. In dem EU-Staat haben die Bürgerinnen und Bürger ein Recht auf die Vier-Tage-Woche, allerdings ohne Arbeitszeitverkürzung, sondern lediglich flexibler. Dort können Beschäftigte an vier Tagen jeweils zehn Stunden arbeiten.
Nach der Testphase folgt eine wissenschaftliche Auswertung durch die Universität Münster, berichtet das RND. Die Pilotstudie wird zudem von der Initiative 4 Day Week Global begleitet, die auch schon in Großbritannien unterstützend während deren Projektphase zur Seite stand. Im Beirat sitzen hierzulande zudem Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaft IG Metall, des Arbeitgeberverbands BDA und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.
„Flexible Arbeitszeiten sind für viele Unternehmen ein wichtiger Anreiz bei der Fachkräftegewinnung. Dazu zählt auch die Vier-Tage-Woche“, sagte Beiratsmitglied Kristian Schalter vom BDA gegenüber dem RND. „Spannend wird die Frage sein, ob ein Absenken der Arbeitszeit mit einer signifikanten Produktivitätssteigerung einhergeht.“ Sie sieht das 100-80-100-Modell jedoch eher kritisch und geht nicht von einer flächendeckenden Eignung aus.
Sophie Jänicke ist ebenfalls Beiratsmitglied und zudem Vorstandsmitglied der IG Metall. Sie berichtet, dass sich die Vier-Tage-Woche in vielen Betrieben zur Sicherung von Arbeitsplätzen unisono bewährt habe. „Sie erhöht die Work-Life-Balance von Beschäftigten und kann damit auch die Attraktivität von Unternehmen steigern.“ Der BDA und die IG Metall vertreten seit jeher völlig gegensätzliche Meinungen zur Vier-Tage-Woche bei gleichbleibendem Gehalt.
Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass die Deutschen der Vier-Tage-Woche offen gegenüberstehen: Rund 81 Prozent der Befragten wünschen sich eine Vier-Tage-Woche mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit. Knapp 73 Prozent geben dabei an, eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem Lohn zu wollen. Acht Prozent würden ihre Arbeitszeit auch reduzieren, wenn dadurch das Entgelt geringer ausfiel. Nur 17 Prozent lehnen sie pauschal ab.
Unternehmen, die eine Vier‑Tage-Woche anbieten, punkten indes bei Jobsuchenden. 42 Prozent der ohnehin schon Wechselwilligen suchen einer Umfrage des Jobportals stellenanzeigen.de zufolge gezielt nach Arbeitgebern, die eine Vier‑Tage-Woche anbieten. Aber auch bei den aktuell weniger wechselwilligen Befragten kommt die Vier‑Tage-Woche gut an: 68 Prozent von ihnen sind am alternativen Arbeitszeitmodell interessiert.
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