„Deutschland steht wie kein anderes Land für individuelle Freiheit“, sagt der Chef des VW-Konzerns auf die Frage nach einem generellen Tempolimit. Überall auf der Welt werde vom Freiheitsgefühl auf deutschen Autobahnen geschwärmt. Das sei ein Wettbewerbsvorteil, „den wir nicht leichtfertig aufgeben sollten“, empfiehlt Diess. Er ist sich sicher: „Wir würden sehr viel aufgeben“, wenn ein Tempolimit eingeführt werde. In einem ausführlichen, wenn auch unkritischen Interview des Handelsblatt hat er sich weiteren Fragen gestellt.
Diess: Der Politik geht es nicht um Klimaschutz
Der 62-Jährige hat den Eindruck, über das Tempolimit werde „bewusst wenig gesprochen“. Er plädiert für ein offenes Führen der Debatte. Um Klimaschutz gehe es der Politik dabei nicht. Sonst würde sie Bereiche wie die Braunkohleverstromung, die Stahl- und Zementindustrie, die Schifffahrt und den Lkw-Verkehr stärker in den Fokus nehmen, lautet seine Begründung.
„Der Beitrag der Elektrifizierung im Pkw-Verkehr ist relativ gering“, so Diess. Zudem sieht er die freie Fahrt auf Autobahnen als eine Art ein Innovationsmotor an. Er sagte wörtlich: „Die freien Autobahnen haben viel Ingenieurskunst hervorgebracht, die die deutschen Autohersteller im weltweiten Vergleich sehr wettbewerbsfähig macht.“
In 10 bis 15 Jahren kaum mehr Unfälle
Auch den Sicherheitsaspekt lässt Diess nicht gelten. Er verweist auf Verkehrsleitsysteme und Fahrassistenten. Beides lasse auch in Zukunft höhere Geschwindigkeiten bei steigender Sicherheit zu. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in 10 oder 15 Jahren noch in nennenswerten Umfang größere Autobahnunfälle haben werden“, sagte er. Außerdem werde man in der „elektrischen Welt“ ohnehin langsamer fahren, weil hohe Geschwindigkeiten massive Reichweitenverluste nach sich ziehen. Sein Fazit: „Auch deshalb frage ich mich, ob wir überhaupt ein Tempolimit brauchen.“ Im Hintergrund sollen sich die Automobilkonzerne schon auf ein entsprechendes Gesetz vorbereiten.
Elektromobilität und autonomes Fahren auf der Agenda
Diess betont, es müsse dafür gesorgt werden, dass die Elektromobilität „auch zu Hause“ stark werde. Ein starker Heimatmarkt sei Grundvoraussetzung für hohe Exportchancen. Er mahnte außerdem Innovationsgeschwindigkeit an. Der Manager erklärte: „Wir müssen schnell sein beim Thema autonomes Fahren und Fahrassistenzsysteme. Wenn wir das in Deutschland erreichen, können wir es auch auf dem Weltmarkt schaffen.“
Auf jüngste Aussagen zur Klima- und Umweltpolitik angesprochen, verwies Diess auf seine Verantwortung für Mitarbeiter, Anteilseigner und Eigentümer. Die Politik mache die Vorgaben, wo es langgehe und entscheide etwa über den Antrieb von Fahrzeugen. „Die Autoindustrie gehört weltweit zu den am stärksten regulierten Industriezweigen“, fügte er hinzu.
„Deutschland steht wie kein anderes Land für individuelle Freiheit“
Aber wenn ich am Wochenende der Blechlawine entkommen will und mit dem Fahrrad durch die Wälder fahren und zelten möchte, ist das verboten. Da hört die individuelle Freiheit natürlich auf… Die geht scheinbar in Deutschland nur so weit, wie das Individuum mit seiner PS-Protzer-Karre durch die Straßen und über die Autobahnen brettern können. Fußgänger, Radfahrer und alle anderen kleineren Verkehrsteilnehmer sollen gefälligst in Fußgängerbereichen bleiben, ja?
Wen wundert überhaupt, dass jemand wie der Diess so etwas sagt? Wovon lebt denn der Konzern? Die verkaufen immer fettere Karren mit immer mehr Leistung. Wenn der Golf GTI, der Audi S3, der Skoda Octavia RS oder der Audi SQ5 und ähnliche Karren im Laden stehen bleiben würden, hätte der Herr sicherlich eine andere Meinung.
Davon mal abgesehen glaubt wohl Niemand daran, dass der VW-CEO nicht selbst genau weiß, dass Elektromobilität höchstens eine Brückentechnologie zur Klimaneutralität sein kann. Woher sollen die ganzen seltenen Erden denn kommen und wohin sollen diese wieder verschwinden, wenn die Akkus einmal Platt sind? Solche fragen interessieren natürlich nicht, wenn Anteilseigner Dividenden erwarten und die Fragen danach erst gestellt werden, wenn man selbst nicht mehr unter den lebenden weilt…. Solange möchte man gefälligst im Dreijahresrhytmus Neuwagen verkaufen!
„Außerdem werde man in der „elektrischen Welt“ ohnehin langsamer fahren, weil hohe Geschwindigkeiten massive Reichweitenverluste nach sich ziehen.“
Oder einfacher gesagt, wer rast, fährt kurz.
Das regelt sich auf dem Spielplatz über kurz von alleine.
Die Raserkisten sind doch heute schon obsolet. Wer heute versucht, auf der Autobahn mehr als ca. 115 kmh zu fahren, braucht gute Nerven. Selbst wenn es relativ wenig Verkehr hat, kommt man mit einer höheren Geschwindigkeit meist nur einige km weit, dann muss man in die Eisen steigen. Absolut sinnlos.
Im Grunde ist abzusehen, dass das „Deutsche Automodell“ ins Off laufen wird, weil es weit wichtigeren Entwicklungszielen massiv entgegen steht. Aber so jemand wie Diess und viele seiner Kollegen*innen, die mit „Benzin im Blut“ sozialisiert wurden, sind dafür nicht kompatibel. Aber auch das regelt sich über kurz von alleine.