Elon Musk Gaststar bei Volkswagen: VW-Chef Diess schwört Führungskräfte auf Wettkampf mit Tesla ein
Auf einer Tagung der 200 wichtigsten Führungskräfte von VW im österreichischen Aipbach schaltete Konzern-Chef Herbert Diess den zuvor als größten Rivalen bezeichneten Tesla-Chef Elon Musk per Video-Call aus dem fernen Texas zu. Der gab den Anwesenden am Donnerstagabend etliche Tipps und bezeichnete Volkswagen als Ikone.
Tesla größter Herausforderer – VW-Chef Diess spricht Klartext
Es dürfte eine Überraschung der größeren, weil völlig unerwarteten Art gewesen sein. Zuerst hatte VW-Chef Diess eindringlich darüber doziert, warum er allein Tesla für den größten Herausforderer Volkswagens hält. Schon jetzt liege Tesla in wichtigen Kernkompetenzen modernen Automobilbaus vor VW, so Diess. Vor allem in Sachen Software sei Tesla weit vorne. Das berichtet das Handelsblatt aus Teilnehmerkreisen.
Das werde einen harten Wettbewerb bedeuten. VW müsse agiler werden und auf allen Ebenen die Komplexität reduzieren. Spätestens mit dem Produktionsstart von Tesla in der neuen Gigafactory im brandenburgischen Grünheide werde der US-amerikanische Autobauer eine höhere Produktivität in Deutschland leisten als das VW-Stammwerk in Wolfsburg.
Elon Musk gibt Einblicke in Tesla-Erfolg
Als wollte Diess seiner Mahnung noch mehr Gewicht verleihen, schaltete er den zuvor als gefährlichsten Wettbewerber gezeichneten Elon Musk per Video-Call auf die Tagungsbühne. Der gab sich umgänglich und bezeichnete VW als Ikone. Er habe selbst bereits verschiedene VW-Modelle und einen Porsche 911 gefahren. Auch die Ikone käme indes nicht um eine Transformation herum. Sie sei notwendig, wolle man nicht als Randnotiz in den Geschichtsbüchern enden.
Als Diess von Musk wissen wollte, warum Tesla so viel schneller als VW sei, antwortet der Tesla-Chef, das läge am Führungsstil. Er sei „in erster Linie Ingenieur“, aber neben dem Auto faszinierten ihn auch „Lieferketten, Logistik und Produktionsprozesse“. Da sei Tesla schon schnell aufgestellt, müsse aber noch schneller werden.
VW werde diese Transformation meistern, soll sich Musk zuversichtlich über den Fortbestand von Volkswagen geäußert haben. Auch die Sorgen um einen etwaigen Stellenabbau suchte Musk wohl zu zerstreuen. „Für die vertikale Integration werden eher mehr Mitarbeiter benötigt“, wird Musk zitiert. Zudem seien gute Ingenieure auch zu Entwicklungen in der Elektromobilität in der Lage, „wenn sie offen dafür sind“.
Diess nutzte die Gelegenheit, noch einmal klarzustellen, dass seine am vergangenen Mittwoch kolportierte Ankündigung, der Umbau des Konzerns zu einem Elektroauto-Anbieter könnte in der deutschen Produktion 30.000 Arbeitsplätze kosten, geradezu eine Falschmeldung sei. „Ich habe, wenn ich an Wolfsburg denke, nicht den Abbau von Arbeitsplätzen im Kopf. Darum geht es nicht. Mir geht es darum, wie wir miteinander arbeiten, wir müssen effizienter, schneller werden“, soll Diess auf der Tagung gesagt haben.
Neue Strategie soll VW revolutionieren
Seine Antwort auf die Herausforderungen der näheren Zukunft lautet „Trinity“. Die Strategie stehe für eine neue Autogeneration, die 2026 vom Band laufen soll, so Diess. Ziel sei eine „dramatische“ Verringerung der Komplexität des eigenen Angebots. Statt bis zu zehn Millionen möglicher Varianten allein für den VW Golf sollen es künftig weniger als Hundert werden.
Dabei darf Tesla erneut als Vorbild gelten. Der Autobauer bietet bei seinem Einsteigermodell Model 3 drei Antriebsvarianten, fünf verschiedene Lackierungen, zwei Felgen und zwei Farben für das Interieur an. Demgegenüber steht im VW-Konfigurator ein Wust sich teils widersprechender Auswahlmöglichkeiten. Der Weg zum Kaufabschluss ist bei VW deutlich steiniger. Das beklagen Händler bereits seit Jahren.
Am Wochenende bedankte sich Diess auf Twitter bei Musk für seinen Auftritt und versprach einen baldigen Gegenbesuch in Grünheide.
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